5 Fragen an ... Stefan Kutzenberger

5 Fragen an ... Stefan Kutzenberger

Wie ist die Idee zu Ihrem Roman entstanden?
Ein Freund hat mir ein Romanmanuskript zu lesen gegeben und ich habe ihm streng geantwortet, dass er das Buch in der Realität verankern müsse, denn seine Story im fiktiven Raum interessiert keinen Menschen. Noch während ich das sagte, erkannte ich, dass das viel mehr für mein eigenes Romanprojekt zutraf als für seines. Also ging ich nach Hause und begann um den Krimi, den ich gerade schrieb, eine pseudo-autobiografische Rahmenhandlung zu basteln. Vom ersten Moment an fühlte sich das richtig an und es machte mir Riesenspaß, die verschiedenen Erzählebenen so organisch wie möglich ineinander zu verweben. Der Roman meines Freundes ist in der Zwischenzeit, glücklicherweise ohne meine guten Ratschläge, bereits erschienen.

Haben Sie literarische Vorbilder?
Friedinger ist unter anderem auch ein Roman der Romane, ein Buch über die großen Meister der Romankunst. Ich verlange mehr von der Literatur, als dass sie den Lauf des Lebens verändert, ein gelungenes Buch muss das Leben selbst verändern, das Pulsieren jeder einzelnen Körperzelle neu ausrichten. Das passiert ein paar Mal im Leben und das sind heilige Momente, über die man gar nicht zu viel sprechen soll. Am deutlichsten hat sicherlich Jorge Luis Borges mein Leben geprägt. Neben vielen anderen lateinamerikanischen Autoren wäre ich auch ohne Thomas Mann, Flaubert oder Dostojewsky nicht der, der ich bin. Allein für Bücher wie Don Quijote, Moby Dick oder die Rabbit -Serie Updikes hat es sich gelohnt zu leben. In letzter Zeit haben mich vor allem Karl Ove Knausgaard und Navid Kermani beeindruckt, und von den Frauen L'amica geniale von Elena Ferrante, Jhumpa Lahiris Erzählungen und alles von Hilary Mantel.

Ist der Stefan Kutzenberger in Ihrem Buch mit Ihnen verwandt?
Ich fühle mich der Figur des Friedinger viel näher als der des Kutzenberger, obwohl dieser mit mir Namen, Geburtsdatum und Arbeitsplatz teilt. Meine Kinder haben mir bereits gesagt, dass ich beim nächsten Buch mehr Phantasie beweisen und mir gefälligst einen anderen Namen für den Hauptdarsteller einfallen lassen soll. Ist aber schon zu spät, auch beim nächsten Roman steht wieder ein Antiheld namens Kutzenberger im Zentrum, zu sehr Spaß macht es mir, beim Schreiben oberflächliche Details meines Lebens zu nehmen und mit Fiktion aufzufüllen. Interessanterweise fühlen sich dabei die pseudo-autobiografischen Teile am fremdesten an, die reine Fiktion am vertrautesten. Aber das ist wohl eines der Geheimnisse der Literatur.

Hat Ihrer Frau Ihr Buch gefallen?
Meine Frau hat die ersten paar Seiten gelesen und gesagt, das tu ich mir nicht an. Was sie am meisten getroffen hat, ist aber nicht die Tatsache, dass dieser Kutzenberger eine Geliebte hat, das traut sie mir wohl nicht zu, sondern dass der Protagonist sagt, dass er sein Leben für verfehlt hält. Meine Schwester hat das Buch fertiggelesen und gemeint, dass es die größte Liebeserklärung an die Familie ist, die man sich nur vorstellen kann. Ich sehe es ähnlich. Meiner Mama ist das Buch einfach nur peinlich, obwohl sie sich gleichzeitig mit mir freut, dass es nun bei Deuticke herauskommt. Es gilt die Unschuldsvermutung, würde ich sagen.

Der Held Ihres Romans hat mehrere Romanprojekte. Wie schaut es bei Ihnen damit aus?
Ein paar dieser Romanprojekte sind tatsächlich Manuskripte von mir. Man sagt ja, dass man 1000 Seiten schreiben soll, bevor man ein Buch veröffentlicht. Das habe ich ziemlich wörtlich genommen und dreieinhalb Romane für die Schublade geschrieben, bevor ich nun mit Friedinger in die Öffentlichkeit gehe. Wenn man erscheint, soll man das in voller Montur tun, hat Flaubert gesagt, glaube ich, ich habe das Zitat auf Französisch gelesen und nicht verstanden, ich wünschte aber, er hätte es so gesagt, denn damit hat er Recht.

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