5 Fragen an ... Jan Mohnhaupt

5 Fragen an ... Jan Mohnhaupt

Lieber Jan Mohnhaupt, Hitlers vermeintliche Hundeliebe und Görings Jagdfieber sind weithin bekannt. Doch die Rolle der Tiere im Nationalsozialismus geht weit über einzelne Anekdoten hinaus. Was macht sie so interessant und relevant?
Dass sie in allen Lebensbereichen des „Dritten Reiches“, vom Alltagsleben über die Politik und Propaganda bis in den Krieg, eine wichtige Rolle spielten. Mal dienten sie als Vor-, mal als Feindbilder, mal waren sie nur Mittel zum Zweck. Wer also etwas über die Willkür und Widersprüchlichkeit des NS-Regimes erfahren möchte, sollte die Tiere nicht außer Acht lassen.

Gab es eine bestimmte Entdeckung, die Sie dazu gebracht hat, sich mit dem Thema zu beschäftigen?
Nein, eher die Tatsache, dass so wenig über die Bedeutung und Wahrnehmung der Tiere in dieser Zeit bekannt ist. Das Verblüffende war, sobald ich begann, nur etwas zu graben, tauchten immer weitere Geschichten auf, die mich wiederum auf andere stoßen ließen.

Was war die überraschendste Geschichte, auf die Sie gestoßen sind?
Zum einen der Zoo von Buchenwald. Zum anderen die Bedeutung, die die Nazis so vermeintlich unscheinbaren Tieren wie Seidenraupen beimaßen.

Was lässt sich gerade an ihnen erzählen?
Ihre Zucht diente im Volksschulunterricht als eine Art Allzweckwaffe. Mit ihnen wurde den Kindern nicht nur Biologie am lebenden Objekt veranschaulicht, sondern auch die NS-Rassenhygiene „kindgerecht“ vermittelt. Außerdem wurde den Schülerinnen und Schülern eingebläut, dass sie mit dem Seidenbau einen „kriegswichtigen Dienst“ leisteten, da aus der Seide später Fallschirme für die Luftwaffe hergestellt werden sollten.

Das Covermotiv Ihres Buchs sieht wie eine perfekt auf den Buchtitel abgestimmte Montage aus. Tatsächlich handelt es sich aber um ein historisches Foto. Was hat es damit auf sich?
Die Statue ist einem Rothirsch namens „Raufbold“ nachempfunden, den Hermann Göring 1936 in der Rominter Heide in Ostpreußen schoss. Sie wurde anlässlich der Internationalen Jagdausstellung 1937 geschaffen und stand zunächst vor den Berliner Messehallen an der Masurenallee, wo auch dieses Bild entstanden ist. Von dort zog sie später auf Görings Landsitz „Carinhall“ in die Schorfheide um, wo sie den Krieg überstand. Anschließend kam sie über Umwege in den Berliner Tierpark, wo sie sich bis heute befindet. Ihre Herkunft und Geschichte ist der breiten Öffentlichkeit bislang kaum bekannt. Dabei steht die Statue auch symbolisch für das Erbe der Nazis, dass unsere Sicht auf Tiere noch immer unbewusst prägt.

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