5 Fragen an ... Annett Gröschner, Peggy Mädler und Wenke Seemann

5 Fragen an ... Annett Gröschner, Peggy Mädler und Wenke Seemann

Annett Gröschner, Peggy Mädler und Wenke Seemann über »Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat«.

Liebe Annett Gröschner, liebe Peggy Mädler, liebe Wenke Seemann, in diesen Jahren wird um Identität überhaupt und eindeutig auch um die ostdeutsche Identität heftig gerungen und gekämpft. Wie reagiert Ihr Buch auf diese hochemotionalen Auseinandersetzungen?
Mit Humor.
Mit Dialektik (= Aushalten von Widersprüchen).
Mit fluiden Konstrukten statt festen Identitäten.
Mit Alkohol und leckerem Essen (als Basis für den Alkohol).
Mit einem vom Utopismus entfernten Denken.
Mit Nähe und Verbundenheit.
Mit Anarchie und Menschenfreundlichkeit.

Eine einfache Frage, aber vielleicht hat jede von Ihnen eine eigene Antwort auf sie: Wovon erzählt Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat?
Peggy: Ich sag nur: 7 Nächte, 7 Alkoholsorten, 7 Themen, über die es sich zu reden lohnt – und ein bisschen Idealismus angesichts der Schwerkraft der Verhältnisse ist auch dabei.
Wenke: Von Gummitwist vorm Kinderferienlager des Transformatorenwerks, utopischen Splittern an Badeseen, von Geistern in Fabrikantenvillen und Siedlungshäusern und Kindheitsmustern in ORWO-Color.
Annett: Aber immer radikal, niemals konsequent: Eine Nacht war ein Tag, und ein alkoholisches Getränk wurde durch einen Eisbecher ersetzt. Und was ein idealer Staat sein soll, das wissen wir immer noch nicht, dafür aber, was an achtlos Wegggeworfenem sich lohnt, aus der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft mitgenommen zu werden.

Ein Text zu dritt … war seine Entstehung angenehmer oder anstrengender, als alleine zu schreiben?
Zu dritt denken, sprechen und schreiben ist: Bereicherung, Spaß, Herausforderung, Entlastung, Vorantreiben, Reibung, Überraschung. Zu dritt in nur fünf Monaten dieses Buch zu denken und zu schreiben, war eine verrückte, anstrengende und großartige Angelegenheit.

Worauf sind Sie gestoßen, mit dem sie nicht unbedingt von Anfang an gerechnet hätten beim Reden und Schreiben?
Dass wir Wodka so gut und Bowle so schlecht vertragen. Dass die Nächte und Kapitel immer länger werden und das Buch am Ende über 300 Seiten hat. Dass die Schwerkraft der Verhältnisse beim Schreiben des Buches durch die Ereignisse in Nahost noch so viel schwerer wird. Dass ein grandioser Sternenhimmel auf dem Land uns auch wieder hoffen lässt. Dass es so viel zu sagen, zu erzählen und zu erinnern gibt, obwohl wir manchmal denken, es ist doch schon so viel gesagt, erzählt und erinnert. Dass das automatische Transkriptionsprogramm Pitti mit Putin übersetzt. Was bedeutet, dass es wenig Ahnung vom Osten hat.

Vielen wird angst und bange, viele sind bitter und enttäuscht, wenn sie über den jetzigen Zustand der Demokratien nachdenken. Was fügt Ihr großes Gespräch diesen Gefühlen hinzu?
Peggy: Zuversicht (ich versuch`s).
Wenke: Realismus.
Annett: ZWEIFEL.

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