In der freien Welt
Details zum Buch
Roman
  • Erscheinungsdatum: 01.02.2016
  • 496 Seiten
  • Hanser Verlag
  • Fester Einband
  • ISBN 978-3-446-25119-9
  • Deutschland: 24,90 €
  • Österreich: 25,60 €

  • ePUB-Format
  • E-Book ISBN 978-3-446-25197-7
  • E-Book Deutschland: 13,99 €

Der deutschsprachige Roman über Israel und Palästina – gedankenklar, virtuos, aufrüttelnd.
John, amerikanischer Jude und ehemaliger Freiwilliger der israelischen Armee, wird in San Francisco auf offener Straße niedergestochen. Wer war John? Diese Frage stellt sich dem österreichischen Autor Hugo, der um seinen Freund trauert. Auf den Spuren Johns reist er nach Kalifornien, wo sich die beiden vor einem halben Leben kennengelernt haben, und dann nach Israel. Dort findet er sich im jüngsten Gaza-Krieg auf beiden Seiten des Konflikts wieder. "In der freien Welt“ wagt nun die Frage nach unserem heutigen Blick auf jüdische Identität, auf das Fortwirken deutscher Geschichte und die Politik Israels.

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Norbert Gstrein

Norbert Gstrein

Norbert Gstrein, 1961 in Tirol geboren, lebt in Hamburg. Er erhielt u.a. den Alfred-Döblin-Preis, den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Uwe-Johnson-Preis, den Österreichischen Buchpreis 2019, den Düsseldorfer ...

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Presse

"Endlich kann mal ein deutschsprachiger Autor mir etwas von der Welt erzählen, so dass ich ihm glaube […] Das ist er, der große, der wichtige, politisch wie ästhetisch an- wie aufregende Roman in diesem Frühjahr. Er heißt 'In der freien Welt', Autor Norbert Gstrein." Denis Scheck, SWR Fernsehen, 28.04.16

"Ein in jeder Hinsicht bewegender Roman!" Raimund Kirch, Nürnberger Zeitung, 26.03.2016

"Norbert Gstreins linear erzählter und wegen seiner präzisen Puzzlearbeit ausgesprochen spannend zu lesender Roman." Bettina Schulte, Badische Zeitung, 12.03.16

"Gstrein widmet sich dem Elend zwischen Israel und Palästina, und sein anschaulicher Text ist eine bedrückende Lektüre." Jürg Scheuzger, NZZ am Sonntag, 28.02.16

"Gstrein ist ein glänzender Kompositeur von Einzelszenen; ein versierter Erzähler, der die chronologisch ungeordneten Kapitel in einem großen Bogen zusammenhält. 'In der freien Welt' ist ein spannendes Buch, weil Gstrein darin untersucht, wie sich ästhetische, vor allem aber politische Ideologien auf die Handlungszwänge des Einzelnen auswirken." Christoph Schröder, die tageszeitung, 27.02.16

"Intelligent und feinsinnig beschreibt Gstrein jene Ressentiments, die den Umgang zwischen Juden auf der einen, und Österreichern und Deutschen auf der anderen Seite bis heute schwierig machen." 3sat Kulturzeit, 26.02.16

"Was seine Figuren von der Wirklichkeit hereintragen, sind die großen Auseinandersetzungen unserer Zeit." Stefan Kister, Stuttgarter Zeitung, 12.02.16

"Norbert Gstrein arbeitet raffiniert mit Elementen des Krimis. ... Norbert Gstrein hat schon mehrfach bewiesen, dass er große Stoffe überzeugend bewältigen kann (...). Sein neuer Roman ist ein weiterer Beweis, dass dieser Autor zu den großen Erzählern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur gehört. ... Ein großartiges Buch." Heide Soltau, NDR Kultur, 08.02.16

"'In der freien Welt' darf, ja muss man als Gstreins bisher übermütigstes, deshalb auch mutigstes Buch bezeichnen." Jochen Hieber, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.16

"Das Schöne liegt in Amerika, wie so oft bei Gstrein, zu dessen literarischen Säulenheiligen Hemingway und Faulkner gehören. Und so ist 'In der freien Welt' nicht nur ein beachtlicher Roman über Israel, über die Unmöglichkeit, ein beiden Seiten gleichermaßen gerecht werdendes Buch zu schreiben. Es lässt sich auch als Liebeserklärung an Amerika als ewigen Sehnsuchtsort lesen." Sebastian Fasthuber, Der Falter, 03.02.16

"Gstrein ist ein Meister des multiperspektivischen Erzählens, der mit Mutmaßungen, Ahnungen und in die Irre führenden Spuren wirkungsvoll zu arbeiten versteht. (…) Ein bewegender, scheuen wir uns nicht zu sagen: großer Roman." Rüdiger Görner, Die Presse, 29.01.16

5 Fragen an …

Norbert Gstrein

Norbert Gstrein, „In der freien Welt“ folgt dem wilden Lebensweg Johns, eines in New York geborenen Sohnes jüdischer Holocaust-Überlebender. Der Roman spielt unter anderem in San Francisco und in Gmunden, im irischen Shannon, im Gazastreifen und in Tel Aviv, und am Ende fast auf Hawaii. Was war Ihr Antrieb, die Fenster zur weiten Welt aufzustoßen?

Die Figuren selbst, ihre Geschichten – sie haben die Fenster aufgestoßen. Ein amerikanischer Jude mit einer Mutter, die im Paris des Zweiten Weltkriegs gerade noch der Deportation entronnen ist, und Großeltern aus Polen und Russland. Als Jack-London-Leser war sein Kindheitstraum, irgendwo in Alaska ein Schlittenhund auf dem Weg zum Polarmeer zu sein. Auf der anderen Seite ein Palästinenser, der in Bethlehem lebt, und in Hebron arbeitet und über palästinensische Flüchtlinge auf der ganzen Welt phantasiert.

Eine „freie Welt“, davon träumen viele Figuren Ihres Romans, die alle aus den verschiedensten Kulturen kommen.
Einmal wird der Erzähler in Stanford von einer Studentin aus Indien angesprochen. Sie sagt zu ihm, so wie er aussähe, müsse er aus Pakistan stammen, und obwohl das nicht explizit dasteht, ist das wie eine Befreiung für ihn, und sie werden Freunde. Sie bringt ihn mit John zusammen, sie liest ihm aus einem Roman von V.S. Naipaul vor, und damit beginnt, was er einmal das Paradies, ein anderes Mal die glücklichste Zeit seines Lebens nennt.

Kann man überhaupt über die komplexen Konflikte zwischen Israel und Palästina schreiben, ohne dabei falsch zu liegen?
Für irgendjemanden wird man immer falsch liegen, weil es so viele Meinungen dazu gibt, so viele Interessenskonflikte, so viele Vorstellungen, wie Recht und Unrecht verteilt sind. Sollte man andererseits für jemanden allzu richtig liegen, könnte genau das ein Beweis dafür sein, dass man im Ganzen falsch liegt, weil man sich zur Partei gemacht hat. Wahrscheinlich ist es also sogar eine Voraussetzung, das Risiko einzugehen, auch falsch zu liegen, wenn man etwas Konkretes sagen will. Genau dafür gibt es ja unter anderem auch Romane. Denn darin können Sie Charaktere erschaffen, die Ansichten vertreten, die Sie selbst vielleicht nicht vertreten würden, in deren Zusammenspiel dann aber doch etwas Vertretbares herauskommt. Eine Figur des Romans sagt über den deutschen Außenminister, wenn es um Israel gehe, könne er nichts tun außer freundlich nicken, ein paar Sprüche für das Poesiealbum absondern und ein bisschen griesgrämig schauen. Das ist sehr zugespitzt, enthält jedoch auch ein Körnchen Wahrheit.

Sie selbst sind in Österreich geboren. Gibt es eine spezielle Hürde für deutschsprachige Autoren, über Israel zu schreiben?
Ich würde gern mit großem Selbstbewusstsein nein sagen, aber das hieße dann doch, mit der deutschen und österreichischen Geschichte und den Verbrechen der Nazis zu leichtfertig umzugehen. Vielleicht sind sie keine Hürde, aber man sollte sie unbedingt im Auge behalten, wenn man über Israel schreibt. An einem Ja als Antwort widerstrebt mir, dass ich dann sofort Sätze im Ohr habe wie: “Das darf nur ein Jude sagen.” Der richtig-falsche Schluss daraus wäre, man dürfe als – na ja – “Nicht-Jude” gewisse Dinge nicht aussprechen, und von dort ist es dann nicht mehr weit zu einem empörten “Das wird man doch noch sagen dürfen”. Dass das nur falsch sein kann, ist offensichtlich, wie sich auch sonst viel Falsches in der Sprache festgefressen hat. “Wiedergutmachung”? Die gibt es nicht und wird es nie geben. “Vergangenheitsbewältigung”? Diese Vergangenheit kann nicht bewältigt werden. “Jude”, “Nicht-Jude”? Ich bin kein Jude, aber ich bin auch kein Nicht-Jude, genausowenig wie ich ein Nicht-Moslem, ein Nicht-Buddhist, ein Nicht-Palästinenser bin. Ich glaube nicht an eine solche Aufteilung der Welt in Gegensatzpaare.

Sind literarischer Stil und Eleganz eigentlich harte Arbeit? Feilen Sie an jeder Szene und jedem Satz?
Die Figuren meines Romans sind ebenfalls Schreibende, und es sind beide ästhetischen Extrempositionen vertreten: a) Leben kommt durch Leben in die Literatur. b) Leben kommt durch Sprache in die Literatur. Seit den Anfängen des Romans suchen Autoren bewusst oder unbewusst nach der richtigen Mischung. Ich vertraue mehr auf die Sprache und die Arbeit daran als auf die Kaffeehäuser oder wilde Drogennächte, aber wenn Sie fragen, woher die richtige Sprache kommt, dann landen Sie wieder nur beim Leben. Das Schöne ist, dass Sie sich nicht entscheiden müssen. Sie können viele Seiten blindlings vollschreiben und dann fast alles wegwerfen und so lange an ein paar Sätzen feilen, bis Sie die Kluft zwischen Sprache und Wirklichkeit fast ganz ausgelöscht haben.

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