5 Fragen an ... Alem Grabovac

5 Fragen an ... Alem Grabovac

Herr Grabovac, worum geht es in Ihrem Roman Das achte Kind?
Um Bauern, Diebe, Fabrikarbeiterinnen, Tito, Nationalsozialisten, drei Väter, zwei Familien und das ganze schräge Inventar aus dem kurzen 20. Jahrhundert mit all seinen großen und kleinen Erzählungen, die sich schicksalhaft in die Biografien der Protagonisten eingeschrieben haben.

Die Geschichte hängt sich weitgehend an Ihrer Biografie auf. Wie war der Schreibprozess für Sie?
Zunächst: Was kommt hinein, was lasse ich weg, wie ordne ich alles an und was muss ich erfinden, um die Realität glaubhaft und spannend zu erzählen. Es handelt sich um eine Autofiktion, eine Autobiografie, in die fiktionale Handlungsebenen verwoben sind. Und dann habe ich das alles so schlicht und kristallklar wie nur möglich aufgeschrieben. Die Sprache sollte, ganz ohne poetologische Ornamentik, geräuschlos und zugleich lebendig hinter der Handlung verschwinden.

Hätten Sie Ihrer Romanfigur Alem lieber ein anderes Heranwachsen gewünscht?
Ach, das überlasse ich meinem kleinen Sohn, der liebevoll und behütet aufwächst und dann irgendwann so seine Probleme damit haben wird.

Maxim Biller bezeichnet Das achte Kind als Bildungsroman. Was meint er damit?
Zwei Dinge, vermute ich. Einerseits die noch nicht auserzählte Migrationsgeschichte der BRD und andererseits ein Fortwirken der nationalsozialistischen Ideologie, die in vielen Familien unter den Teppich gekehrt wurde. Mein deutscher Vater war zum Beispiel ein Wehrmachtssoldat, der die Juden gehasst hat. Für ihn war, wie für so viele andere Deutsche, der 8. Mai 1945 ganz bestimmt kein Tag der Befreiung.

Ist Das achte Kind auch eine Geschichte des Loslassens und Verzeihens?
Nein, das Loslassen und Verzeihen hatte schon lange vor dem Schreiben stattgefunden. Ich habe versucht, die Geschichte ungeschönt und wertfrei zu erzählen. Ganz allein der Leser oder die Leserin sollen entscheiden, welche Schlussfolgerungen sie aus alledem ziehen.

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