5 Fragen an ... Stefan Laube

5 Fragen an ... Stefan Laube

Zu allen Zeiten und in allen Gegenden der Welt hat sich der Mensch mit Dingen umgeben, die ihm wichtig sind. Gibt es drei Dinge, auf die Sie niemals verzichten können?
Einen Ball, ein Fahrrad und ein philosophisches Buch, dem man bei jedem Lesen neue Einsichten abgewinnen kann.

Aus dem Zusammenspiel von Dingen und Menschen entwickeln sich Zivilisationen. Welche Dinge liefern den Schlüssel zum Verständnis unserer Gegenwart?
Wegwerfobjekte aus Plastik, die jetzt in Corona-Zeiten – weil sie so hygienisch sind – wieder eine Renaissance erleben. Meine Generation der Babyboomer wird wohl in die Geschichte eingehen als Generation mit dem höchsten Müllverbrauch. Besonders verhaltenssteuernd für unsere Zeit ist das Smartphone mit Headset, das Nutzerinnen und Nutzer daran hindert, die Umwelt in sinnlicher Unmittelbarkeit wahrzunehmen. Ist es nicht ein Alarmzeichen, wenn inzwischen immer mehr Menschen mit Handy in der Hand und Knopf im Ohr joggen, so dass kein Blätterrauschen und Vogelgezwitscher sie mehr erreicht?!

Zur Zivilisation gehört die Zivilisationskritik und die klagt schon lange darüber, dass wir uns mit zu vielen Dingen umgeben. Auf welche Dinge könnten Sie getrost verzichten?
Viele Dinge aus Plastik und Objekte, die schnell kaputt gehen und nicht repariert werden können. Die Konsumgesellschaft hat wohl keine Freude an mir. Noch in Zeiten unserer Großeltern hieß es, man solle seine „Siebensachen“ packen. Unter dem Dach des heutigen Normalverbrauchers sind hingegen Tausende von Objekten – Schätzungen gehen durchschnittlich von 10.000 Objekten aus – vereinigt. Jeder Umzug wird bei diesem Sammelsurium im Schlepptau zur Qual.

Sie haben das Material zu Ihrem Buch in Berliner Museen gefunden. Welches dieser Museen wird chronisch unterschätzt?
Erster Kandidat mangelnder Wertschätzung ist wohl das Kunstgewerbemuseum, untergebracht im vielleicht allzu sachlichen Ambiente der 1970er Jahre auf dem Kulturforum. Niemand würde vermuten, dass dort hochkarätige Objekte über die Zeit der Kunst- und Wunderkammern ausgestellt werden oder zur mittelalterlichen Schatzkunst. Es gibt meines Wissens nirgendwo ein Museum in staatlicher Hand, das einen so exquisiten Kirchenschatz beherbergt, den so genannten Welfenschatz.

Mit dieser Frage haben Sie sowieso gerechnet: Welches der Objekte in ihrem Buch ist Ihnen das liebste?
Es sind vor allem die kleinen unscheinbaren Objekte, an denen man aber gewichtige Geschichten erzählen kann, wie das Opfer-Kälbchen aus Mesopotamien mit seinem Unschuldsblick oder die Figurenuhr von den Salomonen. Mit „Figur“ ist ein von einem Indigenen geschnitztes Porträt gemeint, das durch seinen Miene und Gebärde zum Ausdruck bringt, was vom Minutentakt der westlichen Uhrzeit zu halten ist – nämlich ziemlich wenig! Oder ein ebenso praktischer wie ornamentierter Keltengürtel, der von einer habsburgischen Herzogin in der Mode ihrer Zeit – alles andere als eine Funktionskleidung – ausgegraben wurde. Sie merken, es fällt mir durchaus schwer, das Liebste aus den 64 auszuwählen. Es ist immer wieder ein anderes ...

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