5 Fragen an ... Lauren Groff

5 Fragen an ... Lauren Groff

Liebe Lauren Groff, Sie haben diese Geschichten über einen Zeitraum von einigen Jahren hinweg geschrieben. Warum sind Sie in Ihrem Schreiben immer nach Florida zurückgekehrt und hat dieser kontinuierliche Prozess des Schreibens über den von Ihnen gewählten Heimatstaat Auswirkungen darauf, wie Sie ihn empfinden, darüber denken?
Irgendetwas an Florida ließ mir keine Ruhe: Ich fühle mich hier nicht zu Hause, obwohl ich seit über vierzehn Jahren in Gainesville lebe. Ich glaube, dass Literatur, die etwas zu sagen hat, aus den dunklen, widersprüchlichen, widerstreitenden Teilen des Gefühlslebens hervorgeht, und in mir tauchten einfach immer wieder Geschichten auf, die die verletzlichen und verräterischen Teile dieses Staates erforschten. Mich quer durch Florida zu schreiben hat mir geholfen, das Land zu lieben, so wie man ein schwieriges Familienmitglied liebt.

Florida ist nicht nur voll von atemberaubend schönen Naturbeschreibungen, sondern auch tief durchzogen vom Unbehagen angesichts der nicht zu leugnenden Zeichen, der menschengemachten Zerstörung unseres Planeten. War dieses Thema für Sie beim Schreiben von Anfang an ein zentrales Motiv, oder konnten Sie ihm schlicht nicht ausweichen?
Als ich mein erstes Kind bekommen hatte, wurde mir klar, dass mein Schreiben, wenn ich nicht in irgendeiner Weise den Klimawandel einbezöge, ein amoralisches Schreiben wäre: Es wäre Unterhaltung, die nur dazu diente, das zu bekräftigen, was wir bereits über die Welt wissen, und nicht Kunst, die den Betrachter oder Leser tief in die beunruhigendsten Teile der Welt blicken lässt. Ich will Kunst schaffen, keine Unterhaltung. Ich kann nicht anders als über den Klimawandel zu schreiben.

In Florida kommt es immer wieder zu faszinierenden Verwandlungen: Der pummlige, blasse Bücherwurm wird zur hungergestählten sonnengegerbten Aussteigerin, Schoßhunde entdecken den Wolf in sich, Orkane verwandeln paradiesische Landschaften in wahre Kriegsschauplätze. Was reizt sie an diesem Thema der Metamorphose?
Ich habe wahrscheinlich viel zu jung Ovid gelesen! Die Wahrheit ist, dass Literatur die außergewöhnliche Fähigkeit hat, aus Worten Skulpturen des Wandels in der Zeit zu schaffen; Zeit ist der am tiefsten gehende Gegenstand der Literatur, und Wandel ist eine Funktion der Zeit.

In allen Erzählungen dieses Bandes spielen zwei Gefühle eine große Rolle: Angst und Zorn. Die zumeist weiblichen Hauptfiguren haben Angst zu versagen, Angst davor keine gute Mutter zu sein, Angst vor Krankheit, Angst vor Umweltkatastrophen. Eine klassischerweise Frauen zugeschriebene Emotion. Aber sie sind auch voller Zorn, der ihnen eine immense Kraft verleiht. Wie verhalten sich diese beiden Regungen zueinander?
Nun, diese Gefühle sind diejenigen, die ich am stärksten empfinde: Ich bin ein so ängstlicher, furchtsamer Mensch, dass ich überhaupt nicht funktionieren könnte, wenn ich nicht von Zorn in Brand gesetzt würde. Der Zorn lässt mich arbeiten, macht mich fähig, in dieser ungerechten, oft amoralischen Welt zu leben.

Unter den weiblichen Figuren in diesen Erzählungen gibt es viele Mütter, Mütter mit einer ambivalenten Haltung ihrer Mutterrolle gegenüber, dem was im Allgemeinen von Müttern erwartet wird, die aus psychischen, finanziellen oder anderen Gründen aus dem Muster ausscheren. Würden Sie sagen, dass das Muttersein ihr Schreiben verändert hat?
Jedes große Erdbeben, das die Lebensrundlagen eines Künstlers verändert, wird das Werk dieses Künstlers verändern; Mutter zu werden, ebenso der Umzug nach Florida, die Veröffentlichung meines ersten Buches, verschiedene Ereignisse von Gewalt und Krankheit in meinem Leben, haben alle dazu beigetragen und mein Schreiben verändert.

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