Presse
"Intelligent komponiert, gedanken- und anspielungsreich, mit tiefgründigen Dialogen und einem Protagonisten, der, aufmerksam und emotional durchlässig, für sich einnimmt, beweist auch dieser neunte Roman Veronesis Erzählkunst." Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.11.21
"Passagen, die Fragen aufwerfen und offen lassen, geben dieser mit viel Leichtigkeit erzählten Familiensaga ihre menschliche Tiefe ... Der Roman ist voll mit kostbaren Momentaufnahmen, oft in zärtliche Bilder verpackt ... Marcos Geschichte liest man in einem Zug, taucht in sie ein, spürt die Atmosphäre des stürmischen letzten halben Jahrhunderts in Italien." Susanna Bastaroli, Die Presse am Sonntag, 03.10.21
"Veronesi zeigt sich ungeheuer feinfühlig und psychologisch … Insgesamt ist die Prosa wirklich höchst elegant, sehr feinsinnig, sehr lässig, oft wie hingetupft, sehr scharfsichtig." Irene Binal, Ö1 'ex libris', 19.09.21
"Dieses unfassbar grandios geschriebene Buch, das zwischen Überdruss und Überfluss pendelt, zwischen filigranen Flügelschlägen und deftigen Trommelwirbeln, dieses Wunder von einem Buch ist immer in Bewegung, ohne dass dem Autor jemals der Schweiß auf der Stirn steht." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 04.09.21
"Wir haben es nicht mit einer fiktiven Biografie zu tun, sondern mit einem Familienepos, das an Raffinesse seinesgleichen sucht. […] Wer die frisch erschienene Übersetzung in die Hände bekommt, liest sie wie im Schwirrflug aus. […] Sandro Veronesi liest sich wie ein Mario Vargas Llosa in Bestform und im Italo-Style." Juliane Fischer, Salzburger Nachrichten, 03.09.21
"Was ist Zufall, was ist Schicksal? ... Damit spielt Veronesi sehr subtil. ... Von diesen Spannunen profitiert das Buch." Julian Schütt, SRF2 Kultur, 30.08.21
"Dieser Roman ist auch eine Anamnese: Die Anamnese einer Familiengeschichte." Salomé Meier, SRF2 Kultur, 30.08.21
"Ein sehr vielschichtiger Roman, auch mit einer gesellschaftskritischen Note." Esther Schneider, SRF2 Kultur, 30.08.21
"Aus dem Unglück seiner Romanfiguren schöpft Sandro Veronesi seinen Erfolg - und das Glück seiner Leserinnen und Leser. ... 'Der Kolibri' ist das kurzweilige Erzählwerk eines wachen Zeitgenossen, der nebenbei auch dem kränkelnden Italien des letzten halben Jahrhunderts stets den Puls fühlt. ... Ein dunkel-brillianter Roman ..., der stets den richtigen Ton zwischen Ethik und Lakonik trifft." Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 26.08.21
"Seine tragischen Figuren erinnern an Mario Vargas Llosas Helden. Der raffinierte, vielstimmige Roman springt zwischen den Jahren und beglückt mit musikalischen und filmischen Referenzen." Juliane Fischer, Falter, 25.08.21
"Ein todtrauriges poetisches Buch, das wie eine antike Tragödie über einem zusammenbricht. Und das man dennoch mit einem Lächeln im Gesicht liest." Frank Pommer, Die Rheinpfalz, 23.08.21
"Veronesi ist einer der raffiniertesten Erzähler der Gegenwart. So ist denn auch 'Der Kolibri' eine äußerst bemerkenswerte ... Romanepopöe, ein Wirbel beständig kaleidoskopisch wechselnder Blickwinkel." Alexander Kluy, Standard Album, 14.08.21
"Unkonventionell, entwaffnend und zutiefst menschlich. Der Kolibri ist eine neue Art der Familiensaga." Jhumpa Lahiri
"Ein Geschenk an die Welt." Michael Cunningham
"Meisterhaft: ein Kuriositäten- und Genusskabinett voller kleiner Wunder" Ian McEwan
"Alles, was einen Roman wertvoll und fesselnd macht, ist hier: Wärme, Witz, Intelligenz, Liebe, Tod, hoher Ernst, niedrige Komik, Philosophie, subtile persönliche Beziehungen und das komplexe Innenleben des Menschen." The Guardian
"'Der Kolibri' ist der inspirierteste Roman von einem unserer inspiriertesten Schriftsteller. In ihm steckt der ganze Veronesi. Er ist eine Folge von immer elektrisierenderen Arien. Die Lebendigkeit eines jeden Bildes ist fast zum Weinen." Corriere della Sera
"Sandro Veronesi denkt über die Nutzlosigkeit der großen Veränderungen nach und darüber, wie gut es ist, wenn man den Schmerz richtig zu leiten weiß." El País
"'Der Kolibri' ist kämpferisch und amüsant, ist Komödie und Tragödie zugleich, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Veronesi erfindet das Genre Familienroman neu." Le Monde
"Die Höhen und die Tiefen eines einzigen Lebens mit solchem Einfallsreichtum und einer solchen Zärtlichkeit festzuhalten, ist schon lange keinem Roman gelungen." Financial Times
5 Fragen an …
Sandro Veronesi
Lieber Sandro Veronesi, Der Kolibri ist ein Familienroman, der den Zeitraum von 1960 bis 2030 umfasst. Eine Epoche, in der Italien zum Sehnsuchtsland der ganzen Welt wurde, und in der es ebenso zu gravierenden politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen kam – just to name Andreotti, Craxi, Berlusconi, Salvini. Das Wohl der wohlhabenden Familie Carrera scheint sich ebenfalls zu neigen. Beschreiben Sie den Verfall einer Familie?
Natürlich. Neben dem Niedergang der Familie habe ich versucht, den Verfall des „italienischen Stils“ zu beschreiben, der einzigen Periode des Reichtums in der Geschichte Italiens, des sogenannten Wirtschaftsbooms, der nur drei Jahrzehnte, bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts dauerte.
Im Zentrum steht der Augenarzt Marco, der Kolibri – zuerst ein talentierter Skifahrer, ein guter Tennisspieler, früh ein Gambler in den Casinos, dann verliebt, später unglücklich verheiratet. Kann man sagen, dass er sich verändert, indem er sich nicht verändert?
Ja, das stimmt. In der Ära der Veränderung lehnt Marco Carrera genau das ab, nämlich sich zu verändern, und er hält fest an den Talenten und Einstellungen, die sein Leben von Beginn an prägten.
Sie variieren die Formen des Erzählens. Brief, Tagebuch, Erinnerung, Dialog, sogar Bestandslisten wechseln einander ab, auch wird die Chronologie immer wieder aufgebrochen. Wollen Sie damit die Aufmerksamkeit der Leser auf Details lenken?
Ich möchte die Leser in einer anderen Dimension einfangen, in der Zeit nicht mehr der Tyrann ist und sie Marco Carrera durch alle tragischen Ereignisse und Desaster begleiten, die sein Leben ausfüllen. Ich will Leser, die wie Marco Carrera die Fähigkeit der Resilienz erreichen können.
Der Roman war in Italien enorm erfolgreich, er wird gerade in alle großen Sprachen übersetzt, demnächst beginnen in Rom die Dreharbeiten für die Kinoverfilmung. Wie haben Sie die Zeit nach der Zuerkennung des Premio Strega erlebt? Vom Isolierschemel des Schreibens ins Rampenlicht, in die coronabedingte Abgeschiedenheit und jetzt hoffentlich wieder auf die internationale Bühne?
Das Jahr des großen Erfolgs von Der Kolibri war 2020. Das bedeutet, es handelt sich um einen Erfolg, der mitten in einer globalen, kollektiven Tragödie stattfand. Ich war wirklich schockiert, man kann sagen, ich war sogar doppelt schockiert. Es war eine ziemlich eigenartige und unvorhersehbare Erfahrung.
Die Stimmung des Romans wird öfter durch Musik wiedergegeben, vor allem durch Popmusik – Crosby, Stills, Nash & Young, Eagles, Fabrizio dé Andre… Was bedeuten diese Gruppen für Sie und Ihre Arbeit?
Es handelt sich um die Ära der Veränderung; und viele dieser Veränderungen kamen von der Musik her. Marco Carrera mitten hinein in diese Zeit zu setzen, mit seinem kolibriartigen Beharren, war für mich sowohl eine Herausforderung als auch ein Vergnügen. Die großen, die revolutionären Künstler, Musiker, Sänger und Gruppen musste ich in meinem Roman erwähnen, weil sie nicht nur der Soundtrack der Geschichte sind, sondern wirkliche Charaktere, Teil unseres täglichen Lebens.
Interview von Herbert Ohrlinger