Buch
Deutschland 25,00 €
Sam, der Schimpanse, den Professor Schemerhorn in eine TV-Show bringt, kann in der Gebärdensprache nicht nur einen Cheeseburger bestellen, sondern auch seinen Namen sagen. Wie ein Kind wächst er umsorgt von Wissenschaftlern auf. Als die schüchterne Aimee dazu stößt, entspinnt sich eine einzigartige Beziehung: Sam erwidert ihre Gefühle und entwickelt sich regelrecht zu einem Individuum. Als jedoch die Vision Schemerhorns, der an das Menschliche im Tier glaubt, keine Schule macht, wird er für Tierexperimente von einer anderen Universität beschlagnahmt. Aimee ist am Boden zerstört und fasst einen verrückten Plan. T. C. Boyle geht ebenso komisch wie mitfühlend der Frage nach, ob uns Tiere ähnlicher sind, als wir vermuten.
Übersetzt aus dem Englischen von Dirk Gunsteren
Erscheinungsdatum: 25.01.2021
352 Seiten
Hanser Verlag
Fester Einband
ISBN 978-3-446-26915-6
Deutschland: 25,00 €
Österreich: 25,70 €
ePUB-Format
E-Book ISBN 978-3-446-26987-3
E-Book Deutschland: 18,99 €
Sie lernte nicht. Sie wollte lernen, sie hatte es vor, sie würde jeden Moment damit anfangen. Aber erst wollte sie das Album zu Ende hören – das neue von den Talking Heads mit der bassbetonten Coverversion von »Take Me To The River«, das sie nicht oft genug hören konnte – und durch alle Fernsehkanäle zappen, während sie ihre tägliche Dosis Dinatriumguanylat, autolysierten Hefeextrakt und ausgeschmolzenes Hühnerfett zu sich nahm. Mit anderen Worten: die Instant-Ramen, die in letzter Zeit so ziemlich das Einzige waren, was sie aß. Sie waren billig und schnell zubereitet, und das war alles, was zählte. Nicht, dass sie darüber besonders froh gewesen wäre – sie wusste, sie sollte sich besser ernähren, aber es war Wochen her, dass sie etwas auch nur annähernd Gesundes gegessen hatte, und das waren dann bloß Spaghetti mit einer roten Sauce aus dem Glas gewesen, dazu ein paar Blätter Eisbergsalat und ein bisschen eingelegtes Gemüse. War eingelegtes Gemüse gesund? Es beugte Skorbut vor, das hatte sie irgendwo gelesen. Columbus hatte es als Proviant auf der Niña, der Pinta und der Santa Maria mitgenommen, aber sie befand sich ja nicht auf hoher See, sondern in einem Studentenwohnheim, und ihr Problem war Zeit. Und Wille. Arbeiten, lernen, arbeiten, lernen – es war, als säße sie auf einem Standfahrrad und träte wie verrückt in die Pedale, ohne sich je vom Fleck zu bewegen.
Die Ramen (mit Shrimp-Limonen-Geschmack) kochten auf dem Herd. Ihre Bücher lagen ausgebreitet auf dem alten Schrankkoffer vom Trödel, den sie als Sofatisch benutzte. Sie wollte lernen und dabei essen, danach vielleicht einen kleinen Spaziergang machen und dann weiter lernen, bis sie zu Bett ging, was sie in letzter Zeit irgendwann zwischen elf und zwei tat, je nachdem, wie gelangweilt sie war und wie aussichtslos ihr das Streben nach einem Studienabschluss vorkam. Doch zuerst griff sie nach der Fernbedienung, um zu sehen, was gerad ein Fernseher lief. Auf dem Bildschirm erschien ein Haufen entschlossener Gestalten mit Helmen und Stollenschuhen, die auf einer weiten, leuchtend grünen Rasenfläche einem Ball hinterherliefen. Sie schaltete weiter: eine Sitcom. Weiter: Nachrichten. Weiter: eine Gameshow.
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Sacha Batthyany, Tages-Anzeiger
T. Coraghessan Boyle ist Autor von zahlreichen Romanen und Erzählungen. Der 1948 geborene Sohn irischer Einwanderer wuchs in prekären Verhältnissen auf: Seine Eltern waren beide Alkoholiker, während er sich als Herumtreiber und Schulversager einen schlechten Ruf einhandelte. Mit Ach und Krach schaffte er den High-School-Abschluß. Seine Liebe zum Schreiben entdeckte er während seines Geschichtsstudiums. Nach kurzer Lehrtätigkeit an seiner alten High School folgte Boyle dem Ruf der Literatur, nahm Auto und Freundin und zog nach Iowa, um dort seinen Ph. D. in Englischer Literatur zu machen. Während seiner Zeit am Writer Workshop wurde er unter anderem von John Irving gefördert.
Nach der Veröffentlichung seines ersten Erzählbands (The Descent of Man, 1979; deutsch: Tod durch Ertrinken, 1995) gab es kein Halten mehr: Schreiben ist für Boyle eine Sucht, fast jedes Jahr bringt er ein Buch heraus. “Meine Agenten sagen immer, ich soll nicht so schnell schreiben. Ich schreibe aber nicht wegen des Geldes, Schreiben ist mein Leben! Vielleicht schreibe ich ganz viele Bücher auf Vorrat, dann könnte man die noch nach meinem Tod jahrelang herausbringen. Wie Jim Morrison, der bringt auch noch jedes Jahr eine neue Platte heraus.” Boyle lebt mit Frau, Kindern und Hund im sonnigen Kalifornien und steckt als Literaturprofessor an der University of Southern California die Studenten mit seiner Schreibbegeisterung an.
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Wo verläuft die Grenze des menschlichen Bewusstseins – und sind uns Tiere ähnlicher als wir vermuten? Dieser Frage geht T. C. Boyle ebenso komisch wie mitfühlend in »Sprich mit mir« nach.
T. C. Boyle beantwortet Fragen zu seinem neuen Buch.
4 Frauen, 4 Männer, 2 Jahre in einem riesigen Terrarium. Bestsellerautor T. C. Boyle erzählt vom halsbrecherischen Versuch, eine neue Welt zu erschaffen.
Mit seinem Lektor Piero Salabè hat T. C. Boyle über viele verschiedene Dinge gesprochen: Über schriftstellerische Vorbilder, Produktivität als Autor, Disziplin, die lokale Verortung der Romane, Boyles Liebe zur Natur, den Bergen und das Verhältnis zu Einsamkeit und dem Draußen, über Lesungen und Lesereisen genauso wie über Religion und Wissenschaft und auch die große Frage, warum T. C. Boyle vermutlich niemals eine Autobiographie schreiben wird, aber hoffentlich noch viele Romane.
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