5 Fragen an ... Anne Cathrine Bomann

5 Fragen an ... Anne Cathrine Bomann

Liebe Anne Cathrine Bomann, Agathe wurde bisher in 17 Länder verkauft – ein unglaublicher Erfolg für einen ersten Roman. Hat Sie der Erfolg überrascht? Wie hat sich Ihr Alltag seitdem verändert?
Der Erfolg überrascht mich jeden Tag, manchmal muss ich mich in den Arm kneifen, um sicher zu sein, dass ich nicht träume. Es macht mich glücklich, sehen zu können, wie das Buch wächst und an Leben gewinnt, mit neuen Covern und neuen Leser*innen, die sich daran freuen.
Vor diesem plötzlichen Erfolg habe ich mich selbst vor allem als Psychologin gesehen, die eben in ihrer Freizeit schreibt. Jetzt wandelt sich mein Leben zu dem einer Autorin, die auch als Psychologin tätig ist.

Sie sind Psychologin, die Hauptfigur in Agathe ist Psychiater. Sie haben in der Rue de Rosettes 9 gelebt, der Doktor hat dort seine Praxis. Steckt etwas von Ihnen in dieser Hauptfigur?
Das war nie meine Absicht, aber wenn ich das Buch jetzt lese, sehe ich wirklich einige Ähnlichkeiten zwischen dem Doktor und mir. Ich kenne das Gefühl gut, immer ein wenig anders zu sein, und ebenso wie er habe ich manchmal Schwierigkeiten damit, mich anderen Menschen zu öffnen. Meine Weltsicht ist vielleicht etwas positiver als seine, aber ja, ich kann viele seiner Gedanken nachempfinden – und natürlich auch einige der Probleme, die er mit seinen Patient*innen hat.

Gibt es Ähnlichkeiten zwischen der Arbeit als Psychologin und als Autorin?
Als Psychologin vertrauen mir Menschen ihre Lebensgeschichten an. Es ist wichtig, zuzuhören und meinen Patient*innen dabei zu helfen, konstruktivere Wege zu beschreiten. Ich unterstütze sie dabei, die eigene Perspektive auf Dinge zu verändern. Ich glaube, das sind sehr nützliche Fähigkeiten für eine Schriftstellerin. Mein Interesse an der menschlichen Psyche hat mich damals zum Psychologiestudium bewogen, und jetzt inspiriert es mich beim Schreiben.

Als Tischtennisprofi haben Sie international gespielt und in mehreren Ländern gelebt. Wo waren Sie am glücklichsten?
Mit 18 Jahren habe ich in Frankreich gelebt, und auch wenn das in vielerlei Hinsicht kein einfaches Jahr war, hat es in mir eine große Liebe für das Land und die französische Sprache geweckt.
Aber meine besten Tischtenniserfahrungen habe ich mit meinem Club Marßel Bremen gemacht – dort habe ich mehrere Saisonen gespielt, und die Kolleg*innen waren wirklich fantastisch. Auch für die deutsche Sprache habe ich dort eine Wertschätzung entwickelt, die mir der Deutschunterricht in der Schule nicht mitgegeben hat.

Ihr Buch hat eine große Zärtlichkeit in sich. Die behutsame Sprache, die Art und Weise, wie Figuren charakterisiert werden und man sich mit ihnen identifiziert – all das fühlt sich sehr nah und vertraut an. Geht Ihnen das auch so? Hatten Sie Schwierigkeiten, die Figuren am Ende gehen zu lassen?
An Agathe habe ich fast vier Jahre gearbeitet. Wenn man überlegt, wie schmal das Buch ist, weiß man auch, wie viel Zeit ich auf jedes Wort verwendet habe, auf jede Zeile. Es war mir wichtig, dem Buch eine poetische Stimmung zu geben und mich tief in die Charaktere einzufühlen. Über die Zeit habe ich eine sehr liebevolle Beziehung zu ihnen aufgebaut. Das klingt vielleicht verrückt, aber für mich leben sie einfach weiter, und wenn ich die Augen schließe, kann ich den Doktor auf dem Weg zu seiner Praxis die Straße entlangschlendern sehen.

Und 5 Dinge, die wir nicht über Anne Cathrine Bomann wussten:

Ich schreibe schon seit meiner Jugend Gedichte. Als mein erster Gedichtband veröffentlicht wurde, war ich 15.

Mein Freund ist Philosoph. Er hat unseren Hund nach dem großen Albert Camus benannt.

Ich kann auf Chinesisch bis 100 zählen und bin eine gnadenlose Feilscherin auf dem Markt dort.

Ich bin ein riesiger Oasis-Fan und hoffe jeden Tag, dass sich Liam und Noel wieder zusammenraufen.

Genau wie der Doktor in „Agathe“ habe ich nie Sartres Der Ekel gelesen – aber ich habe es vor, ganz ehrlich!

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