Quint Buchholz

Quint Buchholz

Ein Meister der vielen Blautöne

Quint Buchholz, 1957 in Stolberg geboren, studierte Kunstgeschichte, später Malerei und Grafik an der Kunstakademie in München. Heute lebt er mit seiner Familie in Ottobrunn. Seit 1979 arbeitet er als Maler und Illustrator, seit 1988 illustriert er Kinder- und Jugendbücher und veröffentlicht eigene Geschichten. Er gehört zu den renommiertesten deutschen Buchillustratoren. Seine Motive sind auf Plakaten, Postkarten und CD-Covern ebenso zu finden wie in Kalendern und auf inzwischen mehreren hundert Buchumschlägen.

Für Hanser hat er Bücher von Elke Heidenreich, Jostein Gaarder, David Grossman, Amos Oz, Roberto Piumini und Jutta Richter, aber auch zahlreiche eigene Texte illustriert. Mit seinem Bilderbuch Schlaf gut, kleiner Bär gelang ihm 1993 der erste internationale Erfolg. 1997 erschien Der Sammler der Augenblicke, das mit vielen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurde und auf der New-York-Times-Book-Review-Liste der 10 besten Bücher des Jahres stand. Quint Buchholz’ Bilder wurden bislang in über siebzig Einzelausstellungen gezeigt. Bei Hanser folgte nach dem Bilderbuch Im Land der Bücher (2013) das von ihm illustrierte Liederbuch Sonne, Mond und Abendstern von Dorothée Kreusch-Jacob (2017).

Homepage von Quint Buchholz >

Quint Buchholz - Zitat

„Meine Bilder wollen nicht überwältigen“: Im Gespräch mit dem Goethe Institut

Sie haben gesagt, dass „das Malen von Bildern und das Schreiben von Geschichten für Kinderbücher einer der schönsten und wichtigsten Berufe“ ist. Was ist daran für Sie besonders schön?
Bilder und Geschichten prägen von Anfang an unsere Vorstellungskraft, unsere Träume, unser Sehnen, unsere Phantasie in einem unendlich großen Raum, den wir im allgemeinen nicht der Realität zurechnen, obwohl er einen immens wichtigen Teil unseres Seins ausmacht. Dafür zu arbeiten und sich mit und in diesem Raum zu beschäftigen, ist ein Geschenk und ungemein interessant und bunt dazu.

Es heißt oft, dass Ihre Bilder eine magische Stille ausstrahlen. Wie passt das für Sie zur Welt der Kinder von heute?
Meine Bilder haben sicherlich nicht allen Kindern etwas zu sagen, das ginge ja auch gar nicht. Manche finden sie richtiggehend langweilig, was auch in einer Gewöhnung an die Reizfrequenz moderner Medien begründet sein mag. Ich glaube aber, dass es gerade in dieser oft so lauten und schnellen und uns mit Eindrücken und Informationen überflutenden Welt auch weiterhin diese anderen Orte geben muss: Räume der Stille, der Verlangsamung für die oft rastlos umherwandernden Gedanken. Gedankenräume, in denen nichts an einem zerrt. Meine Bilder wollen nicht überwältigen oder ein bestimmtes Erleben erzwingen. Ich hoffe, man kann in ihnen einfach nur sein oder sich eine Weile in Ruhe einer Idee hingeben. Was schwer genug ist.

Was sind für Sie die wichtigsten Merkmale von gelungenen Bildern für Kinder?
Da es so viele verschiedene Kinder mit sehr unterschiedlichen Fragen, Bedürfnissen und Begabungen gibt, muss es natürlich viele ganz unterschiedliche Arten von Bildern geben. Es gibt ja nicht das eine richtige Bild oder Buch für alle oder für eine bestimmte Altersstufe. Wichtig finde ich die Haltung, mit der man arbeitet. Wenn wir Kinder und unsere Arbeit für sie sehr ernst nehmen, uns selber aber nicht zu sehr, ist schon viel gewonnen. Ich versuche, Belehrungen und den wissenden erwachsenen Fingerzeig zu vermeiden und stattdessen eher davon zu erzählen, dass es Freiräume gibt, in denen man ohne Angst seine Vorstellungskraft und seine Gedanken ausprobieren kann. In denen man etwas entdecken kann, was auf dem Bild selbst nicht unbedingt zu sehen ist. Ermutigung und Geborgenheit sind in diesem Zusammenhang wichtige Begriffe für mich. Und nicht zuletzt müssen wir uns, wenn wir Kinderbücher machen, mit der Tatsache beschäftigen, dass unsere Arbeit für ästhetische und künstlerische Vorlieben prägend sein kann, ob uns das passt oder nicht. Es sind ja die Ur-Bildeindrücke, die man in der frühen Kindheit sammelt, und sie bleiben oft bestimmend oder richtungsweisend für ein ganzes Leben.

Wie entstehen Ihre Illustrationen?
Seit einigen Jahren male ich die meisten meiner Bilder mit Acrylfarben und unterschiedlichen Pinseln auf Aquarellkarton oder auf Leinwand. Ich bereite meine Bilder lange vor, ich versuche möglichst viel zu wissen oder vor mir zu haben in Form von Skizzen, Fotos oder Modellen, Aufbauten im Atelier, wenn ich mit der Arbeit am Original beginne. Und dann dauert ein Bild möglichst so lange, wie es eben dauert. Schnelligkeit ist kein Kriterium, das mich beim Malen interessiert.

Wann sind Ihre Bilder für Sie fertig?
Der tschechische Dichter Jan Skácel hat in einem seiner Gedichte einmal gesagt, dass der Dichter ein Gedicht nicht beendet, sondern es verlässt. So ist es bei Bildern auch. Natürlich suche ich diesen Zeitpunkt, an dem ich nicht mehr weiß, was ich mit meinem gegenwärtigen Wissen und meinen vorhandenen Fähigkeiten an einem Bild noch besser machen könnte. Das wäre meine Definition, nur für mich und meinen Arbeitsprozess. Ich versuche, mir alle Zeit zu lassen, um zu diesem Punkt zu gelangen.
Die zeitlichen Vorgaben beim Bücher Illustrieren behindern diesen Prozess manchmal. Es gibt also auch Bilder, die sind fertig, weil Abgabetermin im Verlag ist. Aber ich versuche, das so weit wie möglich zu vermeiden. Die große, absolute Wahrheit gibt es ja sowieso nicht, im Leben so wenig wie in der Kunst. Wir arbeiten immer mit Möglichkeiten, auch wenn zu unserem Handwerkszeug ganz zentral das Streben nach Konsequenz und Wahrhaftigkeit gehört. In diesem Sinne gibt es kein „richtig“, kein „fertig“, das wir irgendwann zweifelsfrei erkennen könnten. Außerdem lebt ein Bild ja auch oder gerade nach dem Ende des Malens weiter. Mein Blick darauf verändert sich. Das Bild verändert sich durch die Zeit, durch das Licht und die Umgebung, in der es hängt und durch die Erfahrung derer, die es anschauen. Durch das Angeschautwerden verändert es sich am meisten und öffnet sich, so lange es etwas zu sagen hat, für immer neue Assoziationen, Deutungen, Geschichten. Das jedenfalls wäre meine Idee, mein Wunsch.

Gekürzte Fassung
(Interview: Dagmar Giersberg)

Zum ganzen Interview des Goethe Instituts >

Maler, Illustrator und Autor: Auszeichnungen

  • 2015 Premio Letteratura Ragazzi
  • 2000 Mildred L. Batchelder Award
  • 2000 Los Angeles Times Book Review Best Children’s Book of 2000
  • 1999 Prix Enfantaisie
  • 1999 One of the ten Best Illustrated Books of the Year der New York Times Book Review
  • 1998 Mildred L. Batchelder Award
  • 1998 Bologna Ragazzi Award
  • 1997 Vlag en Wimpels
  • 1997 Prix de la Lecture à Deux Voix
  • 1997 Auszeichnung des Art Directors Club Deutschland eV
  • 1996 Ehrenliste Hans-Christian-Andersen-Preis
  • 1995 Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis
  • 1995 Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis
  • 1994 Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis
  • 1994 Luchs des Monats (Die Zeit & Radio Bremen)
  • 1994 New York Times Outstanding Book of the Year
  • 1993 Die schönsten deutschen Bücher, Stiftung Buchkunst
  • 1993 Luchs des Monats (Die Zeit & Radio Bremen)
  • 1993 Luchs des Monats (Die Zeit & Radio Bremen)
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Zu Besuch im Atelier

Quint Buchholz ist ein Meister der vielen Blautöne und ruhigen Szenarien. Weite, Einsamkeit und Melancholie, aber auch Glück und das Entdecken der Möglichkeiten finden sich in seinen Bildern. Er hat für den Hanser Verlag schon viele Buchcover entworfen und Bücher illustriert – nun haben wir ihn in seinem Atelier in München besucht und mit ihm über seine Arbeit gesprochen.

Blättervideo

Blättern Sie mit uns durch Dorothee Kreusch-Jacobs bezauberndes Lieder- und Geschichtenbuch zur guten Nacht –traumhaft schön bebildert von Quint Buchholz.

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