5 Fragen an ... Julya Rabinowich

5 Fragen an ... Julya Rabinowich

Liebe Julya Rabinowich, eer sollte Hinter Glas lesen?
Eigentlich alle. Wenn man mich fragt. Aber vielleicht am meisten jene, die Gewalt oder Grenzüberschreitung erlebt haben und vielleicht nicht wussten, wie sie darauf reagieren oder wie sie aus dieser Situation wieder herauskommen sollten. Ich habe dieses Buch im Wissen um Gewaltspiralen und im Vertrauen auf den Überlebenswillen geschrieben.

Was ist das Besondere an Hinter Glas?
Das Thema sind verschiedene Aspekte der Gewalt, die oft wie Zahnräder ineinandergreifen – und die Mechanismen, die in der Situation helfen oder eskalieren können. Mir schien Gewalt ein sehr wichtiges, akutes Thema zu sein. Einerseits sinken Hemmschwellen. Mobbing erfährt durch die digitale Verstärkung eine weitere Eskalation, die Nachrichten, die Filme sind voll von Gewalt, die abstumpfen lässt, vielleicht sogar dazu verleitet, nicht mehr zu genau hinsehen zu wollen, zu vereinfachen, die falschen Antworten zu geben. Meistens hat Gewalt ein System und einen Mechanismus, den man, wenn man sich dessen nicht bewusst wird, nur sehr schwer verlassen kann.

Warum ist ihnen das Thema Gewalt so wichtig?
Das, was mich an diesem Thema fasziniert hat, war einerseits der Wiederholungszwang, der manche Opfer immer wieder in dieselbe Situation zurückführt, bis sie aus diesem System ausbrechen können. Andererseits die Überwindung dieser Systeme, eine Überwindung die einen starken Überlebensinstinkt, eine große Resilienzkraft benötigt. Um diesen Prozess für Alice zu erleichtern, habe ich ihr Dea an die Seite gestellt. Die Geschichte von Alice ist eine Geschichte der Selbstermächtigung und der Emanzipation. Häusliche Gewalt trifft übrigens in einem hohen Maß Frauen und Mädchen. Mit der Geschichte von Alice will ich Opfern von Gewalt Hoffnung machen. Ich will sie stärken. Und diejenigen, die keine Gewalt erleben, vielleicht auch dazu anregen, darüber nachzudenken. Mobbing ist nicht denkbar ohne stille Mitläufer, und viele Opfer von Gewalt brauchen erst jemanden, dem sie sich anvertrauen können, bevor sie weitere Schritte setzen.

Was ist der wichtigste Satz in dem Buch?
„Zwischen uns alle Magnetfelder dieser Welt.“ Für mich ist das der wichtigste Satz im Buch, weil er das festhält, was Alice am Intensivsten erlebt, die Verliebtheit und die Annäherung an Niko. Das verleitet sie ja erst dazu, auszubrechen und ihm die Wahrheit über ihr Leben zu erzählen. Das ist etwas, das sie noch nie zu teilen gewagt hat. Beide Tatsachen führen ja erst zu der gesamten weiteren Entwicklung, die uns auf eine Achterbahnfahrt zwischen Schönem und Fürchterlichem mitnimmt.

Was hat dir beim Schreiben von Hinter Glas am meisten Spaß gemacht?
Mit Alice gemeinsam den Weg aus dem Labyrinth zu suchen und zu finden.

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