5 Fragen an ... Julya Rabinowich

5 Fragen an ... Julya Rabinowich

Wie sind Sie auf Alma Mahler-Werfel, Oskar Kokoschka und Paul Kammerer gestoßen?
Bei der Recherche für ein Projekt, das den August 1914 beleuchten sollte, fand ich zwei Hinweise: Alma Mahler verließ ihren Rückzugsort in Breitenstein und ließ sich exakt zum Kriegsbeginn wieder in Wien nieder. Und Paul Kammerer bekam Ärger auf der Universität, weil er sich wiederholt pazifistisch geäußert hatte. Oberflächlich hatte das nichts miteinander zu tun. Beim zweiten Blick entstand da eine unerwartete Verbindung, die mich verlockte, weiter zu recherchieren. Der dritte Blick öffnete eine absurde, von sehr merkwürdigen Gesetzen geprägte Welt. Spätestens bei der Entdeckung der Puppe und der Kröten gab es für mich kein Halten mehr.

Was hat Sie daran fasziniert?
Diese aufrichtige, bahnbrechende Hysterie, diese Beteitschaft, sich mit aller Kraft in absolut absurde Situationen zu bringen- diese Furchtlosigkeit, sich für seine Überzeugung, für seine Leidenschaft öffentlich zu blamieren. Unsere Zeit ist nicht weniger neurotisch, aber eher narzisstisch denn hysterisch geprägt. Niemand wagt es mehr, sich in seinen Begierden so bodenlos zu verlieren.

Haben Sie eine Vorliebe für einen Ihrer drei Protagonisten?
Paul Kammerer ist derjenige, der mich als Charakter am meisten angezogen hat: wegen seinen Widersprüchlichkeiten, wegen seiner Sturheit und seiner Bereitschaft, sich in abstruseste Verwicklungen zu verirren. Das konnte er sogar auch völlig autark mit sich selbst vollziehen- er brauchte nicht einmal ein Gegenüber. Abgesehen davon fand ich seine Ahnungen der Epigenetik faszinierend- ebenso wie seine Bereitschaft, für seine unpopuläre Idee zu kämpfen.

Was bedeutet für Sie „Sehnsucht“?
Sehnsucht ist diese unglückliche Neigung, sich zumeist dorthin zu wünschen, wo man nicht ist- und wo recht oft auch keiner auf einen wartet. Sehnsucht ist aber auch gleichzeitig jene Kraft, die Menschen tatsächlich näher bringt, durch alle Angst hindurch.

Gibt es ein Motiv aus diesem Buch, das Sie weiter beschäftigen wird?
Was mich sicherlich intensiv weiter beschäftigen wird ist diese Verknüpfung zwischen wissenschaftlicher, stringenter Forschungsarbeit und der absolut irrationalen Fixierung auf fragwürdige Objekte seltsamer Begierden.

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