Autorenschreibtisch: Stefan Beuse

Autorenschreibtisch: Stefan Beuse

Wo schreibt Stefan Beuse?

Die Frage müsste für mich eher lauten, wie ich schreibe; die Abhängigkeit von einem speziellen Schreibort habe ich mir schnell abgewöhnen müssen. Viele Ortswechsel, über 10 Jahre in einem Großraumbüro mit durcheinander telefonierenden Leuten und zu Hause kleine Kinder haben mich eine Form der Konzentration gelehrt, die eher einer Meditation gleichkommt: Sobald ich im Text bin, verschwindet die Welt, vergesse ich alles um mich herum. Ich kenne so viele Autor*innen, die nur in einer bestimmten Ordnung, mit einer bestimmten Musik oder in einer speziellen Raumenergie schreiben können, dass ich jeden Tag dankbar bin für diese Freiheit. Das heißt natürlich nicht, dass ich keine Rituale hätte: Die erste Fassung zum Beispiel am liebsten handschriftlich, vorzugsweise in der Natur und gern am Wasser. Die letzte Fassung dann unbedingt als Ausdruck im Zug, denn wenn ich lange und konzentriert stillsitzen muss, hilft es, wenn alles um mich herum in Bewegung ist. Das Foto ist übrigens eher ein Symbolbild, denn je perfekter eine Umgebung ist, desto weniger kann ich dort arbeiten, weil ich immer ein bisschen gegen die Lautstärke und die vielfältigen Zumutungen der Welt anschreiben muss – aus Notwehr, wahrscheinlich aus alter Gewohnheit.

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