5 Fragen an ... Heinz Bude

5 Fragen an ... Heinz Bude

Lieber Heinz Bude, wo waren Sie 1968?
Da war ich 14 Jahre alt und der Ort der Revolte in Wuppertal war Tchibo, wo wir Gymnasiasten über die Tore von Günter Pröpper (der war der Gerd Müller des Wuppertaler Sportvereins) und die Musik von Can (die kamen aus Köln) nicht aufhören konnten zu sprechen. Unsere Schülerzeitung hieß „Der Maulwurf“, ein Gedicht vom Klassenkameraden Charlie „In Ewigkeit Barmen“.

Wie ging es Ihnen bei Ihrer ersten Adorno-Lektüre?
Ich kann mich noch genau an den ersten Satz der „Negativen Dialektik“ erinnern: „Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward.“ Das hieß für mich, als ich 1972 in Tübingen mitten in der Phase der Parteiaufbauorganisationen anfing zu studieren, Metaphysik ist nicht nur erlaubt, sondern notwendig, um die Welt zu verstehen.

Warum reden wir heute eigentlich noch so oft über 1968?
Weil da vielleicht ein letztes Mal für einen kurzen Moment das Ganze in Frage gestellt wurde.

Was bleibt von 1968 wichtig?
Die Erfahrung, dass es möglich ist, einfach nur durchzustarten, und es keinen kalt lässt.

An wen haben Sie gedacht, als Sie Ihr Buch geschrieben haben: An die Achtundsechziger oder an deren Enkel?
Zuerst an die 68er, die jetzt zwischen 70 und 80 Jahre alt sind und denen die Altersgenossinnen und -genossen links und rechts wegsterben. Dann an die Tristesse der Unbekümmerten aus der „Generation Golf“, die jetzt die Verantwortung zu übernehmen haben und nicht wissen, worauf sie setzen sollen, und dann an die Enkel der 68er, für die Linkssein auf einmal wieder etwas bedeutet. Die alle sollten dieses Buch lesen, um sich fragen zu können, welches Erbe sie hinterlassen und welches Erbe sie eigentlich antreten wollen.

Personen

Das könnte Sie auch interessieren

Newsletter
Newsletter