5 Fragen an ... Evi Westphal, die »echte« Frau Meister

5 Fragen an ... Evi Westphal, die »echte« Frau Meister

Evi Westphal ist die Vorlage zu »Frau Meister«, der Lehrerin aus »Wir sind (die) Weltklasse« von Tanya Lieske und Sybille Hein, und erzählt im Interview, mehr über ihre Arbeit mit der Weltklasse.

Liebe Evi Westphal, was sagen Sie dazu, dass Sie und Ihre Klasse Tanja Lieske zu ihrem Buch Wir sind (die) Weltklasse inspiriert haben? Wissen die Schüler:innen, dass es dieses Buch gibt?
Der erste Kontakt mit Frau Lieske entstand vor vielen Jahren, als sie zu einer Autorenlesung in unserer Schule zu Gast war. Damals hätte ich nicht gedacht, dass es zu einer so schönen Fügung kommen würde. Nach längerer Zeit kamen wir wieder zusammen, als sie bereits in der Vorbereitung zu ihrem Buch steckte und vor Ort recherchieren wollte. Dass sie von der Igelklasse so verzaubert wurde, freut mich natürlich sehr, und man fühlt sich schon geehrt, Teil dieses Projektes sein zu dürfen. Die aktuelle Igelklasse hat Frau Lieske kennengelernt und von dem Buch gehört.

Gibt es ein Buch, das Sie mit Ihrer Klasse gerade (oder generell gerne) lesen?
Wir lesen viel in unserer Schule und besuchen häufig die Schulbücherei. Dort darf jedes Kind nach seiner Vorliebe Bücher aussuchen und lesen. Gemeinsam lesen wir gerne Bilderbücher, die wir oft wie ein Bilderbuchkino aufbereiten. Aktuell haben wir den Klassiker Der Grüffelo gelesen und auch als Schreibanlass genommen, um selbst kreativ zu schreiben.

Drei Wörter, mit denen Sie „Ihre" Weltklasse beschreiben würden?
A) wissbegierig, b) lebhaft, c) herzlich

Wenn es Frau Meister, der Klassenlehrerin im Buch, zu trubelig wird, ruft sie eine Flitzepause aus, in der sich alle Kinder kurz austoben können. Haben Sie denn auch so einen Spezialtrick, der immer funktioniert?
Die Flitzepause ist tatsächlich ein festes Ritual in unserer Klasse. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Frau Lieske dieses Element aus ihren Hospitationen vor Ort mitgenommen und in das Buch eingebaut hat. Kinder brauchen viel Bewegung, frische Luft und Pausen. Dadurch ist die Flitzepause entstanden. Wer lange und konzentriert denken und arbeiten musste, kommt nach einer solchen Pause frisch zurück in den gelüfteten Klassenraum. Dann ist wieder der Zeitpunkt, um fokussiert und in Ruhe weiterarbeiten zu können.

Wahrscheinlich gibt es in einer Klasse mit so vielen verschiedenen internationalen Hintergründen auch einige Herausforderungen. Welche, würden Sie sagen, ist die größte? Oder mit welcher haben Sie es am häufigsten zu tun?
Eine große Herausforderung für mich als Lehrerin ist, dahinterzukommen, wie die verschiedenen kulturellen Einflüsse in Bezug zur Schule und zum Lernen stehen. Wenn ich verstanden habe, welchen Stellenwert Bildung für die einzelnen Familien hat, kann ich besser einschätzen, warum ein Kind in meiner Klasse ist, wie es ist.
Es gibt Eltern, die viel mit ihrem Kind zu Hause lernen und hohe Ansprüche haben, welche Leistungen in der Schule erbracht werden sollen. In diesen Fällen versuche ich, den Druck für diese Kinder zu minimieren. Natürlich gibt es auch genau das Gegenteil in anderen Familien. Da werden die Kinder in der Schule abgegeben, und die Erwartungshaltung ist, dass alles, was mit Schule zu tun hat, in der Schule erledigt wird. Manche können keinerlei Unterstützung von zu Hause erwarten. Auch in diesen Fällen sehe ich es als meine Aufgabe, zu schauen: Wie kann dieses Kind bestmöglich gefördert werden, da es sonst auf sich allein gestellt ist.
Für die Kinder steht die Multikulturalität nicht im Vordergrund. Wir sind wie eine „bunte Tüte". Jeder gehört dazu und alle sind willkommen.
Die größte Herausforderung ist allerdings die Sprache. Es sind sehr viele Kinder, die mindestens bilingual aufwachsen. Ihre Deutschkenntnisse erschweren ihnen oft das Lernen. Es braucht Zeit und Geduld, dann sieht man häufig, wie gut sich viele Kinder entwickeln. Mein Rat ist immer: lesen, lesen, lesen.

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