5 Fragen an ... Castle Freeman

5 Fragen an ... Castle Freeman

Lieber Castle Freeman, wenn man Ihre Bücher liest, hat man oft das Gefühl, einen sehr guten, spannenden Film zu schauen. Woher kommt diese Nähe zum Film? Was interessiert Sie an dieser sehr dialogischen Art des Schreibens?
Fiktives Schreiben sollte knapp und präzise sein. Dann ist es in meinen Augen am besten. Es geht dabei mehr um konkrete Einzelheiten als um abstrakte Ideen, mehr um Taten als um Allgemeingültiges. Deshalb ist für mich das Gesprochene in einer Geschichte so wichtig, Dialoge sind eine Form von Handlung. Sie erzeugen ein Setting, bauen Atmosphäre und Charaktere auf und sie treiben den Text voran. Zumindest, wenn man es richtig anstellt!

Herren der Lage spielt, wie auch Ihre anderen Bücher, in einer Gegend, über die in den letzten Jahren viel diskutiert wurde: das ländliche Amerika. In ihrem Buch wird diese Welt viel greifbarer als beispielsweise in einem politischen Artikel – was ist für Sie das Besondere an der amerikanischen Provinz?
Ehrlich gesagt, habe ich von dieser Welt längst nicht alles gesehen: Den Westen kenne ich kaum, den Süden noch weniger. Was ich aber – besonders im ländlichen Norden und in Neuengland – von unserem Land kennengelernt habe, das liebe ich wohl für seine schlichte, ehrliche, zweckmäßige Schönheit. Es ist eine Landschaft auf Augenhöhe, nicht überwältigend, aber mit einem ganz eigenen Reiz.

Der Konflikt zwischen Stadt und Land wird in Herren der Lage besonders deutlich. Können Sie ein paar Worte dazu sagen, was Sie an diesem Kontrast interessiert?
Einfach alles. Der Gegensatz von Stadt und Land ist wohl eines der ältesten Themen der Literaturgeschichte. Ich fand es spannend, zu erkunden, wie man diesen Konflikt durch eine Geschichte erzählen kann, die im heutigen Vermont spielt – dieses Setting eröffnet unzählige interessante Möglichkeiten.

Der Blick auf Ihre Figuren ist ironisch und liebevoll, niemals arrogant oder herablassend. Liegt das auch daran, dass Sie selbst in Vermont zuhause sind? Wie prägt diese Tatsache Ihr Schreiben?
Ich habe noch nie eine Figur oder einen Ort nach einem realen Vorbild entwickelt. Aber seit ich erwachsen bin, ist Vermont mein Zuhause und in meinen Romanen versuche ich, ein lebendiges, überzeugendes Bild vom heutigen Leben in dieser Gegend zu entwerfen. Es ergeben sich also zwangsläufig mehr oder weniger starke Ähnlichkeiten zwischen erfundenen und realen Orten.

Man lacht viel beim Lesen von Herren der Lage. Welche Rolle spielen Humor und Doppelbödigkeit für Ihr Schreiben?
Es freut mich sehr, wenn meine Bücher Menschen zum Lachen bringen. Ich sehe mich selbst als einen dieser eher leisen Humoristen. Ich lege es nicht darauf an, dass meine Leser sich auf dem Boden kringeln vor Lachen, aber natürlich habe ich nichts dagegen, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

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