5 Fragen an ... Lea Draeger

5 Fragen an ... Lea Draeger

Wie kamen Sie zum Schreiben?
Im Rahmen von Stückentwicklungen habe ich in meiner Theaterarbeit immer wieder Texte verfasst. Zum Schreiben bin ich aber vor allem über meine bildnerischen Arbeiten gekommen. Sprache ist ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit. Seit 2015 zeichne ich an einer fortlaufenden Serie mit dem Titel 1000 ökonomische Päpste und Päpstinnen. Mittlerweile habe ich 5000 briefmarkengroße Porträts gezeichnet, die alle spezifische Titel tragen: Panzerpapst, Wurstprinzpapst oder Schreipapst. Die Bildunterschriften beschreiben das Abgebildete einerseits, dekonstruieren es andererseits. Sie ergeben eine Art Buch, das immer weitergeschrieben wird.

Welche Themen verhandeln Sie in Ihrem Debüt?
Themen, die mich schon seit vielen Jahren beschäftigen, auch im Theater und in meinen bildnerischen Arbeiten: patriarchale Strukturen und patriarchale Gewalt, Rollenbilder, Sprache, Katholizismus, generationsübergreifende Traumata, psychische Erkrankungen, außerdem Aspekte aus meiner Familiengeschichte.

Um was geht es konkret?
Der Roman erzählt eine Familiengeschichte über drei Generationen hinweg und nimmt dabei die Frauen in den Fokus: Großmutter, Mutter und Tochter. Ihr Schicksal wird episodenhaft aus der Sicht der 13-jährigen Enkelin nachgezeichnet. Es wird deutlich, dass alle Frauen in patriarchalen Systemen gefangen sind und ihre Leben von strengen Glaubenssätzen und einer großen Sprachlosigkeit durchsetzt sind.

Welche Rolle nimmt der religiöse Glaube im Roman ein?
Der Glaube spielt eine sehr große Rolle. Insbesondere die Großeltern sind religiös aufgewachsen und enorm durch den Katholizismus geprägt. Sie haben sich ein festes, starres Weltbild aufgebaut, das teilweise auch den Glauben sprengt und darüber hinausgeht. Sie denken sehr hierarchisch, absolut dualistisch. Es wird immer kategorisiert. Und dieses Schwarzweißdenken ist etwas, das auch die folgenden Generationen fortführen. Doch hier werden die Kategorien dann erweitert bzw. ändern sich, es geht dann nicht nur um Gut und Böse oder Heilige und Hure, sondern um erfolgreich – nicht erfolgreich, reich – arm, deutsch – nichtdeutsch.

Was passiert noch in Ihrem Leben?
Ich bereite meine nächsten Projekte vor; ganz aktuell eine Ausstellung zum Gallery Weekend 2022 in Berlin (29. April – 1. Mai). Ich werde dort die komplette Serie der Päpstinnen und Päpste zeigen. Aber auch am Maxim-Gorki-Theater bin ich in verschiedene Projekte involviert. Meine nächste Premiere wird im April 22 unter der Regie von Oliver Frlji stattfinden.

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