5 Fragen an ... Rosemarie Tietze

5 Fragen an ... Rosemarie Tietze

Rosemarie Tietze, was hat es mit dem Titel des Romans auf sich?
Gasdanows „Buddha“ ist weder ein Religionsstifter noch ein Mensch, sondern eine Statue. Ohne deren Auftauchen wäre womöglich ein Unschuldiger auf der Guillotine gelandet …

Was hat Sie an diesem Roman besonders beeindruckt?
Wer emigrieren muss, ist zwischen zwei Welten zerrissen: der alten Heimat, die ihn abstößt, und der neuen, die ihn womöglich nicht annimmt. Es ist faszinierend, wie Gasdanow die seelischen Nöte eines solchen Schicksals in Worte und Bilder fasst. Um seine Hauptperson, einen zwischen Wahn und Wirklichkeit schwebenden Studenten, gruppiert er eine Reihe von ähnlichen, zum Teil ins Kriminelle abgeglittenen Lebensläufen solcher Outsider.

Gibt es Ähnlichkeiten mit dem „Phantom des Alexander Wolf“?
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Gasdanow offenbar eine Krimi-Phase. Mit kommt es so vor, als hätte er sich geradezu mit Lust in diesem – für ihn neuen – Genre ausprobiert. Gleich nach dem „Phantom des Alexander Wolf“ verfasste er „Die Rückkehr des Buddha“. Auf mich wirken die beiden Romane wie Zwillinge – zwar sind sie eigenwillige Individuen, gleichen sich aber in den Genen.

Worin liegt die besondere Schwierigkeit, Gasdanow zu übersetzen?
Gasdanows eigener Rhythmus, seine weit schwingenden Sätze bezaubern mich jedesmal im Original. Aber es braucht seine Zeit: Ich bastle an den Wörtern und mit den Wörtern, wende die Sätze um und um, bis ich das Deutsche soweit geknetet und gebogen habe, damit es, nach meinem Urteil, vor dem russischen Original bestehen kann.

Sie haben Gasdanow und seine bisher auf Deutsch erschienen Romane oft bei Lesungen vorgestellt. Wie waren die Reaktionen des Publikums?
Bei Lesungen ist das Publikum oft überrascht, wie leicht man sich in Gasdanows Sprache einhört. Und mehrfach haben mir Zuhörer bestätigt, wie glaubhaft Gasdanow doch sei – der Onkel (der Großvater, der Schulkamerad der Mutter usw.) habe die Nachwirkungen von Krieg und Vertreibung in ähnlicher Weise erlebt.

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