5 Fragen an ... Jostein Gaarder

5 Fragen an ... Jostein Gaarder

Lieber Jostein Gaarder, was steckt hinter dem Titel Ihres neuen Romans: Genau richtig?
Ich habe diesem kleinen Roman den Titel Genau richtig gegeben, wie es auch so oft in dem alten Märchen von Goldhaar und den drei Bären heißt, weil er in vielfacher Beziehung zu der erzählten Geschichte steht. Goldhaar isst von dem Brei, der „genau richtig“ ist, nicht zu warm und nicht zu kalt. Daher stammt auch der Begriff „Goldhaarzone“ („Goldilocks zone“), der oft von Astronomen verwendet wird. Er beschreibt die Region um einen Stern herum, in der die Temperatur „genau richtig“ ist, um Wasser zu finden und damit Leben zu ermöglichen. Diese beiden Verwendungen führen wie ein roter Faden durch große Teile des Buchs.

Was zeichnet diesen neuen Roman besonders aus?
Ich freue mich selbst darüber, wie „kompakt“ die Geschichte geworden ist; damit meine ich die Dichte und Konsequenz, mit der einige Elemente immer wieder vorkommen. Sie werden eingeführt und dann gedreht und gewendet. Und selbst das „Drama“, erfüllt, auch wenn es mehrere Jahrzehnte umspannt, die klassischen Kriterien der Einheit der Zeit, des Raums und der Handlung: Die Geschichte selbst spielt innerhalb von vierundzwanzig Stunden, alles dreht sich um ein kleines Haus an einem Waldsee und es gibt eine fortlaufende Handlung, die gegen Schluss eine entscheidende Wendung nimmt. Meine Intention war es, dem Leser am Ende ein gewisses Gefühl der „Läuterung“ oder „Katharsis“ zu geben. Der Erzähler selbst benutzt das Wort „Versöhnung“.

Zu dieser „Versöhnung“ gehört auch das Erscheinen einer bestimmten Figur. Wollen Sie uns etwas darüber verraten?
Die Geschichte handelt vor allem von Albert, Eirin und Marianne. Doch im letzten Akt taucht noch eine wichtige Figur auf, die eine entscheidende Rolle für den Ausgang spielt.
Von meinen ersten Lesern hat niemand erraten, wer diese mysteriöse Person in Wirklichkeit ist, bevor es dem Erzähler schließlich selbst aufgeht. Auch warum der Fremde im Morgennebel zwischen den nackten Birkenstämmen erscheint, ist zunächst rätselhaft. Ist er wirklich imstande, Alberts Gedanken zu lesen? Wie kann der alte Mann mit dem weißen Bart wissen, was Albert quält? Man muss fast bis zur letzten Seite lesen, um eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen.

Mit welchen Fragen haben Sie sich während des Schreibens beschäftigt?
Ich wäre nicht der Autor dieses Buches, wenn diese Geschichte nicht auch nach den größten Mysterien des Lebens fragte: Was ist ein Mensch? Und was ist dieses Universum? Warum hatte der Urknall genau diese Eigenschaften und Fähigkeiten, um uns hervorzubringen?

Können Sie Genau richtig für uns in drei Worten beschreiben?
Sollte ich Genau richtig mit drei Begriffen beschreiben, würde ich es als eine kleine Geschichte über „Leben, Tod und Liebe“ bezeichnen. Und müsste ich mit nur zwei Worten begnügen, würde ich vielleicht sagen, dass es eine „love story“ ist.

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