5 Fragen an ... Lisa Eckhart

5 Fragen an ... Lisa Eckhart

Liebe Lisa Eckhart, La boum oder unser Herz macht boum, boum oder krach, boum, bäng ... Was hat es mit dem großen Boum auf sich in Ihrem neuen Roman?
Jeder kennt den Schreckmoment, wenn man durch die Stadt flaniert, und es plötzlich laut knallt. Diese Sekunden der Ungewissheit, in denen man sich fragt: War das ein terroristischer Anschlag? Oder nur mein verliebter Herzschlag? Der schöpferische Urknall oder der zerstörerische Endknall? Boum hat viele solcher Schreckmomente, und jedes Mal bleiben dem Leser nur Sekunden, um in Deckung zu gehen.

Sie haben die Omama im Österreich der Nachkriegszeit porträtiert, jetzt schicken Sie ein junges Mädchen nach Paris. Warum haben Sie die Stadt der Liebe zum Schauplatz Ihres neuen Buches auserkoren?
Nach einem Landroman musste der nächste ein Stadtroman sein. Schon alleine, um der Frage zu entgehen, wo es denn nun besser sei. Ich wollte klarstellen: Beide sind schlimmer. Paris war dagegen eine Herzensangelegenheit. Die Darstellungen dieser Stadt kennen nur noch zwei Extreme: Disneyeske Romantisierung und depressive Entzauberung. Beides wird ihr nicht gerecht. Boum ist der Versuch, Paris zu befreien und zugleich in ihrem Namen die Welt zu erobern. Beim Schreiben war ich sozusagen Charles de Gaulle und Napoleon in einer Person.

Haben die französische Literatur und Philosophie Sie besonders geprägt?
Ich wuchs noch ohne das Internet auf. Zugang zu Pornographie hatte ich also nur über Bücher. Vorrangig von zwei Franzosen: Marquis de Sade und Georges Bataille. Als mir das nicht mehr pervers genug war, ging ich über zur Philosophie. Foucault, Derrida, Lacan. Es war, als hätte man mir die Schädeldecke abmontiert und Brausepulver über mein Gehirn ausgekippt. Heute lasse ich die Finger von dem Zeug. Nicht alle sind aus der Dekonstruktion so heil wieder rausgekommen wie ich.

Märchen, Horrorgeschichte, Erotikkrimi, Comic, Computerspiel, Satire – wie beschreibt man Boum in Ihren Augen am treffendsten?
Als Hochliteratur unter der Gürtellinie.

Und wie sollte man Ihren Roman nicht lesen?
Als Bildband französischer Schlossgärten des 18. Jahrhunderts. Oder als Rezept für eine Bouillabaisse. Wer sich in dem Roman langatmige Passagen über gallische Schweinezucht erhofft, dürfte ebenfalls enttäuscht werden. Doch höchstwahrscheinlich meint die Frage, ob man es autobiographisch lesen dürfe. Dazu vielleicht am besten ein Satz des guten alten Johann Wolfgang Von: „Kein Strich, der nicht erlebt und kein Strich so, wie er erlebt.“

Bücher

Newsletter
Newsletter