5 Fragen an ... Josef H. Reichholf

5 Fragen an ... Josef H. Reichholf

Lieber Josef H. Reichholf, wie kamen Sie zu den Eichhörnchen? Was fasziniert Sie so an ihnen?
Als Kind schon faszinierten mich Eichhörnchen mit ihrem munteren Wesen, wie sie an den Bäumen im Wald kletterten, sich vor mir versteckten, aber doch wieder neugierig nach mir schauten. Später, nachdem ich nach München gekommen war, ließen sich die kleinen Flitzer noch besser beobachten und bewundern. Richtig befassen musste ich mich aber mit ihrem Leben, als ich Ziehvater eines Eichhörnchenbabys wurde, das „vom Himmel gefallen“ war.

Eichhörnchen und Nüsse: Warum passen sie so gut zusammen?
Nüsse sind, wie wir wissen, sehr nahrhaft. Den Eichhörnchen liefern sie viel Energie, die die kleinen Nager für ihr Leben brauchen. Nüsse sind bestens handhabbar für ihre Pfoten. Das Nagetiergebiss eignet sich gut zum Aufnagen. Zudem lassen sich Nüsse leicht verstecken und ziemlich lange aufbewahren. Das ermöglicht den Eichhörnchen die überlebenswichtige Vorratswirtschaft.

Ist das aus Nordamerika stammende Grauhörnchen eine Gefahr für unser Eurasisches Eichhörnchen?
Das hängt von den Umständen ab. Wenn, wie in England, Habicht und Baummarder bis fast zur Ausrottung aus jagdlichen Gründen dezimiert werden, können die amerikanischen Grauhörnchen, die sich in den Städten kräftig vermehren, für das europäische Eichhörnchen zur Konkurrenz werden. Aber das liegt dann mehr am Menschen als an der Natur. Bei uns können die Eichhörnchen in den Städten sicher leben. Sie sind häufig genug, um von den Grauhörnchen nicht verdrängt zu werden. Ungünstiger sieht es für sie in den intensiv forstwirtschaftlich genutzten Wäldern aus. Im Forst sind sie viel seltener als in der Stadt – und damit generell gefährdeter.

Viele Baumarten wie die Fichte werden den immer heißeren Sommern nicht standhalten. Was bedeutet das für das Eichhörnchen und andere Arten?
Wenig, denn die Städte mit ihren Parkanlagen und Gärten sind der mit Abstand bedeutendste Lebensraum der Eichhörnchen. Die Fichten, die besonders betroffen sind von Hitze, Dürre und Borkenkäferbefall, sollten ohnehin längst durch standortgemäße (Laub-)Baumarten ersetzt worden sein. Seit einem halben Jahrhundert fordern das die Naturschützer, ohne Gehör gefunden zu haben. Buchen und Eichen werden in den Wäldern auch in Zukunft Bucheckern und Eicheln liefern, die den Eichhörnchen als Winternahrung dienen.

Warum trifft man in der Stadt öfter auf Eichhörnchen als auf dem Land?
Die Städte sind für die Eichhörnchen viel günstiger als die Wälder auf dem Land. In der Stadt dürfen viele Bäume alt und höhlenreich werden. Stadtparks und Bäume in Gärten werden nicht als Nutzholzbestände bewirtschaftet. Die Menschen sind tierfreundlich. Sie erfreuen sich an den Eichhörnchen – und diese mitunter durchaus auch an uns!

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