5 Fragen an ... Florian Klenk

5 Fragen an ... Florian Klenk

Ein Bergbauer aus der Steiermark und der Chefredakteur einer linksliberalen Wochenzeitung aus der Großstadt. Verschiedener kann man sich die Lebenswelten kaum vorstellen. Was ist passiert, dass Sie beide aufeinandergestoßen sind, lieber Herr Klenk?
Ich habe als Journalist im TV ein Urteil gelobt, das einen Tiroler Bergbauern zu einer Entschädigungszahlung verurteilte, weil dessen Kuh eine Frau tötete. Den Bauer Christian Bachler empörte das. Er stellte sich in den Schweinekobel auf seinem steirischen Hof, nahm ein Facebook-Video auf, verspottete mich als "Oberbobo", der von nichts eine Ahnung hat und lud mich zu einem Praktikum ein. Das Video sahen 250.000 Menschen. Ich konnte die Einladung nicht ablehnen. Also fuhr ich hin.

Hat Sie die Persönlichkeit des Christian Bachler interessiert oder sein Schicksal oder beides?
Mich hat zunächst einmal seine Persönlichkeit fasziniert. Da stand ein streitbarer und kerniger Bauer und beleidigte mich, den ahnungslosen Städter. Er erkannte, dass ich weder unter Existenzängsten litt, noch die bäuerliche Gesellschaft kannte. Von seinem schweren Schicksal habe ich erst später erfahren.

Als Investigativjournalist fliegen Ihnen ja nicht nur die Herzen zu, sondern oft auch beherzte Widerworte, wenn nicht gar mehr. Stellen Sie öfter Absender zur Rede und greifen Sie auch zu juristischen Schritten?
Wenn Machthaber oder mächtige Leute versuchen, mich zum Schweigen zu bringen, dann wehre ich mich. Wer mich wirklich tief beleidigt oder mir Fake-News andichtet, den bitte ich um Spendenzahlungen. Wer streiten will, mit dem streite ich gerne.

Was ist der Unterschied für Sie zwischen einer großen Reportage für die Zeitung und dem Schreiben eines Buches?
Ein Buch erlaubt mir, das, was ich in einer Reportage nicht unterbringe, zu erzählen. Mit einem Buch kann ich den Leser mitnehmen auf die Reise des Reporters, meine Notizbücher öffnen und so richtig erzählen.

Bauer und Bobo: eine wahre Geschichte mit einem schier unglaublichen Happy End. Sind Sie jetzt auf den Geschmack gekommen? Erich Kästner variierend gefragt: Haben Sie das Positive entdeckt?
Ja, das nächste Buch entsteht schon im Kopf. Ob es ein Happy End haben wird, das kann ich noch nicht versprechen.

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