5 Fragen an ... Wilfried F. Schoeller

5 Fragen an ... Wilfried F. Schoeller

Wilfried F. Schoeller, warum eine neue Biographie über Franz Marc?
Es gilt aufzuräumen: mit der Legende, er sei am 4. März 1916, vor hundert Jahren, als deutscher Held gefallen, mit dem kitschigen Bild vom guten Menschen. Ich zeichne das tragische Porträt eines jungen Europäers, suche ihn inmitten seines glanzvollen Werks auf, entwerfe das Drama seines verirrten Idealismus im Banne Nietzsches.

Wann haben Sie sich für Franz Marc begeistert?
Ich habe in München bei Hans Sedlmayr Kunstgeschichte studiert. Ihm erschien die Moderne nur als Verlust metaphysischer Mitte. Dagegen halfen die Bilder von Franz Marc: Sehnsucht und Glaube, die Schöpfung und das Paradies hat er mit seinen Farben gestiftet.

Gibt es ein Lieblingsbild?
Das Meisterwerk bleibt für mich sein "Turm der blauen Pferde". In ihm kommt zu vollendetem Ausdruck, was er wollte: die Kräfte des Trieblebens und das seelische Geschehen im Bild zu vereinen. Leider ist das Gemälde in den Wirren nach 1945 verschwunden und wir kennen es nur noch in Reproduktionen.

Welchen Nerv unserer Zeit trifft Franz Marc besonders?
In reinen Farben hat er die Einheit der Schöpfung gemalt
und die Versöhnung von Mensch und Tier im unwillkürlichen,
kreatürlichen Blick gefordert. Wenn – wie heute – die Grundlagen
der Natur zerstört werden, erweist sich dieses Werk als aktuelle
Botschaft und als Zauberkunde zugleich.

Hätten Sie eine Frage an Franz Marc?
Zu den Rätseln, die ich als Biograph nicht lösen konnte,
gehört die Gestalt seines zukünftigen Werks, das er leidenschaftlich
ersehnte. Er glaubte an seinen Stern, aber er ist mit 36 Jahren vor
Verdun wie ein Komet auf kurzer Lebensbahn verglüht. Ich gäbe dieses Buch daran, wenn ich ihm diese einzige Frage stellen könnte: Welchen Ausdruck hat Ihr Werk nach dem Ende des Krieges?

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