5 Fragen an ... Kurt Palm

5 Fragen an ... Kurt Palm

„Strandbadrevolution“ spielt in der österreichischen Provinz, in den 70er Jahren. Wie ist die Idee dazu entstanden?
In meiner Jugend war ich ein großer Stones-Fan, und als ich vor ein paar Jahren wieder einmal „Let it bleed“ hörte, habe ich mich gefragt, wie das damals eigentlich war. Also das mit der Rockmusik, dem politischen Erwachen und dem Versuch, bei Konzerten in Turnhallen Mädchen anzubaggern. Das war der Ausgangspunkt meiner Überlegungen. Daraus ist dann eine fiktive Geschichte mit autobiographischen Einsprengseln geworden.

Haben Adorno, Camus und die Rolling Stones auch einen Beitrag zu Ihrer Sozialisation geleistet?
Adorno und Camus insofern, als ich ihre Bücher zwar besaß, aber diese natürlich nicht gelesen hatte. Natürlich deshalb, weil sie für einen 17-Jährigen viel zu komplex waren. Bei den Stones war das etwas anderes, zu denen hatte ich sofort eine emotionale Beziehung. Mick Jagger war der große Hero meiner Jugend, obwohl die tragischen Ereignisse rund um das Konzert in Altamont im Dezember 1969 mein Jagger-Bild schon ordentlich ins Wanken gebracht haben. Weshalb sich die Stones für Idioten wie die Hell’s Angels als Security entschieden, habe ich nie verstanden.

„Strandbadrevolution“ ist, trotz vieler witziger Szenen, eine Geschichte des Scheiterns. Die Geschichte geht eigentlich für niemanden gut aus. War Ihnen das beim Schreiben von Anfang an klar?
Nein, das hat sich beim Schreiben so ergeben. Wenn man über diese Zeit schreibt – das Buch spielt ja im Sommer 1972 – läuft man Gefahr, die Zeit zu verklären. Das wollte ich keinesfalls. Und letztendlich ist die Generation der heute 60- bis 70-Jährigen ja politisch tatsächlich total gescheitert.

Sie richten unter Ihren Figuren ein ordentliches Massaker an; es gibt, sozusagen, eine hohe Abgangsrate. Die, die überlebt haben, wie Mick, der Ich-Erzähler, sind, wenn ich mich nicht irre, nicht unbedingt die Glücklicheren?
Das Buch hat einen witzigen und ironischen Grundton, so lange es um die Ereignisse im Sommer 1972 geht. Wenn ich als Autor aber einen Blick in die Zukunft werfe und darüber berichte, was aus den einzelnen Figuren geworden ist, wird dieser ironische Grundton gebrochen. Das war mir wichtig, auch wenn es weh tut, über den Tod von an sich liebenswerten Figuren schreiben zu müssen.

Was bedeutet dieser Roman für Sie, im Rahmen ihrer anderen künstlerischen Arbeiten, und was werden wir als nächstes von Ihnen lesen?
Ich habe zwei Jahre an diesem Roman geschrieben und habe das Gefühl, dass er sich zwar wesentlich von meinen anderen Büchern unterscheidet, aber trotzdem ein unverwechselbarer „Palm“ ist. Zumindest hoffe ich das. Ein Journalist hat über einen meiner Filme einmal geschrieben, dass dieser ein "Trip durchs wilde Kurtpalmistan“ wäre. Wenn das auch auf „Strandbadrevolution“ zutrifft, bin ich schon zufrieden.
Mein nächster Roman heißt „Das Monster vom Attersee“, das wird eine Trash-Horror-Krimi-Geschichte, in der es um Mord, Totschlag und politische Intrigen geht. Ein lesbisches Vampirpärchen aus Tschetschenien kommt darin ebenso vor wie eine mit Ebola-Viren infizierte Innenministerin. Und natürlich treibt in dem Buch auch ein Monsterfisch sein Unwesen.

Die Fragen stellte © Martina Schmidt.

Personen

Das könnte Sie auch interessieren

Newsletter
Newsletter