5 Fragen an ... Jan Mohnhaupt

5 Fragen an ... Jan Mohnhaupt

Herr Mohnhaupt, in Ihrem Buch geht es um die beiden Berliner Zoos und deren „Wettrüsten” während des Kalten Krieges. Die große Geschichte von BRD und DDR anhand von Zootieren zu erzählen, wie kamen Sie auf diese Idee?
Ich habe vor rund zwei Jahren eine Reportage zum 60. Jubiläum des Tierparks geschrieben und bei der Recherche gemerkt, wie sehr die beiden Zoos sich während der Teilung in ihrem Wetteifer angestachelt haben. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto größer wurde es.

Heinrich Dathe und Heinz-Georg Klös, die beiden charakterstarken Direktoren von Tierpark und Zoo, lieferten sich regelmäßige Schlagabtäusche. Um welche Fragen ging es dabei?
Es ging ihnen nicht um politische Erfolge, aber sie haben versucht, die Politiker vor ihren Karren zu spannen, um Vorteile für ihren Zoo herauszuholen. Beiden ging es dabei ums Prestige – also wer mehr Elefanten oder die selteneren Arten hat.

Der Tierpark war nicht nur ein Ort, an dem man die Überlegenheit des eigenen Systems zelebrierte, er wurde auch zum Ausgangspunkt für zahlreiche Fluchtgeschichten. Wie kam es dazu?
Seit den Fünfzigern war er der zentrale Umschlagplatz für Tiertransporte zwischen Westeuropa und dem Ostblock. Fast täglich kamen Tiere an oder wurden weiterverschickt – beste Möglichkeiten für Fluchtversuche.

Gab es eine politische Begegnung in Zoo oder Tierpark, die Sie besonders beeindruckt hat?
Dathe versuchte jahrelang, ein Café auf einer Anhöhe am Rande des Tierparks zu errichten. Dagegen hatte allerdings die Stasi etwas, deren Bezirksverwaltung gleich nebenan lag. Die Beamten wollten nicht, dass die Tierpark-Besucher sie beobachteten und auf sie herabschauten. Die Stasi wusste, dass sich Dathe nie von seinem Ziel abbringen lassen würde, aber auch, wie schleppend Bauvorhaben in der DDR vorangingen. Selbst wenn Dathe sich irgendwann mal durchsetzen würde, hieß es sinngemäß in IM-Berichten, würden noch mindestens zehn Jahre vergehen, bis das Café fertig sei. Ferne Zukunftsmusik also, um die man sich noch nicht zu kümmern brauche. Dass die Stasi die Schwerfälligkeit des Staates nicht nur hinnahm, sondern quasi zur Stärke erklärte, hat schon eine gewisse Komik.

Was änderte der Mauerfall an der Bedeutung der beiden Zoos in Berlin?
Auf einmal waren beide nicht mehr nur Symbole für ihre jeweilige Stadthälfte, sondern direkte Konkurrenten im Kampf um Geld und Besucher. Zudem verloren sie durch die Wiedervereinigung auch weitgehend ihre einstige politische Bedeutung. In erster Linie waren sie nun wieder nur noch Freizeiteinrichtungen.

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