Autorenschreibtisch: Hans Maarten van den Brink

Autorenschreibtisch: Hans Maarten van den Brink

Man braucht ja so wenig zum Schreiben

Mein Schreibtisch soll immer vor einem Fenster stehen, er soll weiß und ziemlich leer sein, aber doch groß. Also lieber drei als zwei Meter lang.

Ich habe zur Zeit drei solcher Tische. Der kleinste steht in Berlin; dort gucke ich auf einen Innenhof. Von den zwei großen befindet sich einer in Amsterdam (mit Blick auf eine stille Straße, wo alle Häuser aus dem 19. Jahrhundert stammen) und der andere in einem winzigen Ort in den Französischen Ardennen, wo ich durch die Fenster nur Wiesen und Wälder sehe.
Dort steht das Fernglas bereit für den Fall, dass ein Reh oder Wildschwein vorbeikommt, aber leider ist das noch nicht passiert; diesen Tieren begegne ich nur auf meinen Spaziergängen. Darum habe ich immer ein Meisenbällchen vor dem Fenster hängen, als gesunde Alternative für das Twittervögelchen, das mich auch immer wieder von der Arbeit ablenkt.
Jeden Morgen, bevor ich anfange zu schreiben, putze ich die Tischplatte schön sauber, und oft im Laufe des Tages noch ein oder zwei Mal. Durch Flecken oder Brotkrümel lasse ich mich nicht gern von der Arbeit abhalten.

Das Alles hört sich jetzt ein bisschen präzios an, aber ist es nicht – es ist einfach ein kleiner Luxus, den ich mir jetzt gönne. Man braucht ja so wenig zum Schreiben. Auf gewisse Papiersorten oder kostbare Füllfeder stehe ich zum Beispiel nicht. Und eigentlich kann man es auch überall machen.

Aber besser nicht an dem genauen Ort über welchen man gerade berichtet, ist meine Erfahrung. Also: Den sehr holländischen Roman ‘Ein Leben nach Maß’ habe ich vornehmlich in Madrid geschrieben, eine Geschichte, die in Frankreich spielt, vor kurzem in Berlin, und eine Erinnering an eine Schiffstour auf dem Rhein kam mal in Vietnam zu Stande. Was das bedeutet? Vielleicht braucht man neben Konzentration auch immer eine gewisse Distanz.
Der Tisch sollte übrigens auch nicht zu wackelig sein, bemerke ich gerade.

Newsletter
Newsletter