Presse
„Bettina Balàka hat es geschafft in ‚Die Tauben von Brünn‘ eine sehr starke Bildsprache zu entwickeln.“ Carsten Otte, SWR2, 06.02.2020
„Die Sprache – und das gehört zu den großen Vorzügen dieses Romans - ist wahnsinnig sinnlich. Dieses Buch ist prall an Beobachtungen, es hat Witz und ist charmant gemacht.“ Christoph Schröder, SWR2, 29.12.19
„Balàkas scharfer Blick für soziales Unrecht und klassengesellschaftliche Disfunktionalitäten macht die Tauben von Brünn zu einem starken, auch politisch relevanten Stück Literatur.“ Günter Kaindlstorfer, Ö1 ex libris, 01.12.19
„Wieder einmal ist es der österreichischen Autorin gelungen, ein dichtes Zeitporträt zu entwerfen, eine bestimmte historische Epoche sinnlich-plastisch in ihrer Alltäglichkeit darzustellen. (…) Ein großes, ein großartiges Buch!“ Werner Jung, neues deutschland, 28.11.19
„Mit Freuden taucht man mit Balàkas 'Die Tauben von Brünn' tief ab in das biedermeierliche Wien.“ Bernadette Lietzow, Tiroler Tageszeitung, 29.10.19
„Diese Schriftstellerin weiß mit wenigen Worten erstaunlich viel zu erzählen.“ Carsten Otte, junge Welt, 16.10.19
„Ein kurzer, leichtgewichtiger, gut gemachter Unterhaltungsroman vor historischem Hintergrund.“ Christian Möller, WDR3 Gutenbergs Welt, 31.08.19
„Detail- und facettenreich beschreibt Bettina Balàka in Die Tauben von Brünn den Wandel der Gesellschaft und des Wiener Stadtbilds im Zuge der Industrialisierung und macht die Entwicklungen damit nahezu greifbar.“ Julia Sahlender, Ö1, 29.08.19
„Ein aufregendes und atmosphärisch dichtes Zeitpanorama aus dem Wien der Gründerzeit, in dem sich Aberglaube und Kapitalismus die Hand reichen.“ Paula Pfoser, orf.at, 26.08.19
„Bettina Balàka macht das Wien des Biedermeiers anschaulich lebendig. Atmosphärisch dicht, kenntnisreich und mit zig fast vergessenen Ausdrücken erzählt sie von „Strizzis“ und „Pompfüneberern“, von den sozialen und hygienischen Verhältnissen im 19. Jahrhundert und den bescheidenen Freuden der „kleinen Leute“. Karin Waldner-Petutschnig, Kleine Zeitung, 25.08.19
„Bettina Balàkas famoser, kunstvoll erzählter Roman bildet einen wesentlichen Beitrag zur aktuellen Sozialdebatte." Ronald Pohl, Der Standard, 20.08.19
5 Fragen an …
Bettina Balàka
Bettina Balàka, basiert Ihr Roman Die Tauben von Brünn auf realen Ereignissen?
Der Freiherr von Sothen hat tatsächlich existiert und er war tatsächlich ein ehemaliger Trafikant und Lottokollektant, der auf nicht näher geklärten Wegen zu großem Reichtum und zwei Schlössern im Kahlengebirge gekommen ist. Eines der Gerüchte, die ihn umranken, betrifft den Brieftaubenbetrug: Mit Hilfe einer Brieftaubenzüchterin soll er sich die Lottoergebnisse aus Brünn nach Wien zustellen haben lassen, wo man noch setzen konnte, bis der berittene Bote eintraf. Dieses Gerücht habe ich aufgenommen und ausgesponnen und die Brieftaubenzüchterin Berta zu meiner Hauptfigur gemacht.
In Ihrem Roman Eisflüstern beschäftigten Sie sich mit der Zeit des Ersten Weltkrieges. In Die Tauben von Brünn gehen Sie noch weiter in die Vergangenheit zurück – der Bogen des Romans spannt sich von den 1830er bis in die 1880er Jahre. Was hat Sie an dieser Zeit fasziniert?
Innerhalb dieses Zeitraumes ereigneten sich enorme gesellschaftliche und technologische Entwicklungen, deren Auswirkungen uns bis heute prägen. In der frühindustriellen Biedermeierzeit wurden die Auswüchse der Gewinnmaximierung festgelegt, die schließlich zur Revolution von 1848 führten. Mein Freiherr von Sothen ist dabei der Prototyp des kapitalistischen Self¬made¬man: Ohne sich mit den Umwegen des Glaubens und Aberglaubens aufzuhalten und wie viele arme Leute zu versuchen, das Schicksal durch Traumdeuterei oder Gebete günstig zu stimmen, wählt er den einzig realistischen Weg, um im Lotto mit Sicherheit zu gewinnen – den Betrug. Mensch (und Tier) sind für ihn dabei nur Mittel zum Zweck. Er verführt und schwängert Berta, um sie über das gemeinsame Kind erpressbar zu machen.
Für Berta ist die Liebe also eine Enttäuschung?
Die Liebe ist in diesem Buch tatsächlich die mächtigste Kraft, aber anders, als man es vielleicht erwarten würde. Brieftauben fliegen ja in erster Linie, um zu ihrem Partner, ihrem Gelege, ihren Jungen zurückzukehren. Man muss sie gewaltsam von ihrer Familie trennen, um sie zu diesen Botendiensten zu motivieren. Auch Berta handelt letztlich ausschließlich aus Mutterliebe: In einer Zeit, in der ledige Kinder zumeist im Findelhaus landeten, wo sie keine großen Überlebenschancen hatten, sorgt sie dafür, dass ihr Sohn in Sicherheit aufwachsen kann.
Wie haben Sie sich dem 19. Jahrhundert sprachlich angenähert?
Ich habe Wörter aus der Zeit verwendet, einen gewissen Duktus, auch eine bestimmte Art der suchenden, explorierenden Denkbewegung. Gleichzeitig ist die Sprache aber modern – Originaltexte aus der Zeit sind für das heutige Empfinden sehr ausschweifend und umständlich, das zu imitieren wäre weder möglich noch sinnvoll.
Wie lange haben Sie für das Buch recherchiert?
In Summe drei Jahre. Das macht mir auch große Freude, denn ich lerne selbst viel dabei. Recherche bedeutet für mich aber nicht nur das Stöbern in altem Material und das Lesen wissenschaftlicher Werke, sondern auch persönliches Erleben. So habe ich für das Kapitel, in dem Bertas Bruder Eduard mit seinem Falken erscheint, um den Brieftaubenbetrug zu verhindern, zwei Falkner-Workshops auf der Burg Kreuzenstein absolviert.