5 Fragen an ... Mely Kiyak

5 Fragen an ... Mely Kiyak

Liebe Mely Kiyak, Ihr Buch Frausein versteht seinen Titel auf ganz unterschiedliche Weisen und trägt ihn in verschiedenste Lebensbereiche. Was hat es mit dem Frausein auf sich?
Beim Schreiben begriff ich mich als Frau, die die Tochter ihres Vaters und ihrer Mutter ist, die Cousine ihrer Cousinen, die Geliebte ihrer Männer, die Autorin ihrer Zeit – und keiner anderen. Was es mit dem Frausein auf sich hat, weiß ich nicht, wohl aber mit meinem. Frausein war der unbedingte Wunsch Archäologie zu betreiben und zu verstehen, wo Kontinuität aufhört und Selbstbestimmung beginnt. Und also pinselt man vorsichtig Erinnerungen ab, und beginnt zu rekonstruieren.

Wie viel davon ist individuell, wie viel ist allgemein?
Bevor ich Frausein schrieb, schrieb ich einen Text, der gar nicht meiner war. Er war zu allgemeingültig, ein Text im Namen aller. Ich hatte fälschlicherweise angenommen, dass ich mich im Plural mit anderen Frauen denken und beschreiben müsse. Ich wollte eine von vielen sein. Eine von ihnen. Aber das ist falsch.

Zu den schönsten Szenen im Buch gehören deshalb die sehr konkreten Gespräche mit den älteren Cousinen, die ziemlich handfeste Hinweise fürs Leben als Frau geben. Neben solchen Begleiterinnen spielt aber auch ein Mann eine ganz besondere Rolle: Ihr Vater. Er scheint ein Mensch zu sein, von dem sich manches abschauen lässt.
Womöglich macht es einen Unterschied, ob man die Tochter eines liebenden, humorvollen, nachsichtigen und großzügigen Vaters ist, oder nicht. Hielt man unseren Vater auf der Straße an und fragte, wie es den Kindern geht, bekam er einen Weinkrampf und stammelte: Ich liebe meine Kinder. Ein gleichermaßen befremdliches wie bumslustiges Schauspiel. Wir haben uns über unseren Vater lebenslang amüsiert. Vor allem mussten wir für seine Liebe nichts tun. Der Vater war alles mögliche, Geschichtenerzähler, Frühstückszubereiter, Zuhörer; ein wirklich netter Mensch.

Es ist auch ein Buch über den Körper, mit allem, was an Freud und Leid dazugehört. Gibt der menschliche Körper mehr Anlass zur Feier oder zur Verzweiflung?
Es ist ja beides angelegt im Körper, Schmerz und Lust. Aber grundsätzlich denke ich über Freude und Kummer ein wenig anders. Das Leben und seine Verhältnisse geben Anlass zur Feier oder zur Verzweiflung. Es ist alles in allem eine schöne Welt, in der man sich bewegt. Die Meere, die Wolken, die Pflanzen, die Tiere, man kann sein Glück kaum fassen, dass man ein Leben erwischt hat.

Das Buch ist eine ungeheuer aufrichtige Auseinandersetzung mit sich selbst. Sind Frauen anders allein als Männer?
Ich glaube, Schreibende sind anders allein.

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