5 Fragen an ... Peter Bognanni

5 Fragen an ... Peter Bognanni

Lieber Peter Bognanni, was hat Sie dazu inspiriert, Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente zu schreiben?
Die Idee ist aufgrund eines Erlebnisses vor einigen Jahren entstanden. Eine Frau, die ich nur über soziale Netzwerke kannte, beging damals Selbstmord. Sie war ein Fan meines ersten Buchs und eine aufstrebende Autorin. Wir haben nur wenige Nachrichten ausgetauscht, aber ich bin ihr auf Facebook gefolgt. Sie war Songwriterin und hat gelegentlich Videos online gestellt. Und Songtexte, an denen sie gerade bastelte. Ich kannte sie nicht wirklich gut, aber als sie starb, habe ich eine merkwürdige Art von Abwesenheit verspürt, mit der ich nicht umzugehen wusste. Digitale Trauer und wie gut man seine Online-Freunde wirklich kennt – das hat mich lange beschäftigt. Irgendwann habe ich begriffen, dass ich darüber schreiben muss.

Haben Sie zum Thema soziale Netzwerke und Trauer/Tod noch weiter recherchiert?
Einiges habe ich selbst erlebt – wie zum Beispiel Facebook-Seiten zu einer Art Gedenkstätte werden, wenn jemand stirbt. Es gibt aber auch Firmen, die Apps programmieren, die im Fall des Todes zum Einsatz kommen. Eine, mit der ich mich beschäftigt habe, kümmert sich um alle deine Social-Media-Accounts im Fall deines Todes. Eine andere twittert in deinem Namen, wenn du nicht mehr da bist. Ihr Motto ist: When your heart stops beating, you’ll keep tweeting. Auch wenn einiges davon ziemlich albern klingt, finde ich es dennoch faszinierend, auf welche Art wir diese Technologie nutzen, um das Vermächtnis eines geliebten Menschen online am Leben zu erhalten. Die Art, wie wir trauern, verändert sich.

Um was geht es Ihnen in Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente?
Es ist ein lebensbejahendes, emotionales und lustiges Buch über Trauer und Liebe, die auf einen Verlust folgen. Es betrachtet die Themen Tod und Selbstmord durch das Objektiv der sozialen Medien. Und es behandelt zeitlose Fragen: Wie trauert man um einen Freund? Wie gut kannte ich die Person, mit der ich zusammen war, wirklich? Welche Rituale können uns dabei helfen, nach solch einem Verlust weiterzumachen? Wie können wir lernen, wieder zu lieben nach solch einer traumatischen Erfahrung? Die Protagonistin, Tess Fowler, gibt dem Leser in ihrem mal witzigen, sarkastischen und auch liebevollen Ton Einblick in unkonventionelle Beerdigungen, Internet-Beziehungen und in ihr Bemühen, ihrem entfremdeten Vater wieder näherzukommen.

Wie lautet der schrägste Satz in dem Buch?
Da gibt es viele. Meine Protagonistin hat eine verrückte Art, die Welt zu betrachten. Aber ich mochte schon immer den Teil am Anfang, als sie darüber nachdenkt, was sie tun würde, wenn die Zeit plötzlich stillstünde: „Zum Beispiel könnte ich von einem Felsen springen und im Flug wie ein majestätischer Pegasus verharren. Oder ich könnte mitten in einem Schluckauf für immer in einer völlig abgedrehten, peinlichen Grimasse erstarren. Oder vielleicht könnte ich auch einfach sämtliche Leute um mich versammeln, die ich in den letzten Monaten enttäuscht habe, und mich bei allen aufrichtig entschuldigen, bevor alles stillsteht. Ich könnte es durch ein Megaphon rufen: ICH BIN TESS FOWLER, UND ICH HABE SCHLIMME FEHLER BEGANGEN! DAS TUT MIR SEHR LEID! UND JETZT VIEL SPASS IM NICHTS!”

Für wen haben Sie Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente geschrieben?
Als ich mit dem Schreiben begonnen habe, habe ich an keine bestimmte Leserschaft gedacht. Aber als ich dann realisiert habe, dass es Tess´ Geschichte ist, die ich hier aufschrieb, schienen mir Jugendliche und junge Erwachsene das richtige Publikum zu sein. Mittlerweile denke ich, dass sowohl Jugendliche als auch Erwachsene das Buch mögen werden, besonders, wenn sie an solchen Themen wie Trauer, Verlust der großen Liebe und an psychischen Erkrankungen interessiert sind. Ich glaube, das Buch befasst sich damit auf eine ganz eigene und unterhaltende Art und Weise.

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