5 Fragen an ... Kathrin Köller und Irmela Schautz

5 Fragen an ... Kathrin Köller und Irmela Schautz

Liebe Kathrin Köller und Irmela Schautz, Queergestreift ist ein wahres Herzensprojekt von euch beiden. Wie seid ihr auf das Thema LGBTIQA+ gekommen?
Kathrin Köller: Langsam wird die Vielfältigkeit der Menschen und ihrer Leben, Sexualitäten und Identitäten sichtbarer. Auch dank sozialen Medien, auf denen sich Menschen aus den LGBTIQA+ Communities zeigen und selbstbewusst ankämpfen gegen Hass. Streamingdienste wie Netflix erzählen nicht mehr nur wie im deutschen Fernsehen cis-hetero-weiß, sondern selbstverständlich auch schwarz, schwul und trans mit. Das ist gut so. Wenn die Welt größer wird, tauchen aber auch ganz viele Fragen auf und leider auch gequirltes Halbwissen von mehrheitlich Erwachsenen, die Angst haben, dass die Welt aus den Fugen gerät. Da hilft nur Aufklärung und echtes Wissen. Und da wollen wir ran. Mit allen Mitteln, lustvoll, informativ und auch visuell so vielfältig und schön wie Menschen eben sind.

Irmela Schautz: In Gesprächen und Diskussionen mit meiner 18-jährigen Tochter, habe ich bemerkt, dass die Jugendlichen sehr offen und selbstverständlich mit diesen Themen umgehen. Sie wissen sehr viel mehr, als ich dachte, Fragen zu Identität und Sexualität beschäftigen sie und sie nehmen die Themen ernst. Als Kathrin mich dann fragte, ob ich mir vorstellen kann, mit ihr zusammen über LGBTIQA+ ein Buch zu machen, habe ich sofort laut ja gesagt. Ich liebe Themen, die mich inhaltlich und illustrativ herausfordern und bei denen ich mein Wissen erweitern darf.

Als Autorin und Illustratorin arbeitet ihr ganz eng miteinander an diesem Buch. Wie genau sieht diese Zusammenarbeit aus?
Irmela Schautz: Seit Projektbeginn tauschen wir uns sehr regelmäßig aus. Wir konzipieren und recherchieren gemeinsam, sprechen die Illustrationen und Bildideen zusammen durch und diskutieren über den Inhalt und Text. Bei einer solch engen Zusammenarbeit, ist es möglich, dass ein sehr enges Text-Bild Verhältnis entsteht. Die perfekte Krönung dieser engen Zusammenarbeit ist, dass Micha Binder die Grafik und Layout des Buches übernommen hat. Sie hat ihr Studio ebenfalls in Berlin und wir sind ein eingespieltes Team.

Kathrin Köller: Nur mal so ein Beispiel: Wenn ich über die Probleme mit Pronomen im Deutschen schreibe und mich an diesen Biestern abarbeite, die trans und non-binären Personen das Leben schwer machen, und Irmela dann gleich so fiese hellblaue und rosa Insekten vor Augen hat und Micha die gekonnt in Szene setzt, dann macht selbst so ein Thema Spaß.

Wen möchtet ihr mit diesem Buch erreichen?
Irmela Schautz: Alle! Das bedeutet Jugendliche ab 11 Jahren, deren Freundinnen und Freunde, Eltern, Geschwister, Omas und Opas, Erzieherinnern und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer, die Community.

Kathrin Köller: Für mich ist super wichtig, Jugendlichen Informationen und Argumente an die Hand zu geben, wenn sie in Gespräche mit „besorgten Erwachsenen“ gehen. Und dann aber auch für die Erwachsenen, die sich auf den Weg machen und dazulernen. Deswegen haben wir zum Beispiel im trans Kapitel auch ein Interview mit einem jungen trans* Mann und seiner Mutter. Denn die echten Sorgen und Ängste von Eltern werden selbstverständlich ernst genommen.
Gibt es eine bestimmte Aussage, eine bestimmte Lebensgeschichte, die euch während eurer Recherche zu diesem Buch besonders bewegt hat?
Irmela Schautz: Mich bewegt, wie klar und bewusst die Jugendlichen ihr Anliegen formulieren können und für unser Buch auch getan haben. Wir sollten genau hinhören.

Kathrin Köller: Absolut! Das geht mir ganz genauso. Und deswegen war uns wichtig, die Jugendlichen auch immer wieder selbst zu Wort kommen zu lassen. Was mich immer noch sehr bewegt ist das Gespräch mit Momo, einer jungen inter* Person, und ihre Geschichte. Und ehrlich gesagt ist mir durch die Arbeit an dem Buch auch selbst noch einmal deutlicher geworden, was für ein völlig unnötiges Leid das Beharren auf einer binären Welt nicht nur für non-binäre, sondern auch für inter* Personen bedeutet.

Was würdet ihr euch wünschen bei den Leserinnen und Lesern eures Buches anzustoßen oder auszulösen?
Kathrin Köller: Es soll ein Anstoß sein, Menschen aus marginalisierten Gruppen zuzuhören und sich mit Geschlecht und Vielfalt ernsthaft, lustvoll und ohne Angst auseinanderzusetzen. Und wenn dieses Buch helfen kann, Menschen Zutrauen zu sich selbst zu vermitteln, bin ich unglaublich glücklich.

Irmela Schautz: Mir wird immer mehr bewusst, dass es nicht darum geht über alles Bescheid wissen zu müssen. Viel wichtiger ist es, seinen eigenen Schweinehund zu überwinden und sich täglich zu sagen: „Ich bin offen und aufmerksam und bereit zu lernen!“ Ich lerne durch dieses Buch sehr viel und das macht Spaß!

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