5 Fragen an ... Elias Hirschl

5 Fragen an ... Elias Hirschl

Elias Hirschl über Start-ups, Chat-GPT und seinen neuen Roman »Content«.

Lieber Elias Hirschl, woher wissen wir, dass Sie Content geschrieben haben und nicht ChatGPT?
Das wird in der Tat grad immer schwieriger herauszufinden. Der deutsche Autor Hannes Bajohr hat gerade einen experimentellen Roman rausgebracht, der von einem Programm geschrieben wurde. Die Autorin Selina Seemann hat umgekehrt eine Kurzgeschichte geschrieben, die so aussieht, als wäre sie von ChatGPT. In der Mitte befindet sich ungefähr Content. Einige Passagen wurden tatsächlich mit Hilfe eines Programms geschrieben, allerdings nicht ChatGPT. Und auch diese Passagen habe ich aber immer wieder händisch nachbearbeitet. Andere Passagen hingegen, die im Buch so aussehen sollen, als hätte sie ein Bot geschrieben, stammen in Wirklichkeit von mir selbst und Freunden, die Ideen beigesteuert haben. Manchmal wirken Bots eben gar nicht Bot-artig genug für einen Roman.

Haben Sie Start-up-Erfahrung?
Wirklich absolut keine. Da kenn ich mich null aus, und das finde ich auch gut so. Ich bin nur fasziniert von der extrem leeren Werbesprache, mit der sich Unternehmen selbst vorstellen und bewerben. Das macht unglaublichen Spaß, diese Art von Leere dann in einen künstlerischen Kontext zu verschieben.

Arbeit, Geld, Sinn. In Ihrem Roman geht es ganz zentral auch um diese Zusammenhänge. Nehmen Sie hier einen bevorstehenden Wandel vorweg, oder sind wir ohnehin schon mittendrin?
In meinem Roman geht es um das Ersetztwerden und um die Frage, warum eigentlich bestimmte Teile von Arbeit und Alltag nicht schon lang maschinell ersetzt wurden. Technologischer Fortschritt ist eben oft kein Mittel, um die Welt besser zu machen, sondern, um mehr Profit für bestimmte Firmen zu generieren. Viele langweilige, sinnlose Bürojobs wären wahrscheinlich schon längst maschinell ersetzbar, aber vielleicht lohnt es sich einfach finanziell nicht. Die Protagonistin meines Buches befindet sich da in der ewigen Schwebe zwischen der Angst, ersetzt zu werden, und dem Wunsch, von der monotonen Sinnlosigkeit ihres Alltags befreit zu werden.

Content hat – immer wieder ironisch gebrochen – durchaus apokalyptische Züge. Sind wir verloren?
Ich glaube nicht, dass wir verloren sind, aber es gibt eine Tendenz in gängigen Erzählungen, der ich mit dem Buch entgegenwirken wollte. Oft haben sogar wissenschaftliche Artikel über zum Beispiel die verheerenden Folgen des Klimawandels am Ende eine Art positiven Ausblick oder einen Aufruf an den Einzelnen, durch sein eigenes Verhalten etwas zu verändern. Ich verstehe, wo das herkommt, dieser Wunsch, alles mit einem hoffnungsvollen Ende zu versehen, aber ich finde diese Art zu schreiben der Realität gegenüber nicht angemessen. Mein Roman ist auch nicht gänzlich hoffnungs- und trostlos, aber ich habe versucht die Waage zu halten zwischen einer realistischen, nachvollziehbaren Ernüchterung und Verzweiflung und den kleinen aber wichtigen positiven Momenten von Hoffnung und zwischenmenschlicher Solidarität.

Salonfähig, Ihre gefeierte Satire auf die Generation der Slim-Fit-Politiker, wurde von der Realität quasi überholt. Was wird passieren, wenn Content erscheint?
Ich hatte bei Content das Problem, dass während des Schreibprozesses riesige Umwälzungen stattfanden. Einerseits in Sachen Künstlicher Intelligenz und andererseits im Bereich Social-Media-Plattformen (*hust* Twitter *hust*). Ich habe versucht beides akkurat darzustellen bzw. da eben die Entwicklung zu beobachten. Vorhersehen kann man eh nie was, nur fantasieren.

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