5 Fragen an ... Dirk Pope

5 Fragen an ... Dirk Pope

Lieber Dirk Pope, warum ein Buch über den „Wilden Osten“? Was interessiert dich besonders daran?
Wer an Osteuropa denkt, denkt an Schlepperbanden, Sinti und Roma, Autodiebstähle, Korruption und billige Pflegekräfte. Das ist in vielfacher Hinsicht vollkommen verkehrt. Gleichzeitig bietet es aber die Möglichkeit, mit Vorurteilen und Klischees zu spielen, um diese dann aufzubrechen und zu widerlegen. Nichts anderes passiert in Abgefahren. Die Leserinnen und Leser begeben sich zusammen mit meiner Hauptfigur Viorel auf eine Reise durch den „grauen“ Osten, der gar nicht mehr grau ist, sondern farben- und lebensfroh wie der Westen auch. Schließlich gehört ein Großteil dieser Staaten längst zur EU und ist in vielen Punkten mindestens genauso modern wie die Länder, die wir für gewöhnlich bereisen.

Kennst du all die Orte und Landstriche, die im Buch vorkommen?
Ja, das ist natürlich wichtig beim Schreiben. Ich bin die Route, die auch der Held der Erzählung nimmt, zweimal abgefahren. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich im Frühjahr und Sommer unterwegs war, während sich Viorel mit dem alten Corsa seiner verstorbenen Mutter kurz vor Weihnachten durch vereiste, mondähnliche Winterlandschaften kämpfen muss.

Passt der Dracula-Mythos noch in die heutige Zeit, wo ganz andere Horrorszenarien/-serien/-videos angesagt sind?
Abgefahren ist kein Roman über Vampire. Das wäre vielleicht etwas platt. Das Thema ist ja ein ganz anderes. Vielmehr geht es um die Selbstfindung eines 17-Jährigen, der es in kürzester Zeit schafft, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Wenn man aber durch Rumänien fährt, begegnet einem der Dracula-Mythos zwangsläufig. Und das ist auch das Spannende an der Erzählung, die ja diesen Mythos aufgreift, aus dem heraus eine vollkommen neue, absurde, surreale Geschichte entsteht.

Warum ein dicklicher Held und kein anderes „Handicap“?
Man muss dieses „Handicap“ als Metapher verstehen. Viorel reist entlang der Donau, die vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer fließt. Auf diesem Weg wird die Donau immer breiter und „dicker“ – während Viorel auf dieser Reise lernt, sich und seinen übergewichtigen Körper anzunehmen und zu akzeptieren. Gedanklich wird Viorel also immer aktiver und schlanker, während der Fluss träger wird, ausufert und sich so genau gegenläufig zu meiner Hauptfigur entwickelt.

Du bist Lehrer und hast direkt mit Jugendlichen zu tun. Gehst du deine Geschichten deshalb anders an? Lesen deine Schüler mit? Interessieren sie sich dafür, dass du Bücher schreibst?
Abgefahren ist ja kein klassischer Jugendroman. Allerdings gibt es einen 17-jährigen Protagonisten. Und da ist es natürlich hilfreich, tagtäglich mit Jugendlichen zu tun zu haben, die vielleicht genauso reden und denken wie er. Ob und wie gut ich dabei die Sprache treffe, überlasse ich dem Urteil der Leserinnen und Leser. Wenn aber eine meiner Geschichten auch bei meinen Schülern ankommt und sie mitlesen und mitfiebern, macht mich das stolz. Das ist schließlich der Grund, warum man schreibt.

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