5 Fragen an ... Rainer Moritz

5 Fragen an ... Rainer Moritz

Herr Moritz, war schlagermäßig früher alles besser?
Natürlich liegen die goldenen Schlagerjahre schon eine Weile, nein, sehr lange zurück, damals, als Nana Mouskouri „Weiße Rosen aus Athen“, Roy Black „Ganz in Weiß“ sang und uns Drafi Deutscher erklärte, dass Marmor, Stein und Eisen nicht brechen, nein, bricht. Helene Fischer und Andrea Berg können das nicht wettmachen.

Wozu über den Eurovision Song Contest nachdenken?
Weil man sein Leben auf dümmere Weise verplempern kann. Weil einen die magischen Momente der Kindheit nie ganz loslassen. Und weil man beim Nachsinnen über France Gall, Abba, Linda Martin, Lena und Conchita Wurst lernt, das Leben, Europa und den rätselhaften Musikgeschmack mancher Leute und Länder besser zu verstehen.

Drei Thesen zu Ihrem Buch?
Erstens: Deutschlands Beträge zu den Fußball-Weltmeisterschaften waren viel besser als die ESC-Beiträge.
Zweitens: Nichts geht über Mary Roos.
Drittens: Es lohnt sich, Namen wie Bianca Shomburg, Gracia oder Alex Swings Oscar Sings! schnell zu vergessen.

Was erzählen die deutschen Kandidaten über das Deutschland der letzten Jahrzehnte?
Sie erzählen von langweiligen Fünfziger- und Sechzigerjahren, in denen Deutschland die monotonen Zeiger der Uhr beschrieb, von der Kanzlerschaft Willy Brandts, die auch den Grand Prix voranbrachte, von der Friedenssehnsucht in den frühen Achtzigern, als die Pershings trotz Nicole kamen, von Männern wie Ralph Siegel, die auch zwanzig Jahre nach ihren besten Jahren nicht aufhören können, und von Guildo Horn, Stefan Raab und Lena, die zeigten, dass Deutschland, kaum dass Helmut Kohl in Rente geschickt wurde, plötzlich ganz locker daherkam.

Ihr Wunsch für das ESC-Finale in Wien?
Dass Irland wie Phönix aus der Asche steigt und Molly Sterling mit „Playing With Numbers“ weit vorne landet. Was außer mir niemand glaubt.

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