5 Fragen an ... Marlowe Granados

5 Fragen an ... Marlowe Granados

Liebe Marlowe Granados, Isa und Gala, die Protagonistinnen von Happy Hour, sind Anfang zwanzig und verbringen einen Sommer in New York, wo sie sich ständig neu erfinden und auf den glamourösen Partys der Upper Class herumtreiben. Warum haben Sie New York als Schauplatz gewählt?
Ich habe das Gefühl, dass New York eine ganz besondere Dynamik hat, in der sich Geld und Reichtum näher anfühlen, als sie es tatsächlich sind. Man ist von Reichtum umgeben, man kann in die riesigen Wohnungen der Leute blicken, und alles fühlt sich möglich an. Es ist die einzige Stadt, in der es wirklich plausibel ist, sich in ein und derselben Nacht erst in einer Spelunke und dann in einem Penthouse wiederzufinden.

Themen wie Rassismus, Klassismus und Frauenfeindlichkeit ziehen sich durch den Roman. Sie werden selten direkt angesprochen, aber mit der Zeit wird klar, dass sowohl Isa als auch Gala Außenseiterinnen sind, jede auf ihre Weise. Was – abgesehen von ihrer finanziellen Situation – macht sie zu Außenseiterinnen? Und wer – würden Sie sagen – gehört wirklich dazu?
Sie sind auch deshalb Außenseiterinnen, weil sie es ablehnen, sich von der Stadt verändern zu lassen, weil sie sich weigern, etwas anderes zu sein als sie selbst. Sie wollen das Spiel nicht mitspielen, denn sie erkennen, dass es eine Täuschung ist. Die Menschen, die „wirklich dazugehören“, sind diejenigen, die sich auf das Spiel einlassen. Gala und Isa verspüren keinen Drang, am Kreislauf des Kapitalismus teilzunehmen und sich einzukaufen, und das macht sie in den Augen der Menschen seltsam.

Auf die Frage, was sie in New York machen, antworten Isa und Gala: "Absolut gar nichts." Glauben Sie, dass dieses ziellose Umherschweifen etwas mit dem Alter der beiden zu tun hat oder mit der Zeit, in der der Roman spielt – den frühen 2010er Jahren?
Ich denke, es ist sehr altersabhängig, Isa und Gala sind auf Abenteuer aus – das ist ihr erklärtes Ziel. Sie wollen auf eine bestimmte Weise leben und Dinge erleben, aber dabei ihre Prinzipien nicht aufgeben. Sie sind hungrig nach Erfahrung, Spaß und Vergnügen. Die Dinge, nach denen man in diesem Alter suchen sollte.

Charme ist in Ihrem Roman eine Währung: Charme gibt einem die Möglichkeit, die Stimmung in einen Raum oder eine Situation zu seinem Vorteil zu verändern. Gibt es einen Punkt, an dem diese Währung nichts mehr wert ist?
Der Appetit der Menschen auf Charme ist sehr wankelmütig. Im Roman wird das in dem Augenblick deutlich, in dem Isa in die Hamptons fährt. Die Wirkung von Charme ist begrenzt, und wenn die Leute einen satthaben, ist das ein schreckliches Gefühl. Sobald die Leute keine Lust mehr darauf haben, dass man ihnen etwas vorsingt, wird man entbehrlich, und dann wird es prekär!

Happy Hour sticht ganz besonders durch den ironisch-spielerischen Tonfall hervor – Ihr Roman ist unglaublich witzig. Haben Sie sich bei Ihrem Schreibstil an anderen Autor:innen oder einem bestimmten Werk orientiert, oder haben Sie die Begebenheiten, von denen Sie erzählen, selbst erlebt?
Humor ist mir sehr wichtig. Ich glaube, dass Humor für junge Frauen oft ein Mittel ist, um sich zu wehren – besonders, wenn sie harte Zeiten durchmachen. Ich liebe Anita Loos und ihren Roman Gentlemen Prefer Blondes, der mich definitiv beim Schreiben von Happy Hour beeinflusst hat. Vieles in Happy Hour ist aber aus dem Leben gegriffen ... der Roman ist eine Hommage an die witzigen, schönen, scharfsinnigen Frauen in meinem Leben. Sie inspirieren mich jeden Tag und für sie habe ich den Roman geschrieben.

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