Presse
„Ein grell gezeichnetes Sittengemälde Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg. ... Schreiben kann Eckhart, es steckt einiges an Lebensklugheit in diesem mehr als prallen Buch.“ Meike Schnitzler, Brigitte Online, 27.08.20
„Sprachlich auf jeder Seite ein Knüller. Ein sehr origineller, wirklich sehr überraschend sprachmächtiger Roman.“ Rainer Moritz, NDR Kultur, 01.09.20
"Lisa Eckhart schreibt sich mit Omama in die burleske Spielart der österreichischen Literatur ein. ... Tausendmal unterhaltsamer als die bleierne, humorresistente Empfindsamkeit die in so vielen Gegenwartsromanen regiert, weil ja alles so schlimm ist." Adam Soboczynski, DIE ZEIT, 27.08.20
"'Omama' ist wahrlich ein Gipfel schwarzhumorigen Schmähs." Der Tagesspiegel, 30.08.20
"Ein sehr scharfzüngiger, witziger, böser Roman." Markus Brügge, WDR5 Scala, 17.08.20
„Ein wildes Gemisch aus erzählerischen Stücken, sehr viel kabarettistisch grundiertem Herumgespiele mit Sprache und mitunter so boshaften wie scharfsinnigen Auslassungen der Autorin zu gesellschaftlichen Stichworten. (…) Die Autorin versteht sich aufs Zuspitzen, aufs Absurde, auf verbale Knallbonbons.“ Iris Hetscher, Weser Kurier, 19.08.20
„Der Roman ist ein Gemisch aus Erzählung und satirischer Welterklärung mit essayistischen Passagen, voller Provokationen, reich, leider sogar überreich an Pointen. Das ist fantasievoll, auch scharfsinnig, wortwitzig, sprach- und selbstverliebt.“ Ulrich Kühn, NDR Kultur, 17.08.20
„Leserinnen und Leser, die eine gehörige Portion Satire vertragen und Lust daran haben, sich mit den eigenen Abgründen zu beschäftigen, finden in Eckharts 'Omama' ein wahres Lesevergnügen, gerade weil ihnen hier und da das Lachen im Halse stecken bleiben wird.“ Helen Roth, SWR2 lesenswert, 16.08.20
„Man wird blendend unterhalten und kann die ganze Zeit über Helga lachen, was auch daran liegt, dass die Enkelin alias die Erzählerin das Talent besitzt, sowohl aus der ödesten als auch aus der brutalsten Begebenheit eine gute Geschichte zu machen.“ Doris Akrap, taz, 15.08.20
„Ein böser und lustiger Roman.“ Tobias Haberl, SZ-Magazin, 14.08.20
„Ein Parforceritt durch den österreichisch-abendländischen Kulturkreis. Eckharts 'Omama' ist eine Farce, wie sie im Buche steht. Eine Posse in einem Mirakelspiel, in dem die Legende von der Omama durch den Fleischwolf gedreht wird, bis der Leser ein verzücktes Bäuerchen macht.“ Ute Cohen, der Freitag, 13.08.20
„Im autobiografisch geprägten Roman 'Omama' erzählt Lisa Eckhart so scharf, wie man von ihren Auftritten gewohnt ist, von der resolut-goscherten Helga aus der Sicht ihrer Enkelin.“ Anne-Catherine Simon, Die Presse, 13.08.20
„Schwarzhumorig und bitterböse. Der satirische Grundton unterscheidet Lisa Eckharts 'Omama' vom Großteil der bekannten Großelternliteratur.“ Wolfgang Popp, Ö1 Morgenjournal, 12.08.20
„'Omama' will unterhalten und spielt auf jeder Seite mit verbalen Deftigkeiten. Der Roman hält mit viel Handlung bei der Stange, in den Szenen zur Besatzungszeit ist er böse und dennoch sensibel. Eine schamlose Liebeserklärung.“ Michael Wurmitzer, Der Standard, 12.08.20
„In ihrem Debütroman 'Omama' erzählt Eckhart mit viel Sprachwitz und ganz unsentimental von ihrer Großmutter.“ Lillian Moschen, ORF1 ZIB Nacht, 11.08.20
„Sprachlich erinnert Omama durchaus an die Kabarettistin. Das Assoziative in der Sprache, das Deftige in den Dialogen, der ausgesuchte Austriazismus. Lisa Eckhart ist mit 'Omama' eine Art feministischer Roman geglückt. Es sprechen fast nur Frauen miteinander, nur selten geht es um Männer. Es fehlt das Diabolische, und das ist ein Gewinn.“ Arno Frank, DER SPIEGEL, 08.08.20
„All das macht Mordsspaß, ist geschliffen und intelligent formuliert und ergibt in Summe ein funkelndes Debüt.“ Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 08.08.20
5 Fragen an …
Lisa Eckhart
Liebe Frau Eckhart, eine Frage, bevor wir zu Ihrem ersten großen Roman kommen: Ihre Bühnenprogramme sind auf sprachlicher Ebene sehr ausgefeilt. Schreiben Sie alles selber, was Sie auf der Bühne erzählen, und gibt es Dinge, die man auf der Bühne nicht sagen darf, im Roman aber schon?
Ich wäre wohl eher bereit, wichtige Vitalfunktionen an Maschinen abzugeben, als das Schreiben an andere Menschen. Und natürlich darf ich auf Bühnen alles sagen, was ich will. Schlimmer noch, ich muss es sogar. Was ich nicht darf, ist nichts zu sagen. So etwas geht nur im Roman. Da kann ich mich gemütlich gehen und die Sprache laufen lassen. Und je weniger Selbst im Spiel ist, umso näher kommt man der Kunst. Auf der Bühne wäre das ein Desaster. Zumindest im Kabarett. Wenn ich da nur das blinde Medium gebe, durch welches die Sprache spricht, laufen mir doch alle davon. Und recht hätten sie. Sie kommen ja, um mich zu sehen. Also muss ich mir die Texte auf den eigenen Leib schneidern. Ich muss schneidern und Modell stehen. Beim Romanschreiben ist das anders. Da hab ich Ruhe vor mir selbst. Ich setze mich an den Computer und denke erleichtert: Jetzt mach ich endlich mal nichts für mich.
Wann haben Sie begonnen über einen Roman nachzudenken und warum gerade über die Großmutter, die Omama?
Ich selbst dachte erst gar nicht daran. Man hat mich schriftlich aufgefordert, als ich mich vor ein paar Jahren auf einer Russlandreise mit der Großmutter befand. Damals verfasste ich mehrere Briefe, um von ihren Kapriolen zu künden. Woraufhin ich die Bitte erhielt, die Briefe zu einem Roman auszuweiten. Erst war mir der Gedanke zuwider, reale Begebenheiten zu plagiieren. Dem Leben nach dem Mund zu reden, hielt ich für künstlerisches Versagen. Kreative Resignation. Etwas für den Lebensabend. Wenn man sich nichts mehr ausdenken kann, schreibt man eben stumpf, was war. Heute sehe ich das etwas anders.
Der erste Teil des Romans spielt in der unmittelbaren Nachkriegszeit, 1945 in einem von den Russen besetzten Gebiet in Österreich. Die Helga, die Omama, ein fleißiges, aber hässliches Entlein, und ihre schöne Schwester Inge sind heranwachsende Teenager. Einen Text wie den Ihren habe ich über diese Zeit noch nie gelesen. Launig, witzig, ironisch. Wie haben Sie für diesen Text recherchiert?
Indem ich Großmutter zugehört habe. Doch das ist gar nicht so leicht, wie es klingt. Großmutter ist wie das Orakel von Delphi. Auf Fragen antwortet sie nur alle heiligen Zeiten und wenn, dann äußerst kryptisch. Aber das, was sie erzählte, habe auch ich so zuvor noch nie gehört. Wie die Geschichte mit ihrer Schwester, die man unterm Bett versteckte, während sie sich draufsetzen musste, hoffend, da greife der Russe nicht hin. Davon hat sie oft berichtet. Und darauf hab ich mich verlassen. Großmutter lügt schließlich nicht. Aber nicht, weil es unmoralisch, oder sie so aufrichtig wäre. Großmutter hält von der Lüge, was ich einst von der Wahrheit hielt: Zeitverschwendung.
Der zweite Teil spielt dann auf dem Land. Helga wird dorthin verschickt, um den Dorfwirt zu heiraten. Dass der schon verheiratet ist, stellt sich schnell heraus. Und der Helga wäre ohnehin der Dorfschönling lieber. Sie deklinieren quasi das Dorfpersonal durch: die Dorfmatratze, den Dorfdeppen … Was ist das mit Ihnen und mit der Provinz?
Ich glaube, das ist kein persönlicher, sondern ein allgemeiner Fetisch. Man denkt den Begriff Provinz ja gern mit Provenienz zusammen. Eine Herkunft, von der man sich krampfhaft emanzipieren will und immer wieder darauf zurückfällt. Redet einer über das Leben am Dorf, tut er es meist abfällig. Der Begriff Global Village hingegen wird meist positiv gebraucht. Im Grunde aber sind es dieselben Phänomene, die hier getadelt und dort gelobt werden. Die tyrannische Intimität, die totale Überwachung, die grenzenlose Tratschsucht. Auch der Begriff Landflucht ist ja äußerst ambivalent. Viele verlassen ihre Dörfer, um sich später ihr Innenstadt-Loft mit Landhausmöbeln einzurichten. Das Land ist immer auch das Andere, eine endlose Projektionsfläche. Es könnte sich wohl jeder fragen, was das mit ihm und mit der Provinz ist.
Vielleicht können Sie ein bisschen beschreiben, wie Sie arbeiten?
Ungeduscht am Küchentisch. Und, wie gesagt: Für die Bühne schreibe ich das, was ich gerne sagen würde. Im Roman schreibe ich das, was ich gerne lesen würde. Und das ist eben ein Bastard aus Essay, Roman und Sprachspielerei.
Interview: Bettina Wörgötter