5 Fragen an ... Alex Capus

5 Fragen an ... Alex Capus

Lieber Alex Capus, Ihre letzten beiden Romane waren zeitlich am Beginn des vergangenen Jahrhunderts angesiedelt, die Geschichte Ihres neuen Romans spielt mitten in der Gegenwart. Warum wollten Sie diesmal ganz im Hier und Jetzt bleiben?
Jede erzählte Geschichte ist eigentlich zeitlos und unabhängig von der Epoche, in der sie spielt. Sie muss einerseits vergangen sein, damit man sie erzählen kann – „je vergangener, ist man versucht zu sagen, desto besser“ (Thomas Mann, Zauberberg, Seite 1) – andererseits muss sie auch in der gelebten Gegenwart des Autors und der Leserschaft relevant sein.

Zu Beginn des Romans sehen wir Max, der zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern in einer Kleinstadt lebt. Dann reist die Frau für ein paar Tage nach Paris, und zum ersten Mal in fünfundzwanzig Jahren Ehe schlafen Max und seine Frau abends nicht im gleichen Bett ein. Was passiert dann mit Max?
Die eher milde Erschütterung des Alltags – die Frau ist ja nicht für immer weg – macht dem Helden bewusst, was ihm wirklich wichtig ist im Leben.

Ist es am Ende doch immer die Liebe, die für alles der Auslöser ist, auch für das Erzählen von Geschichten?
Das Geschichtenerzählen lebt doch immer von der Behauptung, dass alles mit allem zusammenhängt, dass also das Leben einen Sinn hat. Und selbstverständlich handelt jede Geschichte, die Menschen einander erzählen können, von mindestens zwei Menschen. Ein Mensch allein, das gibt keine Geschichte. Schwierig. Sogar Robinson Crusoe brauchte seinen Freitag.

Musiker sprechen bei Veröffentlichung eines neuen Albums sehr gern davon, dass das nun ihr „persönlichstes Album“ sei. Autoren haben da in der Regel etwas mehr Hemmungen. Wie ordnen sie selbst Ihren neuen Roman ein?
Ach, alle Kunst ist immer sehr persönlich, wenn sie etwas taugt. Sonst kann man es gleich bleiben lassen, meine ich.

Sie haben eine Bar in einer Kleinstadt, jeden Montagabend stehen Sie selbst als Barkeeper hinter dem Tresen. Haben Sie das Gefühl, Ihre Gäste erzählen Ihnen gern etwas aus ihrem Leben, weil sie hoffen, vielleicht auch mal in einem Ihrer Bücher aufzutauchen – oder sind sie eher vorsichtig, sobald sie sehen "Oh, heute steht der Autor hinterm Tresen"?
Ach nein, zu Hause in Olten nehmen mich die Leute nicht so sehr als Schriftsteller wahr, dort bin ich einfach der Alex, den die meisten seit Jahrzehnten kennen. Manche misstrauen mir als Künstler eher ein wenig, weil sie schon mit mir im Sandkasten gespielt haben. „Ach, der Capus“, denken die, „wieso sollte aus dem was geworden sein, aus mir ist schließlich auch nichts geworden.“

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