5 Fragen an ... Jens Notroff

5 Fragen an ... Jens Notroff

Lieber Jens Notroff, warum wollten Sie Archäologe werden?
Ich weiß nicht, ob es da so etwas wie ein bestimmtes „Erweckungserlebnis“ gab, aber wenn, dann kommt dem wohl ein Besuch im Berliner Bode-Museum Mitte der 1980er Jahre am nächsten. Gemeinsam mit meinem Vater hatte ich damals an den Wochenenden, mein Bruder war gerade geboren und da war es ganz gut, wenn es zuhause etwas ruhiger zuging, unglaublich viele Museen besucht. Darunter eben auch die Ost-Berliner Museumsinsel. Aus der damaligen Ausstellung im Bode-Museum, ich meine jedenfalls es wäre das Bode-Museum gewesen, ist mir nach all diesen Jahren eine, heute vermute ich steinzeitliche, Bestattung lebhaft in Erinnerung geblieben: Skelette unter Glas, daneben Gefäße, Steinwerkzeuge, Schmuck. Und ich weiß noch wie mir da im Halbdunkel alle möglichen Fragen durch den Kopf schossen. Warum liegen die da? Und wieso haben die all dieses Zeug dabei? Gehörten die Sachen ihnen, wollten die die mit dabeihaben? Irgendwie ist diese Faszination hängen geblieben.

Können Sie kurz den Inhalt von Staub, Steine, Scherben zusammenfassen?
Was machen Archäologinnen und Archäologen eigentlich auf einer Ausgrabung? Wie entscheiden sie, wo zu graben sich lohnt? Was passiert mit den Funden? Und wie um Himmels Willen sollen uns ein paar Steine und Scherben etwas über das Leben in der Vergangenheit erzählen können? Das denken die sich doch nicht alles aus? Nein, im Ernst: Es geht mir darum zu zeigen, wie moderne Archäologie funktioniert. Welche Methoden uns im 21. Jahrhundert, neben Schaufel und Spitzhacke, zur Verfügung stehen, um mehr über diese Vergangenheit herauszufinden.

Warum bezeichnen sich Archäolog:innen auch als prähistorische Stalker?
Ich weiß nicht, ob ich in dem Zusammenhang tatsächlich von „Stalkern“ sprechen würde, aber ich gebe zu, im Scherz gern mal zu behaupten, Archäologie bedeutet, den sehr alten Müll von Leuten zu durchwühlen, die schon lange tot sind, um in deren Leben herumzuschnüffeln.

Was darf bei einer Ausgrabung nicht fehlen?
Da wird man wahrscheinlich beinahe so viele Antworten bekommen, wie man Archäologinnen und Archäologen fragt. Ich könnte hier natürlich mit klugen Ratschlägen wie Sonnencreme und Kopfbedeckung glänzen – beides tatsächlich unentbehrlich, wenn man viel Zeit im Freien unter der Sonne arbeitet. Für mich persönlich wären aber beispielsweise auch Tage- und Skizzenbuch ganz oben auf der Liste. Worauf sich vermutlich viele Kolleg:innen werden einigen können, dürfte die Köchin oder der Koch sein. Vor allem, wenn sie unseren Grabungskoch erlebt haben. Mit der Küche stehen und fallen Moral und Motivation auf einer Expedition.

Wenn Sie es sich aussuchen dürften, in welche Zeit würden Sie reisen wollen?
Zu Besuch würden mir da sicher einige Stippvisiten einfallen, vom Bau der Pyramiden (einfach um zu sehen, wie es denn nun wirklich war) über eine dieser in den wenigen Quellen sehr kryptisch beschriebenen Wikingerbestattungen, bis in die 1920er Jahre. Aber bleiben würde ich, glaube ich, nicht wollen – dafür schätze ich die Errungenschaften moderner Gesellschaft und Medizin dann doch zu sehr.

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