5 Fragen an ... John Corey Whaley

5 Fragen an ... John Corey Whaley

John Corey Whaley, Das zweite Leben des Travis Coates handelt von einem Jungen, der einen Kopf transplantiert bekommt. Oder von einem Jungen, der einen Körper transplantiert bekommt? Egal, wie rum man es sieht, auf jeden Fall ist es keine typische Geschichte über das Erwachsenwerden eines Jungen oder eines Mädchens. Wie sind Sie auf die Idee mit der Transplantation gekommen? Wo kommt diese Geschichte her?
Ich kann gar nicht genau sagen, wo die Idee herkam. Ich wollte auf jeden Fall gern über etwas Absurdes schreiben, das aber dennoch eine realistische Grundlage hat. Ich bin ein Fan von Kurt Vonnegut, deshalb wollte ich immer schon eine alberne Prämisse nehmen und aus ihr dann einen starken menschlichen Charakter entwickeln. Einen, mit dem sich jeder Leser identifizieren kann.

Sie beschäftigen sich in Ihren Büchern mit so vielen komplizierten Fragen und Ideen – Verlust in jeglicher Form, Coming Out, die Schuldgefühle derjenigen, die überlebt haben, Seelenverwandtschaft etc. – und doch schreiben Sie immer mit so viel Anmut und Empathie für jeden Ihrer Charaktere. Was war die größte Herausforderung beim Schreiben dieses Buches? Haben Sie vorher recherchiert?
Die größte Schwierigkeit beim Schreiben von Travis Coates war es, eine gesunde Balance zwischen Komödie, Drama und Science Fiction zu finden und durchzuhalten. Ich habe zwar ein wenig zu Kryotechnik und Kopftransplantationen recherchiert, aber ich habe den Anteil der technischen und medizinischen Informationen innerhalb der Geschichte absichtlich gering gehalten. Ich wollte nie, dass es eine Science-Fiction-Geschichte wird, deshalb musste ich sicherstellen, dass es gerade genug war, um den Plot voranzutreiben, ohne dass die Leser anfangen, ins Zweifeln zu geraten. Ich wollte auch, dass es eine überraschend tiefsinnige, aber manchmal eben trotzdem auch schrullige Geschichte wird. Und den richtigen Platz für Humor und Tragik zu finden, kann ja bei jeder Geschichte eine Herausforderung sein.

Einer der interessantesten Aspekte dieses Buches war für mich, dass, obwohl die Grundvoraussetzung ungeheuerlich ist, der Kern der Geschichte dann ein klassischer Jugendbuchplot ist: Es geht ums Erwachsenwerden und darum, zu lernen, mit den Karten klarzukommen, die das Leben einem in die Hand gegeben hat. Was, hoffen Sie, können junge Menschen aus diesem Buch mitnehmen? Oder anders ausgedrückt, was würden Sie dem 16-jährigen Travis gern mit auf den Weg geben?
Ich hoffe, dass junge Menschen, auch Travis, die Botschaft mitnehmen können, die Travis selbst gegen Ende der Geschichte formuliert: Dass man erwachsen werden und sich verändern kann – wir alle können das – und trotzdem die Menschen, die einem am nächsten stehen, immer noch um sich haben kann, wenn auch vielleicht auf andere Weise. Ich wollte, dass es in diesem Buch um Beziehungen geht. Darum, wie sich Beziehungen mit der Zeit verändern können – zum Guten wie zum Schlechten – und dass man das nicht immer aufhalten kann.

Die Frage ist ein bisschen albern, aber nachdem Sie dieses Buch geschrieben und über all die Fragen nachgedacht haben, die damit zu tun haben, dass Travis sich seinen Kopf hat abnehmen und einfrieren lassen, um ihn fünf Jahre später auf einen anderen Körper transplantiert zu bekommen – würden Sie es tun? Würden Sie eine Körpertransplantation machen lassen?
Ich sage immer, es kommt darauf an, wessen Körper sie mir geben würden. Den von Brad Pitt? Dann wäre ich dabei.

Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Ich verrate immer nur sehr wenig, wenn ich noch am Schreiben bin, aber ich kann schon sagen, dass es um jemanden geht, der unter extremer Angst leidet und in der Umgebung von Los Angeles lebt.

Die Fragen stellte Adina Talve-Goodman.

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