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"Über Flauberts anderen Romanen thront neben 'Madame Bovary' die 'Éducation sentimentale' ('Lehrjahre der Männlichkeit'), Flauberts moralische Geschichte über die Männer seiner Generation; sein epochal-kunstvoller Groß- und Desillusionierungsroman mit den vielen beeindruckenden szenischen Tableaus und nicht zuletzt der autobiografischen Grundierung." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 10.12.21
"Funkelnd, frisch und zugleich subtil … Der Roman, ist wie die Übersetzung, ein absolutes Meisterwerk." Gert Scobel, ZDFkultur ‚Dein Buch‘, 08.10.21
"Eine grandiose Neuübersetzung." Maxim Biller, Süddeutsche Zeitung, 29.12.20
"Eine tolle Neuübersetzung von Elisabeth Edl." Jan Küveler, Die Welt, 29.11.20
"Luxusproblem der Lektüre: Die Anmerkungen machen dem Roman Konkurrenz. Beides nicht zu übertreffen." Ursula März, Die Zeit, 19.11.20
"Elisabeth Edl hat sich der Genauigkeit und dem Rhythmus von Flauberts Prosa aufs Schönste angeschmiegt. ... Ganz zu schweigen von ihrem großartigen Anmerkungsteil, der nicht nur politische Zeithintergründe liefert und eine Vielzahl realer historischer Figuren erklärt, sondern selbst eine Art Flaubert-Wörterbuch ist, eine Werkschau im Kleinen." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 13.11.20
"Flauberts Klassiker bietet einen grandiosen Einblick in die Zeit des 19. Jahrhunderts. ... Elisabeth Edls Neuübersetzung ist nun dichter am Original als alle bisherigen. Sie hat sich Flauberts Ethos der Genauigkeit auf die Fahnen geschrieben. Und das ist ein Gewinn." Wolfgang Schneider, Deutschlandfunk Kultur, 28.10.20
"Edls Nachworte könnte man als Einführungsbände jeweils auskoppeln, so reich und fundiert sind sie." Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung, 29.10.20
"Eine großartige Übersetzung von Elisabeth Edl. … Man bemerkt die Sprachkunst in der Übersetzung … Ein Genuss.“ Thedel von Wallmoden, NDR Kultur, 12.10.20
"Elisabeth Edl hat auf großartige Weise übersetzt. Es ist ihr gelungen, diesen ganz und gar in der Wirklichkeit des 19. Jahrhunderts verankerten Roman zu einem vollkommen gegenwärtigen Buch zu machen." Ernst Osterkamp, Die Welt, 24.10.20
"Dieser Flaubert wird auf Jahrzehnte der unsere sein. … Ihre Sensibilität für die Musikalität von Flauberts Sprache, der ja seine Sätze laut deklamierte, sie über die Kehle gleiten ließ, stellt Elisabeth Edl besonders in der berühmten Passage unter Beweis, da Frédéric und die Cocotte Rosanette im Wald von Fontainebleau spazieren ... Hier ist man Flauberts Traum vom Buch über nichts, das nur Musik wäre, nahe.“ Jürgen Ritte, Süddeutsche Zeitung, 19.10.20
"Schon rein äußerlich eine prachtvolle neue deutsche Ausgabe. ... Gedruckt und ausgestattet wie zu Zeiten, als es noch einen Unterschied zwischen Hard- und Paperbacks gegeben hat: wunderbares Papier, Leinen, zwei verschiedenfarbene Lesebändchen, ein ausführliches, kenntnisreiches Nachwort, verlässliche und ausführliche Anmerkungen." Stephan Wackwitz, Die Tageszeitung, 13.10.20
"Elisabeth Edl hat 'L’Éducation sentimentale' in ein makelloses Deutsch übersetzt." Elmar Krekeler, Die Welt, 10.10.20
"Das ist die gelungenste Klassiker-Ausgabe, die es seit Schönes 'Faust' und Birus’ 'Divan' hierzulande zu kaufen gibt. Das 70-seitige Nachwort ist eine brillante Monografie für sich. 150 Seiten umfassende Anmerkungen mit traumhaft gut gemachten Hinweisen zu Text und Textgeschichte ... Erstmals liegt eine Übersetzung vor, die dem Präzisions- und Rhythmus-Fanatiker Flaubert vollauf gerecht wird." Andreas Isenschmid, Die Zeit, 08.10.20
"Die 'Lehrjahre' gehören zu den wenigen Romanen, die wahrhaft die Totalität einer Epoche darstellen." Andreas Isenschmid, Die Zeit, 08.10.20
"Es ist Flauberts Stil, der uns direkt ins Geschehen zieht, es sind die bis in Detail durchkomponierten Satzverläufe, eine Vielfalt der Register.... So frisch, federnd und plastisch liest sich die 'Education' bei Elisabeth Edl, dass man beim Wiederlesen des Buches nach drei Dekaden glaubt, das Buch zum ersten Mal zu verstehen." Andrea Köhler, Neue Zürcher Zeitung, 03.10.20
"Elisabeth Edls Übersetzung liest sich, als wäre der Roman auf Deutsch geschrieben worden. ... In dieser Form, in dieser Fassung ist der Roman für unsere Gegenwart wiedergewonnen." Georg Oswald, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.09.20
5 Fragen an …
Gustave Flaubert
Monsieur Flaubert, ich kann Ihnen die alte Frage nicht ersparen: Warum schreiben Sie?
Moderne und französische Bürger zu schildern kotzt mich seltsam an! Außerdem wäre es vielleicht an der Zeit, sich im Leben ein bisschen zu amüsieren und sich Themen auszusuchen, die für den Autor angenehm sind!
Aber in den Lehrjahren nehmen Sie Ihre Mitbürger ganz schön aufs Korn?
Ich gestehe mir nicht das Recht zu, irgendwen zu bezichtigen. Ich glaube nicht einmal, dass der Romancier seine Meinung über die Dinge dieser Welt ausdrücken soll. Er kann sie vermitteln, aber ich mag es nicht, wenn er sie sagt. (Das gehört zu meiner ganz eigenen Poetik.) Ich beschränke mich also darauf, die Dinge so darzustellen, wie sie mir erscheinen, das auszudrücken, was mir als das Wahre vorkommt. Die Folgen kümmern mich nicht. Reiche oder Arme, Sieger oder Besiegte, das alles gilt mir nichts. Ich will weder Liebe noch Hass empfinden, weder Mitleid noch Wut. Was die Sympathie angeht, das ist etwas anderes. Davon hat man nie genug.
Was wollen Sie eigentlich mit diesem Buch, Monsieur Flaubert?
Ich will die moralische Geschichte der Männer meiner Generation schreiben; die “sentimentale” wäre richtiger. Es ist ein Buch über Liebe, über Leidenschaft; freilich über eine Leidenschaft, wie es sie heutzutage geben kann, das heißt eine tatenlose. So wie ich es mir vorgestellt habe, ist das Thema, glaube ich, zutiefst wahr, gerade darum aber vermutlich wenig amüsant.
Geht es wirklich nur um Männer? Was würde aus denen ohne all die grandiosen Frauen in dieser Geschichte? Ihr Held Frédéric sagt es doch selber: „Aus mir…“
„Aus mir hätte etwas werden können, mit einer Frau, die mich liebt.“*
Aber der Titel Ihres Romans…
Apropos Titel, Sie hatten mir versprochen, einen für meinen Roman zu finden.
Also einen Titel habe ich schon! Wie wär’s mit: Lehrjahre der Männlichkeit. Geschichte einer Jugend?
Ich sage nicht, dass er gut ist. Doch bis jetzt gibt er die Gedankenwelt des Buches am besten wieder. Diese Schwierigkeit, einen guten Titel zu finden, lässt mich glauben, dass die Idee des Werkes (oder vielmehr seine Konzeption) nicht klar ist?
Keine Angst, Monsieur Flaubert! Die Lehrjahre werden die Leute noch in 200 Jahren lesen!
[Flauberts Antworten stammen aus: 1. Brief an George Sand, 15. Dezember 1866; 2. Brief an George Sand, 10. August 1868; 3. Brief an Melle Leroyer de Chantepie, 6. Oktober 1864; 4. Lehrjahre der Männlichkeit I, 2; 5 und 6. Brief an George Sand, 3. April 1869.]
Elisabeth Edl
Ihre Neuübersetzung von Madame Bovary ist 2012 erschienen. Weshalb hat es mit der Éducation sentimentale eigentlich so lange gedauert?
Ich hab nicht auf der faulen Haut gelegen und inzwischen – für die ganz Ungeduldigen – ja auch die Drei Geschichten geliefert. Außerdem, die Lehrjahre sind ein langes Buch, ein vielschichtiges Buch, für mich vielleicht das bisher komplizierteste von Flaubert, aber dass es so lange dauern würde, hatte ich mir natürlich auch nicht vorgestellt. Das ganze hat am Ende aber doch eine hübsche Nebenwirkung: die Lehrjahre erscheinen jetzt zu Flauberts 200. Geburtstag.
Und was sind die größten Schwierigkeiten gewesen?
Wenn man es einmal knapp zusammenfassen will: die Sprache und der historische Hintergrund. Flaubert verbindet in seiner Sprache Präzision und Poesie, Ironie und Nüchternheit, Mitgefühl, Sarkasmus, auch reine Bösartigkeit. Es gibt extrem komische Passagen, dann wieder dramatische oder rührende, aber das war gar nicht die größte Schwierigkeit. Viel schwieriger ist die französische Knappheit, Lakonie, Pointiertheit, und die muss auf Deutsch genauso gut klingen, so wie überhaupt Flauberts Rhythmus, seine Satzmelodie, sein „Sound“. Das andere ist der historische Hintergrund: die Tagespolitik, die Revolution von 1848, die Straßen, Plätze und Häuser von Paris, die Kleidung der Männer und Frauen, ja sogar präzise Einzelheiten der Herstellung von Porzellan. Sie müssen lange nach einem Roman suchen, der so viele ganz konkrete Dinge aus der alltäglichen Wirklichkeit lebendig macht. All das muss natürlich stimmen, und das heißt, recherchiert werden. Aber was soll’s! Flaubert hat dazu einmal gesagt: „Wenn es keine Schwierigkeiten gäbe, wo wäre dann das Vergnügen?“
Und was war dann Ihr größtes Vergnügen bei der Arbeit?
Alles! Sehen, wie das Buch über die Jahre langsam Form bekommt.
Ihre Neuübersetzung hat einen überraschenden, neuen Titel. Warum?
Das wird hier im Nachwort natürlich genau erklärt! Aber kurz gesagt: Es gab bisher zehn Übersetzungen des Romans, und die tragen tatsächlich sieben verschiedene Titel! Von Schule der Empfindsamkeit über Lehrjahre des Herzens bis Erziehung des Gefühls. Bei einer solchen Unsicherheit scheint doch etwas nicht zu stimmen, Friedmar Apel hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass weder „Herz“ noch „Gefühl“ oder „Empfindsamkeit“ die Sache trifft. „Ich will die Geschichte meiner Generation schreiben“, sagt Flaubert, er erzählt sie als Geschichte seines „Helden“ Frédéric, der irgendwie klarkommen muss mit den verwirrenden Frauen, mit Madame Arnoux, die er das ganze Leben lang liebt, mit Rosanette, dem „leichten Mädchen“, mit Madame Dambreuse, die er fast heiratet. Am Anfang ist er achtzehn, jetzt macht das Leben ernst. Er muss erwachsen werden. Da geht es nicht einfach nur um ein „Gefühl“ oder um das altmodische Herz. Es geht um alles, was ihn ausmacht. Und das Wichtigste beim Lernen sind nun mal die Frauen.
Zum Schluss: Was macht die Lehrjahre der Männlichkeit für Sie so besonders?
Der Roman ist so vielfältig, so abwechslungsreich, von der Handlung, von den Personen, von Flauberts Erzählweise. Da ist der Anfang auf dem Seine-Dampfer, als Frédéric sich unsterblich verliebt. Dann diese ganz dramatische, ganz bildhaft geschilderte Szene von der Revolution 1848 in Paris, das ist grandios. Und zum Schluss der idyllische Ausflug von Rosanette und Frédéric nach Fontainebleau. Dann aber der großartige Moment, als Flaubert in diese romantische Landpartie von zwei Verliebten ganz unerwartet Rosanettes harte Jugendgeschichte einbettet, und plötzlich begreift man, wie so ein „leichtes Mädchen“ in Paris eigentlich dahin gekommen ist, wo sie jetzt ist. Das ist einfach meisterhaft, das müssen Sie lesen!