5 Fragen an ... Daniel Schulz

5 Fragen an ... Daniel Schulz

Lieber Daniel, dein Roman heißt Wir waren wie Brüder – was bedeutet dieser Titel?
Im Buch geht es um Freundschaften zwischen Jungs, die ihren Ausdruck nach den Idealen der damaligen Zeit vor allem in unverbrüchlicher Loyalität finden sollte, es geht um Gewalt, Rivalitäten und politische Konflikte. Wir waren wie Brüder ist eine Zeile aus einem der bekanntesten Lieder der Böhsen Onkelz. In dem Ostdeutschland der 90er Jahre, in dem ich aufgewachsen bin, war das eine der am häufigsten gespielten Bands, ihre Musik ist für mich der Soundtrack dieser Zeit.

Was ist für dich das zentrale Thema deines Romans?
Das Aufwachsen von Jungen und jungen Männer in einer gewaltvollen Umgebung, von der sie geprägt werden, ob sie nun Neonazis sind oder nicht.

Wie würdest du deine Hauptfigur beschreiben?
Am Anfang des Romans ist er ein Idealist und Träumer, der immer auf der Seite des Guten stehen will und Ritter mag. Die DDR verkörpert für ihn dieses Gute, auf eine märchenlandhafte Art und Weise. Im Laufe des Buches entwickelt er sich zu einem Opportunisten, der so gut es geht durch seine Jugendzeit kommen möchte. Er ist von Gewalt fasziniert und fühlt sich zu vermeintlich stärkeren Männern hingezogen, zu solchen, von denen er glaubt, sie könnten ihn beschützen. Was er sich trotz dieses Opportunismus bewahrt, ist eine Widerständigkeit gegen rechtsextreme Überzeugungen.

Wir waren wie Brüder ist dein Debüt. Hattest du immer schon den Plan, einen Roman zu schreiben oder war es eher das Thema, das sich dir irgendwann aufgedrängt hat?
Als Junge und auch als Jugendlicher hatte ich den vagen Traum, Schriftsteller zu werden, damals habe ich ein paar Kurzgeschichten geschrieben. Aber die 90er Jahre habe ich als eine langjährige Androhung von Unsicherheit und Arbeitslosigkeit erlebt. Es kam für mich also nicht in Frage, einer brotlosen Kunst nachzugehen, zumal die finanzielle Situation meiner Eltern lange prekär war. Sie hätten mich nicht unterstützen können, wenn ich gescheitert wäre. Also habe ich etwas studiert, das mit Schreiben zu tun hatte, aber für das es auch eine ordentliche handwerkliche Ausbildung gab – Journalismus.

Du arbeitest schon seit vielen Jahren als Journalist. Wie sehr unterscheidet sich das journalistische vom literarischen Schreiben?
Journalismus hat klar definierte Ansprüche: intersubjektive Überprüfbarkeit, Aufklärung und Aufdeckung. Literatur kann solche Ziele ebenfalls haben, man darf es aber nicht merken.

Newsletter
Newsletter