5 Fragen an ... Nir Baram

5 Fragen an ... Nir Baram

Nir Baram, wann und warum haben Sie sich dazu entschieden, entlang der ‚Grünen Linie‘ zu reisen?
Mein Entschluss stand fest, als mir bewusst wurde, dass wir rein gar nichts darüber wissen, was auf der anderen Seite des Landes geschieht, und dass ich, um in meinem politischen Kampf für die Gleichberechtigung aller, die hier leben, meine Redlichkeit bewahren zu können, die Lage selbst sehen, sie erleben, sie kennen musste.

Was war das verstörendste Erlebnis für Sie?
Die Stadtviertel jenseits der Trennmauer in Jerusalem zu sehen, ein regelrechtes Niemandsland, wo Müll auf offener Straße verbrannt wird, wo man nicht einen Baum, nicht eine Straßenlaterne, nicht eine befahrbare Straße sieht. Ich konnte nicht glauben, dass dieser Ort ein Teil von Jerusalem ist.

Sind Sie selbst von Israelis oder Palästinensern angegriffen worden?
Während des Gaza-Konflikts 2014 ist mir wegen meiner Kriegsgegnerschaft viel Hass von Seiten der Israelis entgegengeschlagen, sowohl im Netz als auch auf der Straße. Und als ich zweiundzwanzig war, wurde mein Auto mehr oder weniger unter Steinen begraben, weil ich damit in ein palästinensisches Dorf in der Nähe von Jerusalem gefahren war, aus Versehen. Nach dieser Erfahrung war meine Angst ziemlich verschwunden.

Haben Sie positive Beispiele für eine Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinensern gesehen?
Ja, in der Tat, und von vielen berichte ich in meinem Buch: der vielleicht erstaunlichste Ort, den ich besucht habe, ist „das Feld“ in Gush Etzion. Ich habe viel darüber reden gehört, bevor ich es schließlich finden konnte. Es ist ein Ort, wo Palästinenser und Juden ein Modell für ein gemeinschaftliches Leben entwickeln. Es gibt eigene Regeln und Gepflogenheiten, sie bauen gemeinsam Gemüse an, lernen Hebräisch bzw. Arabisch und veranstalten Sommercamps. Vielleicht liegt hier die Zukunft ...

Was ist Ihre Vision für die Zukunft?
Der Glaube an eine bessere Zukunft ist bedeutungslos, wenn wir nicht dafür arbeiten. Es gibt ein paar interessante neue Friedensinitiativen, ich habe darüber in meinem Buch geschrieben. Wir müssen mutig, aufrichtig sein und uns dafür einsetzen, sie voranzutreiben.

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