5 Fragen an ... Tanja Schwarz

5 Fragen an ... Tanja Schwarz

Liebe Tanja Schwarz, wie ist Ihre aktuelle Lebenssituation und haben Sie einen Traum vom Glück?
Seit 3 Jahren habe ich einen Acker, ein größeres Grundstück in Vierlanden, das noch zu Hamburg gehört. Ich baue Obst und Gemüse an, lege auch Wert auf insektenfreundliche Wildnis. Das Ackern bietet einen guten Ausgleich zum körperlich inaktiven und unsinnlichen Sitzen am Computer. Ich schreibe sehr gern in meiner Hütte dort.
Die großen Kinder sind ausgezogen und studieren, die jüngeren Söhne leben bei meinem Mann und mir, sitzen fest im Lockdown und freuen sich darauf, dass sie bald junge Katzen bekommen. Nach schwierigen Jahren mit 4 Kindern und mehreren Jobs habe ich jetzt mehr Freiheit für meine eigenen Belange: Schreiben, der Garten.
Ein weiteres Hobby: Singen in der Kantorei von St. Jacobi. Das passt nicht ganz zu meiner sonst sehr kirchenfernen Einstellung. Wenn ich Zauberkräfte hätte, würde ich den Kapitalismus abschaffen und die Grenzen zwischen den verschiedenen Ländern öffnen. Bis dahin übe ich mich in Solidarität im nächsten Umfeld, pflanze ein paar Obstbäume, die es diese Woche bei Aldi gab, schreibe, lese und singe manchmal heimlich.

Wie kamen Sie zum Schreiben?
Ich habe tatsächlich schon als Kind geschrieben und erfuhr, dass es unter meinen Vorfahren auch Schreibende gab: Meinen Großvater, der unter Pseudonym 1942 und 43 Krimis schrieb, die in London spielen (von Krieg ist keine Rede), außerdem Fachbücher über Parapsychologie und Werbung. Leider sind diese Bücher bei näherem Hinsehen nicht besonders.
Neulich habe ich noch eine schreibende Vorfahrin entdeckt, von ihr sind sehr lebendige und super geschriebene Erinnerungen und Erzählungen aus dem 19. Jahrhundert überliefert. Sie blieb kinderlos und kämpfte darum, als Autorin ernst genommen zu werden. Das hat mich begeistert. In den letzten 20 Jahren habe ich oft um Zeit fürs Schreiben gekämpft. Wenn man in der teuren Großstadt lebt und sich ein so großes Familienschiff anschafft, ein unvermeidlicher Kampf. Gleichzeitig konnte ich durch das Familienleben und meine Jobs so viel Einblick in Lebenswelten gewinnen, dass ich definitiv genug Stoff für das Schreiben angesammelt habe.

Haben Sie eine Lieblingsszene im Buch?
Der Moment, als der Sohn in ‚Lockdown‘ in den vollen Kühlschrank blickt und sich beschwert: Nichts haben wir. Nichts.

Welche Szene fiel Ihnen beim Schreiben am schwersten?
Die Szene in ‚Axalp‘, als die Protagonistin ihre Tochter vergeblich zum Skifahren drängt. Ich sah mich in grotesk verzerrter Form als schreckliche, von eigenen Wünschen getriebene Mutter.

Ihr Buch in einem Satz?
Wie kann ich begreifen, was mir hier und heute widerfahren ist?

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