5 Fragen an ... Katrin Bongard

5 Fragen an ... Katrin Bongard

In Es war die Nachtigall geht es um die Unversöhnlichkeit zweier Gruppen, verschiedene gesellschaftliche Realitäten, verschiedene Milieus und Standpunkte. Ökoaktivisten kämpfen gegen Jäger. Wie kam es zu der Idee für das Buch?
Alle meine Bücher spielen im Hier und Jetzt. Gegenwart und gegenwärtige Themen interessieren mich. Ich wollte etwas über Veganismus schreiben, aber mir fehlte ein Aufhänger. Etwas, das es spannend macht. Und dann saß ich auf einer Feier von Freunden am Tisch mit jungen Jägern, die mir leidenschaftlich, aber auch sehr respektvoll vom Jagen erzählt haben. Ich wusste sofort, das sind zwei Themen, die einerseits zusammengehören, andererseits sehr viel Spannungspotential haben.

Warum sollte man das Buch lesen?
Lesen ist magisch. Es kann die Lebensrealität von Menschen verändern und erweitern.
Ich denke, dass dieses Buch von einer Welt träumt, die tolerant und achtsam ist, eine Welt, die wir uns alle wünschen.

Es war die Nachtigall behandelt auch einige sehr ernste Themen, wie z.B. Depression, Tod, Trauer und deren Überwindung. Warum sind Ihnen diese Themen wichtig?
Als Mutter von drei Kindern und als Jugendbuchautorin, habe ich oft mit Jugendlichen zu tun. Ich erlebe, dass Jugendliche diese schweren Themen sehr stark bewegen. Ich habe den Eindruck, jede neue Generation wird dünnhäutiger, sensibler, leidet mehr unter den Dingen, die falsch in der Welt laufen.
Selbstmord gehört zu den häufigsten Todesursachen unter Jugendlichen. Depression geht einem Selbstmord meist voraus. Es geht mir darum, Leser*innen für diese Situation zu sensibilisieren und Betroffenen zu sagen: Du bist nicht allein, ich höre dich, wir hören dich, ich weiß, was du denkst und fühlst. Dann kann ein Gespräch beginnen, ein Austausch, und Depression oder Tod erscheinen auf einmal nicht mehr wie der letzte Ausweg.

Wie haben Sie es geschafft, für den Leser ein Gleichgewicht zwischen den beiden Parteien, den Aktivisten und den Jägern, herzustellen?
Gleichgewicht? Hm. Ich bin ein sehr offener und toleranter Mensch. Manchmal zu offen und tolerant, aber beim Schreiben ist es ein Vorteil. Ich konnte mich zum Beispiel dem Thema des Jagens sehr frei und ohne Vorurteile nähern. Und auch die Umweltaktivist*innen verstehe ich sehr gut, selbst, wenn sie etwas Verbotenes tun. Für mich wollen beide Gruppen das Gleiche, eine Wertschätzung der Natur, der Tiere. Ich musste mich nicht anstrengen, das in ein Gleichgewicht zu bringen, ich habe es selbst als etwas Gleiches empfunden.

Was, hoffen Sie, werden die Jugendlichen nach dem Lesen von Es war die Nachtigall mitnehmen?
Ich wünsche mir, dass die Leser*innen den beiden Protagonisten sehr nahe kommen, mit ihnen fühlen. Und dann wäre es schön, wenn Es war die Nachtigall nicht nur einzelne Leser*innen, sondern auch Gruppen zu Diskussionen über das Leben, Natur, Tiere, die Erde und unseren Umgang damit anregt. Und natürlich über den Umgang von uns Menschen untereinander. Warum hassen/verurteilen wir uns lieber, als zu fragen: Hey, was denkt der andere?

Drei Thesen zum Buch:
+ Tiere sind Lebewesen. Wir sollten sie würdig und achtsam behandeln.
+ Menschen waren schon immer (auch) Jäger und Sammler. Das muss anerkannt und neu betrachtet werden.
+ Liebe kann Hass und Intoleranz überwinden. Wir könnten die große Kraft von Liebe als Potential stärker nutzen.

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