5 Fragen an ... Lauren Wolk

5 Fragen an ... Lauren Wolk

Liebe Frau Wolk, was hat Sie dazu inspiriert, Echo Mountain zu schreiben?
Als Erstes bin ich immer von Orten inspiriert, bei Echo Mountain waren das also die Berge in Maine, aber auch Vorstellungen inspirieren mich. Nicht die Handlung: Sie kommt zuletzt und offenbart sich erst nach und nach, während ich schreibe. Nicht einmal die Charaktere: Auch sie entwickeln sich erst im Verlauf der Geschichte. Aber Vorstellungen, Konzepte. Sie beginnen als kleine Samenkörner und wachsen mit der Zeit, gedeihen, blühen. Als ich mich darauf vorbereitete, Echo Mountain zu schreiben, habe ich mich mit der Vorstellung beschäftigt, was es bedeutet, andere zu heilen. Sich selbst zu heilen. Den Körper und die Seele. Herausforderungen und Leid zu meistern, mit den Mitteln, die einem zur Verfügung stehen.
In meinem Leben habe ich Menschen geholfen, geheilt zu werden, indem ich noch vor den Ärzten herausgefunden habe, was ihnen fehlt. Das hat sich so gut angefühlt. Dieses Gefühl hat mich zu Echo Mountain inspiriert und zu Ellie, dem starken, klugen, mutigen Mädchen, das sich aufmacht, ein Heilmittel für die Probleme zu finden, die ihr Leben in der Wildnis durcheinanderbringen.

Gibt es ein reales Vorbild für den Handlungsort, den Echo Mountain? Und wenn ja – waren Sie schon einmal dort?
Vor vielen Jahren kaufte meine Mutter ein Stück Land auf einem Berg in Sumner, Maine. Mount Tom. In den Oxford Hills. Dort errichtete sie eine kleine Unterkunft. Ohne Strom und ohne Wasserleitungen. Sehr abgelegen und wild. Im Laufe der Jahre bin ich so oft wie möglich dorthin gefahren, um abzuschalten, in die Natur einzutauchen, Luft zu holen. Es ist dort nicht ganz so wie auf dem Echo Mountain, den ich geschaffen habe, aber ich habe genug Zeit in den Wäldern verbracht, um zu wissen, wie sich Ellie und ihre Familie gefühlt haben dürften, als sie ihr neues Leben an einem solchen Ort begannen.

Wie würden Sie Ellie, die Protagonistin, beschreiben?
Von all den Charakteren, die ich geschaffen habe, ist Ellie mir am ähnlichsten. Einfühlsam. Empathisch. Sehr erpicht darauf, sich nützlich zu machen. All diese Eigenschaften sind positiv, sie können aber auch belastend wirken. Ellie leidet, weil sie ein bisschen zu viel fühlt, ein bisschen zu viel denkt. Wenn sie die Wahl hätte, würde sie sich zwar selbst treu bleiben, aber vielleicht mit etwas mehr Raum zum Atmen. Ihr Mut, ihre Intelligenz und ihre Widerstandsfähigkeit machen sie sehr stark, besonders für jemanden in ihrem Alter, aber sie braucht auch Menschen, die sie verstehen und sie so akzeptieren, wie sie ist. Glücklicherweise findet sie diese am Echo Mountain.

Im Buch spielen Heilpflanzen und naturnahe Behandlungsmethoden eine wichtige Rolle. Kannten Sie sich damit bereits aus oder mussten Sie das alles erst recherchieren?
An die Recherche gehe ich immer mit Bedacht heran, ich recherchiere nur das Nötigste, um meine eigenen Fragen beim Schreiben zu beantworten und um sicherzugehen, dass die Details historisch korrekt und authentisch sind. Für Echo Mountain musste ich genau recherchieren, welche medizinischen Methoden damals verbreitet waren – sowohl in der Stadt als auch in der Wildnis.
Ich bin gern möglichst unabhängig, daher habe ich im Laufe meines Lebens so einiges über natürliche Heilmittel gelernt, vor allem von meiner Mutter und meiner Großmutter, aber als mich die Arbeit an Echo Mountain immer tiefer in die Welt der Medizin führte, las ich noch viel über Heilpflanzen und Bienen … und ich habe mich auch mit konventionellen Methoden, wie sie vor hundert Jahren praktiziert wurden, beschäftigt. Echo Mountain ist also eine Kombination aus dem, was ich bereits wusste und dem, was ich beim Schreiben gelernt habe.

Welcher Satz im Buch ist Ihr Lieblingssatz?
Der Anfangssatz: „Der Erste, dem ich das Leben gerettet habe, war ein Hund.“ Nicht weil er der beste Satz im Buch ist, sondern weil er wie aus dem Nichts zu mir kam und mir die Tür zu einer Geschichte öffnete, die ich unglaublich gern geschrieben habe. Und weil er so viel in so wenigen Worten sagt. Er wirft die Frage auf, was es heißt, jemandem das Leben zu retten, und deutet gleichzeitig an, dass es auch einen Zweiten geben muss, wenn es einen Ersten gibt.
Ich denke immer sehr lange über ein Buch nach, bevor ich mit dem Schreiben anfange, und dann, wenn mir mein Bauchgefühl sagt, dass ich soweit bin, lasse ich den ersten Satz in mir aufsteigen. Das ist normalerweise dann, wenn ich etwas in meiner Werkstatt baue, dusche oder im Garten arbeite … niemals am Schreibtisch. Der Anfangssatz kommt zu mir und das war’s: Das Buch hat begonnen. Ich weiß nie, in welche Richtung eine Geschichte führen wird, aber zu wissen, wo sie anfängt, ist alles, was ich brauche.

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