5 Fragen an ... Irene Diwiak

5 Fragen an ... Irene Diwiak

Frau Diwiak, Malvita ist – nach Ihrem erfolgreichen Debütroman Liebwies – Ihr zweiter Roman. Es heißt oft, der zweite Roman ist der schwierigste. Wie war das für Sie?
Komischerweise fiel mir das Schreiben extrem leicht. Ich habe ziemlich bald damit angefangen, nachdem ich den Vertrag für Liebwies in der Tasche hatte – also mit einem ziemlichen Motivationsschub. Schwierig ist für mich eher die Zeit danach: Wie wird der Roman aufgenommen? Was wird KritikerIn XY sagen (sollte einem egal sein, ist es aber nicht)? Die Familie, die Freunde? Wie wird Malvita im Vergleich zu Liebwies dastehen? Man hat halt Erfahrungswerte, ist nicht mehr so „naiv“ wie beim ersten Buch. Außerdem hat man keinen DebütantInnen-Welpenschutz. Also bereite ich mich aufs Schlimmste vor und freue mich, wenn es anders kommt. ;)

Malvita ist ein fiktives Dorf in Italien. Gibt es ein reales Vorbild? Haben Sie eine besondere Beziehung zu Italien?
Ich habe jene Beziehung zu Italien, die wohl sehr viele ÖsterreicherInnen haben. Als ich Kind war, haben wir jedes Jahr unseren Sommerurlaub dort verbracht, mein absolutes Jahreshighlight (nach Weihnachten). Allerdings waren wir immer an der Adria, in der Nähe von Caorle, in der Ferienanlage sprachen alle deutsch. Bei Malvita waren für mich deshalb die persönlichen Erfahrungen nicht so ausschlaggebend wie die Italien-Klischees, die wir Deutschsprachigen so haben: traumhafte Landschaften, bedeutende Geschichte, patriarchale Strukturen. Wie ich bei Liebwies die Zwischenkriegszeit als „Kulisse“ benützt habe, ist es bei Malvita die Toskana.

Christina, Ihre Protagonistin, hat einen Mord aufzuklären. Malvita ist ein spannender Roman, aber kein Krimi.
Ja, das stimmt. Ich mache ja generell gerne das, was Verlage und BuchhändlerInnen besonders „lieben“: Texte schreiben, die sich keinem Genre eindeutig zuordnen lassen. Auch hier ist es wieder ein Spiel mit Klischees, mit Erwartungshaltungen – die manchmal auch enttäuscht werden.

Die Frauen bestimmen Malvita und Ihren Roman. Gab es „MeToo“ schon, als sie die Idee zu Ihrem Buch hatten?
„MeToo“ hat mich sozusagen eingeholt. Klarerweise ist die Problematik selbst sehr viel älter als dieses Schlagwort. Aber als das Thema sexuelle Belästigung und Ungleichbehandlung dann dank „MeToo“ durch alle Medien ging, habe ich mich geärgert, dass das Buch noch nicht fertiggeschrieben ist. Das wäre marketingtechnisch natürlich perfekt gewesen, aber so funktioniert Literatur nun einmal nicht. Dafür hat sie, wenn sie gut ist, Beständigkeit. Auch wenn „MeToo“ aufgrund von Klimawandel, Corona-Krise und was da noch alles kommen mag wieder weitgehend in Vergessenheit geraten ist: Die Geschlechter-Problematik besteht ja immer noch, und wird leider auch noch länger bestehen. Daher bleibt Malvita schon rein thematisch sicher noch eine Zeitlang aktuell.

Liebwies spielte Anfang des 20. Jahrhunderts, es ging ganz zentral um Musik. Malvita spielt in der Gegenwart, in Italien. Können Sie schon verraten, wo uns Ihr nächster Roman hinführen wird.
Wieder in die Vergangenheit, in den Zweiten Weltkrieg. Und etwas ganz Neues für mich: Es geht hauptsächlich um Männer.

Interview: Bettina Wörgötter

 

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