Autorenschreibtisch: Alex Capus

Autorenschreibtisch: Alex Capus

Wo schreibt Alex Capus?

Einen eigentlichen Schreibtisch benutze ich schon lange nicht mehr. Zu Hause habe ich zwar noch ein Büro mit einem Pult und einem bequemen Sessel und einer Handbibliothek mit allerlei Duden- und Langenscheidt-Wörterbüchern und einem 30bändigen Brockhaus mit Goldschnitt - nur dass ich dort nie sitze, und dass ich die schönen Bände seit Jahrzehnten kaum mehr zur Hand genommen habe. Ich brauche sie nicht mehr. Wenn ich etwas wissen muss, klappe ich meinen Laptop auf. Das ist effizienter, ergiebiger, zuverlässiger, aktueller. Als Arbeitsinstrument ist er unschlagbar. Das ist nun mal so.
Zum Schreiben nehme ich zuerst den Füller zur Hand. Einen Caran d'Ache, den ich mir vor vielen Jahren als Dienstaltersgeschenk überreicht habe. Die allererste Fassung - the shitty first draft, wie die Amerikaner sagen - schreibe ich in irgendeine Kladde, es muss kein Moleskine sein. Am liebsten schreibe ich in der Galicia Bar. Die sperrt erst um 16 Uhr auf, aber ich habe den Schlüssel, weil ich der Wirt bin. Wenn mir nichts einfällt, spiele ich eine Runde Billard gegen mich selbst. Mir fällt meist nichts ein. Und hinter dem Tresen steht eine 50jährige italienische Kaffeemaschine unter Dampf, für mich ganz allein.

Schon die zweite Fassung schreibe ich dann auf dem Laptop. Keine Ahnung, wie Thomas Mann ohne MacBook die Buddenbrooks schreiben konnte.
 

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