Presse
„Hochgatterer kennt durch seinen Beruf als Psychiater nicht nur die Ängste der Menschen, sondern er versteht es als exzellenter, sprachlich feinfühliger Autor auch, diese Gefühlsmelange aus nackter Existenzangst, Ausgrenzung, Hass, Rachegelüsten und Gewaltfantasien für den Leser erlebbar zu machen – bis hin zu absoluten Gänsehautmomenten. Das schafft nur herausragende Literatur." Peter Mohr, Rheinpfalz, 01.02.20
„Ein hochkonzentrierter literarischer Krimi, der sprachlich, atmosphärisch und formal besticht.“ Luzia Stettler, srf 52 Beste Bücher, 05.01.20
„Paulus Hochgatterer kennt die Abgründe des Menschen, weiß, wo deren Leichen begraben liegen. Und dennoch ist in seinem Erzählen eine große Zugewandtheit zu spüren, eine Nachsicht und ein Wohlwollen allen Schwächen gegenüber." Ulrich Rüdenauer, Stuttgarter Zeitung, 19.12.19
„Durch die subtilen Charakterstudien entsteht ein dichtes Stimmungsbild des vergangenen und gegenwärtigen Österreichs. Dabei erweist sich Hochgatterer als sehr genauer, einfühlsamer und kluger Beobachter menschlicher Verhaltensweisen und Beziehungsdynamiken – ohne deshalb auf eine klare Haltung zu verzichten.“ Sonja Hartl, Krimibestenliste November
„Kunstvoll legt Hochgatterer die Karten auf den Tisch. Sein fein gearbeiteter Text zeigt die Täter von einst und was aus ihren Opfern wurde. Er handelt von Verhaltensmustern und deren Wiederholung, von einer Gegenwart in den Fängen einer Vergangenheit, die nicht vergehen will. Und er macht deutlich, warum die soziale Kontrolle in einer Kleinstadt besser blüht als sonstwo.“ Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.11.19
„'Fliege fort, fliege fort' ist ein hochkonzentrierter literarischer Krimi. ... Es ist ein kleinstädtisches Gesellschaftspanorama feinster Brutalität, das Paulus Hochgatterer in die schöne Landschaft hineinzeichnet." Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung, 26.10.19
„Es ist ein gleichsam unvollendetes, aber atmosphärisch hochgradig verdichtes Erzählmosaik, das er nach und nach vor uns ausbreitet; doch auch von "erzählen" mag man kaum sprechen, ist dieser Roman doch so konsequent aus Figurenperspektive geschrieben, dass die Anwesenheit einer Erzählinstanz auch nicht ansatzweise spürbar wäre." Katharina Granzin, taz, 12.10.19
„Hochgatterer ist erneut ein Kunstwerk gelungen, das tief in unsere Psychen und Gesellschaft blicken lässt.“ Klaus Zeyringer, Der Standard, 28.09.19
„Ein Roman, der den Schmerz, den er erzählt, durch die Spannung, die er herstellt, nicht verrät.“ Katja Gasser, ORF, 22.09.19
„Bei Hochgatterer bilden Inhalt und Form eine Einheit. Nichts an seiner Sprache wirkt forciert. Mit wenigen Sätzen versteht er es, Atmosphären zu erschaffen.“ Sebastian Fasthuber, Falter, 18.09.2019
Podcast
Am Ende dieser Folge von Hanser Rauschen sind die Gin Tonics ausgetrunken und gibt es gleich Abendessen – davor passiert an einem schönen Abend im späten August allerhand. Und das auf der Terrasse des Schriftstellers Paulus Hochgatterer, der sich für „Hanser Rauschen“ mit seiner Lektorin Martina Schmidt getroffen hat. Martina war viele Jahre lang die Verlagsleiterin des Deuticke Verlages und ist erst vor wenigen Wochen in den Ruhestand gegangen.
Mit dem 1961 geborenen Paulus Hochgatterer blickt sie auf vieles zurück und dabei auch in die Gegenwart und nach vorn: Es geht um Paulus Hochgatterers weiteren Beruf als Kinderpsychiater, um seinen Perfektionismus beim Schreiben und Leben, um Segeln und Nackt-Segeln, um eine Literatur, die unter anderem immer auch vom Bösen erzählen will, um Huckleberry Finn und die neue Katze der Hochgatterers. Und neben all dem wird natürlich auch über seinen Roman: „Fliege fort, fliege fort“ gesprochen, von dem die beiden in verheißungsvollen Andeutungen zu erzählen haben.
5 Fragen an …
Paulus Hochgatterer
Furth am See, der Kommissar Ludwig Kovacs, der Psychiater Raffael Horn – wie fühlt es sich für Sie an, Paulus Hochgatterer, zwölf Jahre nach der Süße des Lebens und mehr als sieben Jahre nach dem Matratzenhaus wieder in das Soziotop dieser fiktiven österreichischen Kleinstadt einzutauchen?
Es ist tatsächlich ein wenig so wie im realen Leben. Trifft man Menschen, die man mag, aber schon Jahre nicht gesehen hat, freut man sich über das Vertraute, das einem da entgegentritt. Auf der anderen Seite merkt man, dass sich offensichtlich manches verändert hat. Die Menschen sind älter geworden, daher in gewissen Dingen souveräner und gelassener, in anderen vielleicht ungeduldiger und ruppiger. Vor allem aber merkt man, dass man von vielem, was in der Zwischenzeit passiert ist, gar nichts weiß und das macht einen in erster Linie neugierig.
Auch als Autor geht es einem so? Kann man auf die eigene Geschichte neugierig sein?
Selbstverständlich. Ich möchte jetzt gar nicht über die tausendfach durchgekaute strukturalistische Frage nach dem Souverän in der Erzählung sprechen – Wer ist der wahre Herrscher, der Autor oder der Text? –, sondern deutlich machen, dass sich auch die Figuren, die ihr Leben hauptsächlich im Kopf eines Autors führen, weiterentwickeln und ihre Verhaltensweisen und Beziehungen ändern, selbst wenn der Autor über Jahre kaum etwas mit ihnen zu tun hat. Aber keine Sorge ? Ludwig Kovacs sitzt nach wie vor regelmäßig im Gastgarten seines Freundes Lefti und Raffael Horn ist nach wie vor mit Irene, der wunderbaren Cellistin, verheiratet.
Und Joseph Bauer, der etwas verhaltensoriginelle Benediktinerpater?
Der darf natürlich nicht fehlen, vor allem nicht in einer Geschichte, in der es zentral darum geht, dass das Richtige und das Böse manchmal ganz nah beisammen liegen. Auch Joseph Bauer ist übrigens noch mit derselben Frau beisammen. Seine musikalischen Hörgewohnheiten haben sich allerdings ein wenig geändert.
Fliege fort, fliege fort. Was hat es mit dem Titel des Romans auf sich?
Die Geschichte hat weder mit Luftfahrt noch mit Ornithologie zu tun, auch nicht mit Eskapismus, wie man auf einer metaphorischen Ebene vielleicht vermuten könnte. Der Titel ist ein Zitat aus Goethes Faust I. Am Beginn der Schlussszene, bevor Faust zu Gretchen in den Kerker tritt, hört man von außen ein Lied, das Gretchen aus dem Mund ihres getöteten Kindes singt. Es beginnt mit: »Meine Mutter, die Hur, die mich umgebracht hat« und endet mit: »Da ward ich ein schönes Waldvögelein. Fliege fort, fliege fort.«
Es geht in diesem Buch also auch wieder um Kinder?
Es geht in der Geschichte um Kinder und um die Dinge, die ihnen widerfahren, das entspricht sozusagen meinem literarischen Lebensprogramm. Es geht um ein Verbrechen, sonst wäre diese Geschichte ja nicht auch ein Kriminalroman. Letztlich geht es in dem Buch natürlich um jene Fragen, um die es im Roman immer gehen muss: Was ist Gerechtigkeit? Was macht den Menschen böse? Wem gehört die Rache?