5 Fragen an ... Peter Balko

5 Fragen an ... Peter Balko

Herr Balko, eine ganz klassische Frage zuerst: Leviathan, der Protagonist in Ihrem Debütroman Zusammen sind wir unbesiegbar, hat noch einen zweiten, richtigen Namen: Er heißt Peter. Wie viel Peter Balko steckt in Peter/Leviathan?
Die Geschichte von Zusammen sind wir unbesiegbar ist durch meine Kindheit in der kleinen Stadt Lu?enec in der Südslowakei inspiriert. Ich war ein kleiner, molliger Junge inmitten einer intakten Familie, liebte Action-Filme mit Jean-Claude Van Damme und Bruce Lee, sehnte mich nach Abenteuern und wollte ein Ninja sein. Der Roman ist eine Mischung aus meinen Erinnerungen, meiner Phantasie, meinen Träumen und den Erzählungen meiner Großeltern. Heute kann ich nicht einmal mehr zwischen Wirklichkeit und Fiktion unterscheiden. Ich bin zum Opfer meiner eigenen Phantasie geworden.

Zusammen sind wir unbesiegbar ist in erster Linie ein wunderbarer Roman über Freundschaft, aber auch die Zeit und die Gegend, in der die Kinder aufwachsen, sind wichtig für den Roman. Wie bewerten Sie selber die Rolle von Geschichte und Politik in Ihrem Buch?
Die ersten achtzehn Jahre meines Lebens habe ich in Lu?enec, ein paar Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt, verbracht. Meine Eltern, Großeltern und alte Freunde leben noch immer dort. Die Südslowakei ist ein kleines Universum mit einzigartiger Lyrik, Landschaft, Sprache und Geschichte. Mein Vater nennt es ein „Niemandsland“, aber für mich ist es vielmehr ein Land für jedermann. Das südliche Grenzland ist Teil meiner DNA. Zusammen sind wir unbesiegbar ist ein Liebesbrief an das Land meiner Kindheit.

Der Roman bewegt sich stets zwischen kindlicher Naivität und erwachsener Reflexion, zwischen Ideenreichtum und Phantasie und der kritischen Schilderung historischer Ereignisse. Ein schwieriges Unterfangen, nicht wahr?
Phantasie, Geschichten und Sprache – das ist mein Kompass beim Schreiben. Zusammen sind wir unbesiegbar benötigte eine ganz spezielle Sprache, die die Schönheit, Nostalgie, Verschlafenheit, Grausamkeit und Endlichkeit der Kindheit einzufangen im Stande ist. Aus diesem Grund habe ich zwei Erzähler in einem vereint – der kindliche Erzähler transportiert die Emotionen und die Phantasie; der auktoriale Erzähler wiederum bringt Kontext und Reflexion mit. Dank dieser Entscheidung konnte ich sowohl die Geschichte meiner Kindheit, als auch jene der Südslowakei erzählen.

Leviathan und Kápia, die beiden sind ein bisschen wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn … Haben Sie literarische Vorbilder?
Als Kind haben mich vor allem Jules Verne, „Die drei Fragezeichen“ und die Bücher von Jaroslav Foglar, ein tschechischer Schriftsteller, beeinflusst – durch deren Geschichten konnte ich faszinierende Abenteuer auf verlassenen Inseln und in den tiefen Weltmeeren erleben. Heutzutage lese ich Julio Cortázar, Alice Munro oder Péter Nádas, aber auch slowakische Autoren wie Dušan Mitana, Ján Johanides oder Václav Pankov?ín. Die Slowakei ist ein kleines Land mit fünf Millionen Einwohnern, aber unsere Literaturproduktion ist außerordentlich ergiebig, vielfältig und interessant. Ich bin ein großer Fan des Horror-Genres und neuerdings vom düsteren H. P. Lovecraft-Universum fasziniert. Ich habe viele Lieblingsautoren, aber ich möchte niemanden kopieren. Überwiegend schreibe ich für mich selbst – immerhin bin ich der erste Leser meiner Texte.

Sie schreiben auch Drehbücher. Könnte man sich Zusammen sind wir unbesiegbar nicht auch sehr gut als Film vorstellen?
Ich habe Drehbuch studiert und im Moment unterrichte ich auf der Academy of Performing Arts in Bratislava. Als Drehbuchautor verdiene ich meinen Unterhalt – inzwischen habe ich schon Drehbücher für drei Spielfilme verfasst. Die Prosa und das Drehbuch sind zwei ganz unterschiedliche literarische Welten, aber ich vermische sie gerne, um die Literatur in den Film und den Film in die Literatur zu bringen. Zusammen sind wir unbesiegbar habe ich nie als Drehbuch betrachtet, da ich meine Kindheit in einer eindeutig literarischen Sprache festhalten wollte. Wäre das ein Film, sähe die Geschichte ganz anders aus. Womit ich allerdings kein Problem hätte, sofern die Regie dafür Wes Anderson oder David Lynch übernehmen würden ...

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