5 Fragen an ... Noemi Schneider

5 Fragen an ... Noemi Schneider

Noemi Schneider, „Das wissen wir schon“ – was hat es mit dem Titel auf sich?
Der geht zurück auf ein Gedicht von Hans Magnus Enzensberger, das „Lied von denen, auf die alles zutrifft und die alles schon wissen“ geschrieben 1967.

Zu Beginn des Romans plant die erzählende Hauptfigur, kurzfristig wieder zu Hause einzuziehen. Die Mutter und ihre Freundinnen sitzen wie üblich kiffend und diskutierend im Garten und kämpfen unbeirrt für eine bessere Welt, die Tochter dagegen will eine Auszeit, woran liegt das?
Es gibt eine Stelle, da sagt die Mutter zu der Tochter: „Mach endlich was!“
Und die Tochter fragt: „Was?“
Mutter: „Du darfst die Welt nicht so lassen, wie sie ist!“
Und die Tochter denkt sich in dem Moment, ja, das ist leicht gesagt, wenn man noch eine Welt hat. Denn das Problem, das diese Tochter hat, ist, dass ihr die Welt abhanden gekommen ist. Sie hat keine Welt, sie hat keine Fixpunkte mehr.

Wie kommt es zu diesem Verlust?
Susan Sonntag hat mal gesagt, Generationen bewegen sich zwischen zwei Polen, zwischen Utopie und Nostalgie. In meiner Generation ist diese Nostalgie sehr stark, während in der Generation meiner Eltern die Utopie dominierte, das sogenannte „Beginnergefühl“. Und der Zerfall der Utopien, Ende der 90er Jahre, der hat meiner Meinung nach dazu geführt, dass sich meine Generation sehr verloren fühlt, sich dann aber plötzlich mit Krieg, Krebs, Klimakatastrophe, Kapitalismus herumschlagen musste.

Was hat es mit dem Tierchen auf dem Cover auf sich?
Bei diesem Tierchen handelt es sich um die Schlüsselfigur des Romans, einen kleinen Nerz, der für Trauma und Weltverlust der Erzählerin steht, denn die Erzählerin hat mal versucht, die Welt zu retten bzw. Nerze aus einer Pelztierfarm zu befreien. Leider war die Autobahn direkt daneben und seitdem hat sie zweitausend tote Nerze auf dem Gewissen und beschlossen, nie wieder die Heldin zu spielen. Doch dann muss sie ran, weil ihre Mutter einen Dschihadisten in ihrem Gartenhaus aufgenommen hat, der im Hungerstreik ist, dem die Abschiebung droht. Und da kommt dann wieder ein Nerz ins Spiel.

Ihrem Buch stehen die Kant’schen Fragen voran. Die zweite, die vielleicht wichtigste, die alle Figuren in Ihrem Buch umtreibt lautet: Was sollen wir tun?
Romain Rolland hat mal gesagt: „Ein Held ist einer, der tut, was er kann.“ Ein alter Anarchist hat den Satz mal so interpretiert, mit einem Comic-Strip auf dem zwei Mäuse zu sehen sind und die eine Maus sagt zur anderen: „Komm wir gehen Katzen foppen!“
Ich glaube, das trifft es ganz gut. „Katzen foppen!“ das können wir. Ein „Nein“ zu den bestehenden Verhältnissen formulieren und vor allem, den Humor nicht verlieren.

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